Trotz Niederlage gegen Real Madrid
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Unions Fußballerinnen zeigen sich bereit für die Bundesliga
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Video: rbb24 Abendschau | 17.08.2025 | Shea Westhoff | Bild: imago images/Engler
Eigentlich erwartet man nach einer Niederlage hängende Gesichter. Nicht so bei den Fußballerinnen von Union Berlin nach dem 1:3 im Testspiel gegen Real Madrid. Das hatte gute Gründe – die auch außerhalb des Rasens lagen. Von Ilja Behnisch
Wenn die Stimmung bei einer Fußball-Mannschaft nach einer Partie bestens ist, dann liegt das in der Regal daran, dass sie das Spiel gewonnen hat – die Fußballerinnen von Union Berlin haben aber verloren. Und trotzdem wurde nach Abpfiff schnell klar, mit wem man es hier zu tun hat: mit einer Mannschaft von Union Berlin.
Zwar gehört es im Stadion An der Alten Försterei seit jeher zum guten Ton, die Akteure auf dem Rasen auch nach Niederlagen mit Applaus zu verabschieden. Was sich beim Testspiel der Fußballerinnen gegen Real Madrid ereignete, war aber mehr als das Übliche.
Schon vor Anpfiff lächelten nicht nur die Berlinerinnen. Auch die Gäste aus Madrid konnten sich das ein oder andere, freudvolle Grinsen nicht verkneifen – kurz vor Spielbeginn und angesichts einer Atmosphäre, die im Frauenfußball selten und in Testspielen eine absolute Ausnahme ist.
13.312 Zuschauer waren es an diesem sonnigen Sonntagnachmittag. 13.312 Zuschauer, die nach dem Spiel bei Madrids dänischer Nationalstürmerin Signe Bruun am rbb-Mikrofon zu folgender Lobhudelei führten: „Es war ehrlich gesagt unglaublich. Wir waren sehr beeindruckt von der Atmosphäre.“ Und auch Unions Kapitänin Lisa Heiseler zeigte sich von der Kulisse begeistert: „Im Wohnzimmer vor so vielen Fans – es gibt nichts besseres.“
Noch besser wäre vielleicht ein Sieg, könnte man einwenden. Allerdings war das, was die Mannschaft in den 90 Minuten gegen den spanischen Vizemeister auf den Rasen brachte, trotz des 1:3-Endstands fast so etwas wie ein Sieg. Denn zum einen wäre auch ein 2:2 durchaus im Bereich des Möglichen gewesen, vor allem nach dem Pfostenschuss durch Eileen Campbell und angesichts der mehr als geschenkten Gegentors zum zwischenzeitlichen 0:3. Zum anderen stimmte ganz einfach die Gesamtleistung des Bundesliga-Aufsteigers.
Mehr Mut zur Handlungsschnelligkeit
So sagte dann auch Unions Trainerin Ailien Poese nach Schlusspfiff und im rbb-Livestream: „Ich bin total zufrieden. Wir haben einige Punkte. Aber grundsätzlich haben sie es überragend gemacht in der Defensive.“ Tatsächlich war vor allem der Mut beeindruckend, mit dem sich Union gegen die spielerische Überlegenheit der Spanierinnen stemmte. Auch bis in die Nachspielzeit hinein liefen die Berlinerinnen immer wieder hoch an, suchten, fanden und gewannen entscheidende Zweikämpfe.
Weil Poese aber nunmal eine Trainerin ist und Trainer immer Verbesserungspotential sehen, sagte sie anschließend jedoch auch: „Im Ballbesitz können wir noch ein bisschen mutiger sein.“ Womit wohl vor allem der Mut zu einer höheren Handlungsschnelligkeit gemeint sein dürfte. Denn mit Ball schienen Unions Spielerinnen hin und wieder ins Zweifeln über die eigene Courage zu fallen. Ein Zweifeln, dass letztlich den Bruchteil von Sekunden kostet, der Spielerinnen auf dem Niveau von Real den entscheidenden Vorteil geben.
Wie besonders das Spiel und die äußeren Umstände für Union trotz der Niederlage waren, zeigte auch die Einschätzung von Torschützen Dina Orschmann. „Es ist immer toll, in der Alten Försterei ein Tor zu schießen – aber das war schon sehr gut“, sagte die 27-Jährige und meinte nicht etwa ihren gekonnten, weil geistesgegenwärtigen Abschluss nach schöner Drehung auf engstem Raum, sondern die Stimmung im Stadion.
Und so blieb es nicht nur beim obligatorischen Besuch der Spielerinnen vor der Waldseite, also dort, wo die treuesten der treuen Union-Anhänger stehen. Die, die auch nach Niederlagen noch Applaus spenden. Nein, die Mannschaft machte sich auf zu einer Ehrenrunde. Nicht ohne zuvor ein kleines, kollektives Tänzchen hingelegt zu haben. Wenn die Stimmung bei einer Fußball-Mannschaft auch nach einer Niederlage derart gut ist, dann ist es wohl eine von Union Berlin. Und zudem bei einer, die mehr als gewappnet scheint für das Abenteuer Fußball-Bundesliga.
Sendung: rbb24 Abendschau, 17.08.2025, 19:30 Uhr