Es wäre ein Kulturwandel, was der Wissenschaftsrat vorschlägt: Moderne Personalstrukturen, und vor allem stärker differenzierte Berufsphase nach dem Doktortitel.

In der frühen Postdoc-Phase – bis zu drei Jahre nach der Promotion – soll wenig selbstständig und ohne eigene Personal- und Budget-Verantwortung gearbeitet werden. In der späteren soll ein Postdoc weitgehend selbstständig arbeiten und dauerhaft angestellt sein.

Jule Specht ist Psychologin und Professorin an der Humboldt-Universität. Außerdem ist sie hochschulpolitisch engagiert und setzt sich beispielsweise für die Belange von Postdoktorand:innen ein. Sie ist eine der fünf Kolumnist:innen des Tagesspiegels in der Kolumne „Vom Campus“.

Für jüngere Forschende ist dieser Vorschlag vorteilhaft, weil er früher als bisher die Perspektive enthält, unbefristet angestellt zu werden. Er bedeutet auch eine Änderung hin zu Departmentstrukturen, in denen eine größere Zahl erfahrener Wissenschaftler:innen gleichberechtigt zusammenarbeitet und gemeinsam über Personal- und Budgetfragen entscheidet. Eine solche kooperative Struktur begünstigt wissenschaftlichen Fortschritt.

Mehr „Vom Campus“ Die Geburtenrate sinkt weiter „Mehr Familienpolitik“ ist nicht immer die Lösung Expertise für die Konflikte von morgen Die „kleinen Fächer“ sind an Universitäten unverzichtbar! Temperaturrekorde und 1500 Hitzetote Wo bleibt die Klimawende der Bundesregierung?

Viele Professor:innen hadern jedoch mit ihm. Ein Bedenken ist, „nackte Professuren“ würden damit zum Standard. Gemeint sind Professuren ohne Lehrstuhl, also ohne eigenes Budget für Mitarbeitende. Denn die bisher befristet und abhängig beschäftigten Wissenschaftler:innen würden nun unabhängig forschen und lehren.

Mehr zum Streit um Uni-Karrieren Ringen um bessere Karrierechancen Was Berlins Unis jetzt für den Nachwuchs planen Keine Dauerstellen-Garantie für Berliner Forschende Warum das die Juristen der Humboldt-Universität erleichtert Warten auf Dauerstellen für Berliner Postdocs Ein Institut der HU löst das Problem selbst

In Fächern, die auf Forschung in Teams angewiesen sind (zum Beispiel in den Natur-, Lebens, Ingenieur- und Sozialwissenschaften), wird damit der Druck steigen, Drittmittel einzuwerben, um Forschungsvorhaben umsetzen zu können. Um diesen Strukturwandel auch für Professor:innen attraktiver zu gestalten, könnte man im Gegenzug ihr Lehrdeputat reduzieren. Damit bliebe mehr Zeit für die Forschung und Einwerbung von Drittmitteln. Eine Umstellung wäre sogar kostenneutral möglich: Das haben wir vor einigen Jahren in der Jungen Akademie ausgerechnet.