Witten. Es ist wie mit dem Fahrrad fahren in der Wittener Fußgängerzone. Man darf es nicht, viele tun es trotzdem. Aber wird das Badeverbot an der Ruhr überhaupt kontrolliert?
Seit vielen Jahren gilt ein Badeverbot für die Ruhr in Witten. Wer dagegen verstößt und auf frischer Tat erwischt wird, bekommt eine schriftliche Verwarnung. Zahlen – 20 Euro – muss man aber erst im Wiederholungsfall. Erst beim dritten Mal wird es ernst. Dann droht ein Bußgeld ab 100 Euro. Wobei es – anders als im ruhenden Verkehr – keine engmaschigen Kontrollen gibt. „Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) kontrolliert im Rahmen der normalen Streife. Schwerpunktkontrollen bezüglich des Schwimmens in der Ruhr finden zurzeit nicht statt“, erklärt Stadtsprecherin Heinke Liere.
In diesem Sommer hat der KOD noch niemanden in Badehose oder Bikini an der Ruhr zur Kasse gebeten. Es wurden lediglich zehn schriftliche Verwarnungen erteilt. Im Vorjahr war das insgesamt 25-mal der Fall. Auch damals gab es keine Verwarn- oder Bußgelder.
Witten erteilt Naturfreibad eine Absage
Es gab sogar mal ein Naturfreibad in der Ruhr in Bommern, zwischen 1928 und 1955. Doch jeder Versuch, gerade seitens der Jungen Union, es wiederzubeleben, ist gescheitert. „Gemeinsam wurden zahlreiche mögliche Standorte am Fluss und am Kemnader See betrachtet und bewertet. Das Ergebnis: Auf Wittener Stadtgebiet gibt es keinen geeigneten Standort“, so das Fazit der Verwaltung nach einer Prüfung im Jahr 2021.
Selbst in einem relativ ruhigen Abschnitt der Ruhr wie an der Uferstraße 23/25 kam und kommt für die Verantwortlichen ein Schwimmbad nicht in Frage. „Man kann heute noch vereinzelt die Liegeterrassen erkennen“, sagt Kurt Hirsch, Geschäftsführer des Wittener Kanu Skiclubs (WSC). Die Stadt spricht von Herausforderungen, die sie nirgendwo an der Ruhr erfüllt sieht.
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„Die Strömung darf nicht zu stark sein, es dürfen keine gefährlichen Strudel auftreten. Selbst wenn das bei normalem Wasserstand gewährleistet ist, muss das Bad schnell und unzweifelhaft geschlossen werden, wenn das Wasser gefährlich steigt. Fazit: „Es gibt im gesamten Ruhrverlauf keine verlässlich ungefährliche Stelle.“
Badespaß am Essener Baldeneysee: Dieses Foto entstand vor einem Jahr am dortigen „Seaside“-Beach.
© FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska
Hinzu käme die Frage der Wasserqualität. Diese müsste laut Stadt in einem Naturfreibad „ständig überprüft werden, um mögliche gesundheitliche Schäden zu vermeiden, etwa auf der Haut oder beim Verschlucken“. Der Rettungsdienst müsste ebenfalls schnell vor Ort sein können. Nicht zuletzt seien jene Stellen ungeeignet, wo die Schwalbe fährt. „Der Schiffsverkehr birgt enorme Risiken für Badende“, so die Verwaltung. Tatsächlich gehört auch die Uferstraße 23 – einer der beliebtesten Badeplätze – zu den Anlagestellen.
Den Vergleich mit anderen Städten lässt Witten im Übrigen nicht gelten, „da Flussläufe letztlich an jeder Stelle individuell sind“. Bekanntlich haben Essen (Baldeneysee) und Bochum (Dahlhausen) inzwischen offizielle Badestellen zugelassen.
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