Genau 19 Meter trennen auf der Rue Claude-Farrère im 16. Arrondissement von Paris die Stadien der beiden besten französischen Hauptstadtklubs. Der FC Paris, Aufsteiger in die Ligue 1, spielt im Stade Jean-Bouin, das Platz für 20.000 Zuschauer bietet und direkt neben dem Prinzenpark aufgebaut ist, der Spielstätte des Champions-League-Siegers Paris Saint-Germain. Dort ist Platz für knapp 50.000 Menschen.

Zwei Stadien, 19 Meter – aber noch immer liegt eine Welt zwischen den beiden Klubs, dem Champions-League-Sieger und dem Neuling, der in dieser Saison erstmals seit 46 Jahren wieder in der höchsten französischen Liga spielen wird. Doch es ist ein Abstand, der, wenn es nach dem kleineren Pariser Klub geht, recht schnell kleiner werden soll.

Ähnlich wie das von Qatar Sports Investments finanzierte PSG profitiert auch der FC Paris von potenten Unterstützern. An deren Spitze steht die Familie Arnault, deren Patron Bernard Arnault als der reichste Mann Frankreichs gilt. Die Geschäfte für den Klub führt dessen Sohn Antoine Arnault. Der Familie gehört der Konzern LVMH, ein Kürzel, hinter dem sich die Luxuskonzerne Louis Vuitton, Moet & Chandon sowie Hennessy verbergen.

Hinzu kommen 72 weitere Marken. Umsatz: 84,7 Milliarden Euro im Jahr 2024. Die Arnaults halten 52,4 Prozent an dem Klub, 29,8 Prozent besitzt Präsident Pierre Feracci mit seiner Alter-Paris-Gruppe. Drittgrößter Eigner ist Red Bull mit 10,6 Prozent Anteilen. Der Getränkekonzern breitet sich nun auch auf dem französischen Markt aus.

„Das wird eine Gala werden“

Den Einstieg der Arnaults im November 2024 bezeichnete die französische Sportzeitung „L’Équipe“ als „Revolution innerhalb des französischen Fußballs und der nationalen Politik und Wirtschaft“. Das Ergebnis dieser Revolution war schon einen Sommer später ablesbar: Paris FC stieg als Zweiter der Ligue 2 auf. Und darf sich nun auf Derbys freuen, die für den 17. und 34. Spieltag angesetzt sind, im Januar und im Mai. „Das wird eine Gala werden, davon können wir ausgehen“, sagt Stéphane Gilli, der Trainer des Aufsteigers. Zum Auftakt geht es am Sonntag (17.15 Uhr bei DAZN) zu Angers SCO.

Bleibt bescheiden: Trainer Stéphane GilliBleibt bescheiden: Trainer Stéphane GilliAFP

Öffentlich geben sich Trainer Gilli und Präsident Ferracci zwar bescheiden: Die Vermeidung des Abstiegs sei das Hauptziel, die Etablierung in der Ligue 1 das Vorhaben. Inoffiziell aber ist der erfolgreiche Nachbar PSG das große und leuchtende Vorbild. Mittel sind vorhanden, um den Kader entsprechend der Firmendoktrin von LVMH sehr luxuriös aufzustellen.

„Das beste Trainingszentrum Frankreichs aufbauen“

Antoine Arnault will das Wissen von Red Bull nutzen, um „das beste Trainingszentrum Frankreichs aufzubauen“. Irgendwann wolle sein Klub „sechs, sieben oder acht von uns ausgebildete Spieler aufstellen können“.

Der Fußball in Paris „dümpelte zu Beginn der Einführung des professionellen Fußballs 1932 in Frankreich lange vor sich hin“, sagt der Historiker Paul Dietschy, einer der profiliertesten Kenner der französischen Fußballgeschichte im Gespräch mit der F.A.Z. Es habe viele gescheiterte Fußballprojekte in Paris gegeben.

Wohlhabender Eigentümer: Antoine ArnaultWohlhabender Eigentümer: Antoine ArnaultReuters

Geändert habe sich das grundlegend erst mit der Fertigstellung des neuen Prinzenparkstadions im Jahr 1972 – „sie brauchten dort einen Heimverein, deshalb gründete sich 1969 der FC Paris“. Der fusionierte im Juni 1970 mit Stade Saint-Germanois aus Saint-Germain-en-Laye, gelegen 30 Kilometer westlich der Metropole. Nach dem Zusammenschluss hieß der neue Klub Paris Saint-Germain FC.

Zwei Jahre später, nach dem Aufstieg in die Ligue 1, wurde das Konstrukt wieder getrennt, der FC Paris behielt den Profistatus, spielte in der ersten Liga und im Parc des Princes. Die Saint-Germanois hingegen zogen wieder nach Saint-Germain-en-Laye, wo sie in der dritten Division neu begannen. 1974 kehrten sich die Verhältnisse um: Der FC Paris stieg ab, der nun Paris Saint-Germain genannte Klub kletterte nach oben und etablierte sich fortan als nationale Größe. PFC kehrte 1978/1979 für eine Saison zurück in die höchste Spielklasse, konnte sie aber nicht halten und kehrte nicht zurück. Bis zu diesem Sommer.

Über die Motive der Arnaults, in den Fußball zu investieren, kann Dietschy nur spekulieren: „Wenn ein Milliardär sich mit Zahlungen engagiert, dann, um damit Geld zu verdienen. Ich könnte mir vorstellen, dass der FC Paris junge, talentierte Spieler aus Paris und seiner Umgebung rekrutiert, um sie später gewinnbringend verkaufen zu können.“

Antoine Arnault war viele Jahre Dauerkartenbesitzer bei PSG. Er könne sich vorstellen, Fan von beiden Pariser Vereinen zu bleiben. Mit zwei Ausnahmen: den gegenseitigen Partien im Januar und Mai.