Gewiss, der Gipfel war ein Triumph für Putin: Ohne erkennbare Gegen-, geschweige denn Vorleistung wurde er mit allen Ehren in Alaska empfangen. Die diplomatische Isolierung Russlands, die ohnehin kaum funktioniert hat, ist faktisch vom Tisch.

Substanzielle Ergebnisse scheint der Gipfel nicht gebracht zu haben, sieht man vom Eingeständnis Trumps ab, dass ein Waffenstillstand vor einem Friedensabkommen nicht zu haben sei.

Nicole Deitelhoff ist Professorin für Internationale Beziehungen und Theorien Globaler Ordnungen an der Goethe-Universität Frankfurt und Direktorin des Leibniz-Instituts für Friedens- und Konfliktforschung (PRIF).

Das ist eine zentrale Forderung der Ukraine, die zu Recht fürchtet, dass Putin Verhandlungen über ein Abkommen in die Länge ziehen würde, um mehr Zeit zu haben, die Ukraine vorher einfach wegzubomben. Wie das geht, führt er seit dem Frühjahr vor.

Wenn das alles ist, was vom Gipfel bleibt, dann wird Putin nur aufzuhalten sein, wenn Europa eigene Stärke mobilisiert, das heißt bereit ist, mehr Kosten zu schultern, um die Sanktionen wirksam zu verschärfen, die Ukraine schnell und überlegen auszustatten und sich selbst gleich mit.

Die Koalition der Willigen wirkt immer noch eher wie ein Debattierclub.

Nicole Deitelhoff, Professorin für Internationale Beziehungen und Theorien Globaler Ordnungen an der Goethe-Universität Frankfurt

Trotz aller positiven Schritte in diese Richtung: die Koalition der Willigen wirkt immer noch eher wie ein Debattierclub und noch immer gelingt es der Mehrheit in der EU nicht, die Abweichler in den eigenen Reihen von russischen Rohstoffen zu entwöhnen.

Trump-Putin-Gipfel in Alaska Ein bitterer Tag für die Ukraine und Europa

Aber es könnte auch ganz anders kommen: Obwohl dieses Treffen nach Desaster riecht, könnte es sich als Erfolg erweisen. Zum einen sollte man nicht schon kategorisch ausschließen, dass hinter verschlossenen Türen vielleicht ein tragfähiges Grundgerüst eines Abkommens entwickelt wurde, ohne dass es nach außen dringt.

Das wäre sinnvoll, um zu verhindern, dass es öffentlich direkt wieder einkassiert wird. Selbst wenn dieses zugegeben sehr unwahrscheinliche Szenario nicht eintrifft, bleibt zum anderen noch ein weiteres Szenario, um aus dem Gipfel einen Erfolg zu machen.

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Dann nämlich, wenn Trump überzeugt ist, von Putin zur Witzfigur gemacht zu werden, auf Genugtuung sinnt und deshalb massive Sekundärsanktionen aktiviert und wieder militärisch und politisch in die Ukraine investiert.

Und falls die Demütigung nicht reicht, könnte Europa sogar selbst zum Dealmaker werden und ein Abkommen vorschlagen, dem Trump kaum widerstehen kann: Wenn Du der Ukraine und uns endlich wirksam hilfst, nominieren wir Dich für den Friedensnobelpreis – und wer weiß, vielleicht wäre er dann sogar verdient.