Infolge eines Datenlecks sind Tausende Afghanen, die vor der Machtübernahme der Taliban 2021 für das britische Militär gearbeitet hatten, im Rahmen eines geheimen Umsiedlungsprogramms nach Großbritannien gebracht worden. Wie Verteidigungsminister John Healey mitteilte, wurden etwa 900 Personen sowie 3.600 Familienangehörige nach Großbritannien gebracht oder befinden sich aktuell auf dem Weg dorthin. Die Kosten des Programms belaufen sich auf rund 400 Millionen Pfund, sagte er.

Geschaffen wurde das Programm von der damaligen konservativen Regierung. Hintergrund war ein Datenleck im Jahr 2022. Ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums hatte versehentlich persönliche Daten von fast 19.000 Afghanen und Afghaninnen, die sich für das sogenannte Umsiedlungsprogramm ARP beworben hatten, verschickt. Es enthielt Namen und Kontaktdaten der Antragsteller, teils auch von Familienangehörigen, in Einzelfällen von Abgeordneten, Offizieren und Regierungsbeamten als Unterstützer. Teile des Datensatzes tauchten später im Internet auf. Die Sorge war groß, dass die Betroffenen ins Visier der Taliban geraten könnten.

Nicht alle Betroffenen gefunden

Die Tory-Regierung ließ daher gerichtlich untersagen, die Existenz des Programms öffentlich zu machen. Diese Anordnung wurde nun aufgehoben. Eine unabhängige Untersuchung habe ergeben, dass es kaum Hinweise darauf gebe, dass den von dem Datenleck betroffenen Afghanen Vergeltung drohe, hieß es. Die Taliban hätten bereits zuvor über viele Informationen verfügt.

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Healey zeigte sich besorgt über den Mangel an Transparenz unter der Vorgängerregierung, berichtete der britische Guardian. Der Minister bat die Betroffenen öffentlich um Verzeihung: „Es mag zwar schon vor drei Jahren unter der vorherigen Regierung passiert sein, aber im Namen der britischen Regierung möchte ich mich heute bei allen, deren Informationen kompromittiert wurden, aufrichtig entschuldigen.“

Das Verteidigungsministerium habe versucht, alle Betroffenen über den Datenverlust zu informieren, sagte Healey. Es sei jedoch nicht gelungen, alle zu erreichen. Personen, die glaubten, auf der Liste zu stehen, könnten sich auf einer Website informieren.