Der Bezirk Berlin-Friedrichshain träumt vom autofreien Kiez – doch Poller verschwinden, Rettungswagen stecken fest, Bürger greifen zum Spezialschlüssel. Willkommen in der Wirklichkeit!

Berlin-Friedrichshain ist ein Versuchslabor grüner Verkehrspolitik. Doch die Wirklichkeit sprengt den Versuchsaufbau. Seit 2021 probiert der Bezirk den sogenannten „Kiezblock“: Poller, Tempo 10, Zickzack-Verkehrsführung, weniger Parkplätze. Ein Traum aus Lastenrad-Idyll und autofreier Wohlfühloase – doch in der Praxis zeigt das Experiment seine Schwächen.

Denn die Poller, die diesen Traum absichern sollen, verschwinden reihenweise. Acht allein im Samariterkiez – nicht verbogen, nicht umgefahren, sondern mit einem Spezialschlüssel sauber aus dem Boden geholt. Das ist kein Vandalismus, sondern Widerstand. Taxifahrer und Lieferanten freuen sich über den gesparten Umweg. Und die Menschen, die sich übergangen fühlen, greifen nicht mehr zum Wahlzettel, sondern zum bürgerlichen Protest.

Denn auch Rettungskräfte werden durch die Poller ausgebremst. Die „B.Z.“ berichtete von einem Einsatz an der Scharnweberstraße, bei dem ein Krankenwagen nicht bis zum Einsatzort kam, weil die massiven Poller den Weg blockierten. Sanitäter mussten zu Fuß laufen, dann zurück zum Wagen, die Trage holen. Minuten vergingen – Minuten, die im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden. Das grüne Verkehrsexperiment wird damit zur Gefahr.

Und die Politik? Bestellt Ersatzpfosten für 1500 Euro. Parallel ermittelt die Polizei wegen „Diebstahl“. Mehr fällt der Bezirksregierung nicht ein. Damit sind die Poller endgültig zum Symbol einer Politik geworden, die die eigene Ideologie wichtiger nimmt als die Lebensrealität der Menschen. Mitverantwortlich dafür sind all die Bürger, die mit 34,5 Prozent die Grünen in Friedrichshain an die Macht gewählt haben.

Dass sich an der grünen Vormachtstellung im Bezirk bald etwas ändert, ist unwahrscheinlich. Dafür sorgt die Partei notfalls selbst. Jüngstes Beispiel: der Streit um die Neuaufteilung der Wahlkreise. Weil Friedrichshain-Kreuzberg einen Wahlkreis weniger bekommt, legte das zuständige Fachamt mehrere Modelle vor, die CDU, SPD und Linke mittragen wollten. Doch die Grünen lehnten ab und setzten mit Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann ihren eigenen Zuschnitt durch. Heraus kam eine Karte, die ihnen bei kommenden Wahlen bessere Chancen verschafft.

Das Problem der Grünen: Sie verwechseln Symbole mit Lösungen. Sie glauben, ein paar Pfosten machten aus Berlin Kopenhagen. Sie malen Kinder mit Kreide auf den Asphalt und nennen das Fortschritt. Doch eine Stadt ist kein Seminarraum. Wer in Friedrichshain regiert, sollte sich um Drogenhandel, Clan-Kriminalität und marode Schulen kümmern – nicht um die nächste Reihe Stahlpfosten.

Der Pollerkrieg entlarvt das Grundmuster grüner Politik: Sie ist elitär, bevormundend und realitätsfern. Aus einem Alltag, der für viele schon anstrengend genug ist, wird ein Umerziehungsprogramm, aus Bürgern werden Versuchskaninchen. Kein Wunder, dass der Widerstand wächst – leise, unauffällig, mit einem Spezialschlüssel bewaffnet. Friedrichshain steht damit exemplarisch für das Scheitern einer ganzen politischen Utopie: Wokeness trifft auf Wirklichkeit. Und wie so oft im Leben gilt: Die Wirklichkeit gewinnt.