Fragen & Antworten

Standdatum: 17. August 2025.

Autorinnen und Autoren:
Matthias Röhrs

Zwei Füße mit einem zum kleinen Zeh wachsenden großen Zeh, einem Hallux valgus.

In Deutschland leiden rund zehn Millionen Menschen an der Fußfehlstellung Hallux valgus.

Bild: picture alliance / Zoonar | Dmitrii Marchenko

Das Bremer Rotes Kreuz Krankenhaus operiert Menschen mit der Volkskrankheit Hallux valgus mit einem neuen Verfahren. Was man dazu wissen muss.

Denise Rudolph hofft auf schmerzfreies Gehen. Aber zunächst humpelt sie noch mit Krücken und Spezialschuh in das Behandlungszimmer von Dr. Jakob Mann im Bremer Rotes Kreuz Krankenhaus zur Nachsorge. Die 36-jährige Bürokauffrau hat vor zwei Tagen ihren Hallux valgus operieren lassen. Es wurde höchste Zeit für sie: Schmerzen haben ihr das Leben schwergemacht, wie vielen anderen Menschen in Deutschland, die das gleiche Problem haben wie Rudolph. 

„Es ist immer so ein kontinuierlicher Druckschmerz gewesen. Auch beim Gehen merkte man, dass der Schmerz nochmal stärker wurde“, sagt sie. Auch Schuhe hätten nicht mehr vernünftig gepasst, meist musste sie extrem weite Turnschuhe tragen.

Je länger ich am Tag unterwegs war, desto mehr hat es wehgetan.

Denise Rudolph, Hallux valgus-Patientin

Für Denise Rudolph ist es bereits die zweite Hallux-valgus-OP. Bereits vor einigen Jahren hatte sie einen größeren Eingriff in den linken Fuß. Nun war der rechte betroffen.

Das Rotes Kreuz Krankenhaus bietet seit Juli als erste Klinik in Bremen eine neue, minimalinvasive Operationsmethode gegen den Hallux valgus. Wir erklären, was es damit auf sich hat. 

Röntgenbild eines Fußes mit Hallus valgus.

Beim Hallux valgus verändert sich die Stellung des großen Zehs.

Bild: picture alliance / BSIP | CAVALLINI JAMES

Was ist ein Hallux valgus?

Hallux valgus ist eine Fußfehlstellung, bei der sich der große Zeh in Richtung des kleinen Zehs neigt. Genauer gesagt ist das Großzehengrundgelenk betroffen. In extremen Fällen kann sich der Zeh sogar über die anderen Zehen beugen. An der Seite drückt das Gelenk nach außen – mögliche Folgen sind Entzündungen und mitunter große Schmerzen. Hallux valgus ist eine Volkskrankheit, laut Rotes Kreuz Krankenhaus leiden schätzungsweise zehn Millionen Menschen in Deutschland darunter. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Man vermutet genetische Gründe, aber auch das Schuhwerk kann hier eine Rolle spielen.

Woher kommt ein Hallux valgus?

„Es gibt viele Dinge, die man als Ursächlichkeit mit vermutet“, sagt Jakob Mann, Orthopädie-Oberarzt am Rotes Kreuz Krankenhaus. Die Veranlagung dazu könne vererbt werden. Die Fehlstellung entwickele sich außerdem häufig, wenn der oder die Betroffene bereits einen Spreizfuß hat. Das Fußgewölbe sinke ein und das Grundgelenk des großen Zehs schiebe sich aus seiner geraden Achse nach außen. Auch falsches Schuhwerk könne den Hallux valgus begünstigen – zum Beispiel mit engen oder hohen Schuhe. „Das ist sicherlich was, was eben Druck auf den Vorfuß macht und ihn gleichzeitig – gerade wenn die Schuhe vorne eng zulaufen – eben in diese Fehlstellung drückt.“

Fuß mit Symptomen des Hallux valgus: Eine Ausbeulung am großen Zeh.

Ein Hallux valgus muss nicht immer operativ behandelt werden. Manchmal ist es aber unvermeidbar.

Bild: picture alliance / ZB | Hans Wiedl

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Hallux valgus zu behandeln, so Mann. Es komme dabei auch auf den Schweregrad des Falls an. Ist der gering, könne man schon mit Einlagen oder einer Physiotherapie Erfolge erzielen. „Es gibt eine große Anzahl an Menschen, die mit einem leichten oder moderaten Hallux valgus ganz gut zurechtkommen“, sagt der Oberarzt. 
Aber grundsätzlich könne die Fehlstellung ab einem gewissen Punkt nicht mehr komplett korrigiert werden, ohne operative Maßnahmen zu ergreifen. Diese können je nach Bedarf unterschiedlich schwer ausfallen. Am Rotes Kreuz Krankenhaus hat man als erste Bremer Klinik das sogenannte Mica-Verfahren eingeführt, das sich für moderate Fälle gut eigne. 

Was unterscheidet die Mica-Methode von anderen?

Mica steht für „Minimal-invasive Chevron-/Akin-Osteotomie“. Bisher musste man bei Operationen die betroffenen Stellen am Fuß immer ganz aufmachen, erläutert Mann. Bei der Mica-Methode nicht. Der behandelnde Arzt macht zunächst millimeterkleine Schnitte. Darüber kann er mithilfe filigraner Werkzeuge den Mittelfußknochen des Großzehengelenks durchtrennen. „Wir verschieben das Köpfchen zur Mitte und fixieren es mit zwei speziell für dieses Verfahren hergestellten, abgeschrägten Schrauben. Der überstehende Knochen außen wird zum Schluss entfernt“, so Mann. 
Das Vorgehen habe große Vorteile: „Weniger Wundfläche, frühere Belastbarkeit, keine Verletzungen und damit einhergehend keine höhergradige Vernarbung der Gelenkkapsel. Damit schafft man eine bessere Beweglichkeit des Großzehengrundgelenks“, so der Orthopädie-Oberarzt. 

Letzten Endes sind die Patienten schneller wieder auf den Beinen

Dr. Jakob Mann, Orthopädie-Oberarzt im Rote Kreuz Krankenhaus

Auch Denise Rudolph hat sich im zweiten Anlauf für die Mica-Methode entschieden. Nach dem Eingriff muss sie sechs Wochen lang einen Spezialschuh tagen und Verbände regelmäßig wechseln lassen. Ihren Fuß kann und soll sie aber schon früh wieder bewegen.

Welche Erfahrungen machen Patientinnen und Patienten mit der Mica-Methode?

Denise Rudolph hat sich bei zwei Operationen zwei unterschiedlichen Methoden unterzogen. Für sie ist, wenn möglich, die minimalinvasive Mica-Methode beim Hallux valgus die bessere Wahl: „Mit der minimalinvasiven Operation ist die Schwellung nicht so extrem.“ Bereits zwei Tage nach dem Eingriff habe sie bereits zuhause ein wenig ohne Krücken laufen können. „Da merkt man schon den Unterschied, dass es ein bisschen angenehmer ist – auch vom Schmerzgrad her.“

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Quelle:
buten un binnen.

Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Der Nachmittag, 11. August 2025, 14:40 Uhr