Ein großes Denkmal an einem zentralen Platz in Mainz sollte im Jahr 1930 einen großen Befreiungsschlag symbolisieren: den Abzug der französischen Besatzungsmacht aus den linksrheinischen Gebieten nach dem Ersten Weltkrieg.

Im Juli 1930 wurde „Die Freiheit“ eingeweiht – eine rund vier Meter hohe Frauenfigur aus Granit, die auf einem großen Sockel kniete. Erschaffen hatte sie der bekannte Künstler Benno Elkan. Stifter des Befreiungsdenkmals war damals Wilhelm Leuschner, der Innenminister des Volksstaates Hessen, zu dem Mainz damals gehörte. Zur Einweihung während der großen Rheinland-Befreiungsfeier auf dem Schillerplatz gegenüber dem Osteiner Hof kam unter anderem Reichspräsident Paul von Hindenburg.

Kritik aus der Kirche

„Die Frauenfigur war der Germania entlehnt, wie sie etwa auf dem Niederwalddenkmal steht“, erklärt Henrik Drechsler vom Haus des Erinnerns für Demokratie und Akzeptanz gegenüber Merkurist. Die Frau mit nacktem Oberkörper hielt den linken Arm um ihren Körper geschlungen, der rechte umfasste ihren Kopf. Ihr Blick ging über die linke Schulter in Richtung Himmel.

Doch, wie Drechsler weiterberichtet, gab es bereits kurz danach Proteste und kritische Stimmen. Die katholische Kirche etwa prangerte an, dass die traditionelle Fronleichnamsprozession nun an dem halbnacktem Frauenkörper vorbeiziehen müsste. Die Mainzer Pfarrer fühlten sich in ihrem „religiös-sittlichen“ Empfinden verletzt. Die Prozession wurde umgeleitet.

Zweieinhalb Jahre später kamen die Nationalsozialisten an die Macht. Erst beschmierten und beschädigten sie das Denkmal, schließlich wurde es im März 1933 abgerissen. Denn der Künstler Benno Elkan war jüdischer Herkunft. Der Osteiner Hof wurde von der Stadt Mainz an die NSDAP übergeben. Er wurde zum „Braunen Haus“ von Mainz. Später residierte hier auch die Stadtkommandantur der Wehrmacht.

Elkan, der damals in Frankfurt wohnte, verließ noch im selben Jahr Deutschland und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1960 in England. Vor der Knesset in Jerusalem befindet sich bis heute ein monumentales Werk von ihm: der siebenarmige Leuchter Menorah mit Szenen aus der Leidensgeschichte des jüdischen Volkes.

An der Stelle des Mainzer Befreiungsdenkmals steht seit dem Jahr 1967 der Fastnachtsbrunnen.

Das Haus des Erinnerns für Demokratie und Akzeptanz führt regelmäßig Rundgänge in Mainz zu verschiedenen Themen an. Alle Veranstaltungen findet ihr unter diesem Link.