Kiel. Schwere Zeiten für die Taxi-Branche in Schleswig-Holstein: Immer weniger Fahrten werden gebucht. Vor allem im ländlichen Raum ist kaum noch ein Geschäft zu machen. In den Städten macht nun auch noch Uber den alteingesessenen Anbietern Konkurrenz.

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Laut Statistikamt Nord ist die Zahl der Taxi-Betriebe in Schleswig-Holstein zwischen 2014 und 2023 von 684 auf 563 gesunken. „In den Städten lässt sich der Rückgang noch auffangen, auf dem Land wird es für die Menschen immer schwieriger, ein Taxi zu bekommen”, sagt Thomas Krotz. Der Vorsitzende des Landesverbands für das Taxi- und Mietwagengewerbe befürchtet, dass durch das eingeschränkte Mobilitätsangebot soziale Strukturen wegbrechen.

Höhere Betriebskosten, weniger Fahrten: Reagiert Taxi-Branche mit Preiserhöhungen?

Krotz nennt mehrere Ursachen für die Probleme der Branche. Corona-Hilfen müssen zurückgezahlt werden, der Mindestlohn steigt. Hohe Benzinkosten belasten die Betriebe. Reparaturen und Wartungen der Fahrzeuge werden teurer, und in Werkstätten dauert es länger, einen Termin zu bekommen. Zudem werden weniger Taxifahrten gebucht, unter anderem, weil immer mehr Restaurants, Kneipen und Dorfgaststätten schließen, von wo aus sich Kunden abholen ließen.

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„Aus betrieblicher Sicht müssten wir eigentlich unsere Fahrpreise erhöhen“, sagt Krotz. Doch dies sei aus mehreren Gründen keine Option. Die Entscheidung über eine Tarifanpassung können die Unternehmen nicht selbst treffen. Die Kommunen legen die Preise fest. Zudem sei eine Erhöhung gegenüber den Fahrgästen nicht vertretbar. Erst Anfang 2024 wurden in Kiel die Tarife angehoben. In Neumünster gelten seit dem 1. Mai neue Beförderungsentgelte.

Aus betrieblicher Sicht müssten wir eigentlich unsere Fahrpreise erhöhen.

Thomas Krotz

Vorsitzender Landesverband für das Taxi- und Mietwagengewerbe

Was zudem in Kiel und Lübeck gegen eine Preiserhöhung spricht: Die Taxi-Branche hat in Schleswig-Holsteins größten Städten Konkurrenz durch das amerikanische Unternehmen Uber bekommen. Der Fahrdienstleister, der per App Fahrten vermittelt, steht in der Kritik. Der Vorwurf: Intransparenz bei der Kostenberechnung und Preise unter dem Marktniveau. Zudem soll Uber häufig auf Selbstständige ohne soziale Absicherung setzen.

Daher fordern die Taxi-Unternehmen die Einführung von Mindesttarifen für Uber-Fahrten und von der Politik mehr Unterstützung. „Wir sind gesetzlich zur Beförderung verpflichtet. Es wird aber immer schwerer, unserem Auftrag nachzukommen“, sagt Krotz, der seit 1978 Taxi fährt.

Konkurrenz für Taxis in Kiel: Kommt ein Mindestpreis für Uber?

Zuspruch erhält die Branche vom SSW in Kiel. „Mit der Einführung von Uber in Kiel steht das örtliche Taxigewerbe unter massivem Druck. Während klassische Taxi-Unternehmen strengen Auflagen und festgelegten Tarifen unterliegen, operiert Uber mit deutlich flexibleren und häufig günstigeren Preisen“, kritisiert der Vorsitzende der Ratsfraktion, Marcel Schmidt.

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Ein Mindesttarif für Kiel sei bislang nicht in Arbeit, teilt Stadtsprecherin Kerstin Graupner mit, verspricht aber: „Die Straßenverkehrsbehörde hat als zuständige Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde über den Taxen- und Mietwagenverkehr entsprechende Entwicklungen im Blick.“

KN