„Es gibt überhaupt keine Rücklagen mehr“, sagt Oliver Schubert, Geschäftsführer der Aidshilfe Köln, im Gespräch mit der Rundschau. Der Verein, der sich seit 40 Jahren in Köln um Prävention, Betreuung und Sozialarbeit kümmert, ächzt unter den finanziellen Belastungen. Tariferhöhungen, weniger Spendenaufkommen und allgemeine Kostensteigerungen machen es immer schwerer, zu wirtschaften.

Am Gesamthaushalt von 2,6 Millionen Euro beteiligen sich zwar Land und Kommune tatkräftig, doch es bleiben immer noch 350.000 Euro, die der Verein jährlich selbst aus Eigenmitteln aufbringen muss. „Es ist enger als sonst“, sagt Schubert – und fährt fort: „Den Kopf in den Sand stecken, geht aber nicht.“

Erkrankte kämpfen nach wie vor mit Vorurteilen

Die sozialen Angebote, die der Verein, der seinen Sitz in der Pipinstraße in der Innenstadt hat, anbietet, seien zu wichtig. Psychosoziale Betreuung gehört ebenso dazu wie Beratung, Workshops in Schulen, Wohnprojekte, Betreutes Wohnen. An vier Abenden in der Woche bietet die Aidshilfe Tests auf HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten an. Um die Übertragung bei Drogenkonsumenten zu verhindern, sind im Empfangsbereich der Aidshilfe und an sieben Automaten im Stadtgebiet Spritzennadeln und andere Utensilien zu haben. Tausendfach wird das Angebot angenommen. Auch aufsuchende Beratung am Neumarkt gehört zum Angebot.

Die Aidshilfe stellt Menschen die Informationen zur Verfügung, wie sie sich vor HIV und anderen Geschlechtskrankheiten schützen können. „Wir haben ein Frauen- und Familienzentrum, wo wir Schwangere, die positiv sind, begleiten. Zum Beispiel viele Frauen, die in den letzten drei Jahren aus der Ukraine zu uns gekommen sind, die hier entbunden haben und teilweise in den Krieg zurückgegangen sind. Wir betreuen Familien, die Kinder haben, die positiv sind oder Kinder aufnehmen, die positiv sind“, führt Schubert weiter aus. Er betont, dass HIV nach wie vor ein Problem sei.

iGala im Musical Dome nahezu ausverkauft

1600 Plätze gibt es für die Benefizgala der Aidshilfe im Musical Dome. Sie findet am 1. Dezember statt und ist nahezu ausverkauft. Unter anderem treten die No Angels und Vicky Leandros auf.

Special Guest ist Hape Kerkeling. „Der Musical Dome unterstützt uns auch sensationell, weil er uns an dem Abend das Theater schenkt“, sagt Oliver Schubert ,Geschäftsführer der Aidshilfe Köln.

Der Spendenlauf „Run of Colours“ findet am 20. September statt. Seit 2009 veranstaltet die Lebenshaus-Stifung den Benefizlauf zugunsten der Aidshilfe Köln. „Da kann man auch mitlaufen, wenn man nicht laufen kann, sondern nur geht. Das ist uns total wichtig. Es ist ein Inklusionslauf, und es darf bunt und vielfältig sein“, erläutert Schubert.

Anmeldungen für den „Run of Colours“ sind online möglich. Die Startgebühr beträgt 19,50 Euro. Schüler zahlen 12 Euro pro Person. Ab 20 Startern in einer Gruppe kostet der Startplatz 18 Euro pro Person, ab 50 Startern 15 Euro. Staffelanmeldung: drei Personen für 50 Euro. Auch virtuelle Teilnahme ist möglich.

30.000 Euro in etwa erwirtschaftet die Aidshilfe Köln in der Regel durch den beliebten Spendenlauf „Run of Colours“. Er ist somit ein wichtiges Instrument, um die Eigenmittel aufzubringen. (dha)

Tabuisierung und Stigmatisierung seien auch vier Jahrzehnte nach Gründung der Aidshilfe an der Tagesordnung. 120 Neudiagnosen etwa gibt es jährlich in Köln. Damit liegt Köln direkt hinter Berlin. Deutschlandweit stecken sich pro Jahr rund 2500 Menschen mit HIV an. Die Dunkelziffer ist nach wie vor hoch.

Wer von einer HIV-Infektion erfahre, habe oft viele Fragen. Zudem prognostiziert Schubert, dass Menschen aus Entwicklungsländern, wo Trump Programme rund um HIV gestrichen hat, verstärkt flüchten werden, um ihr Leben zu retten.

Bereits 1,5 Stellen mussten gestrichen werden

Um zu sparen, hat die Aidshilfe Köln im vergangenen Jahr erste Kündigungen vorgenommen. 1,5 Stellen wurden gestrichen. Der Empfang ist nicht mehr besetzt. „Das konnten wir uns leider nicht mehr leisten“, bedauert Schubert. Auch der Mensch, der als „Housekeeper“ dafür sorgte, dass Veranstaltungen reibungslos liefen und Reparaturen durchgeführt wurden, ist entlassen.

„Zum Ende des Jahres werden wir auch keine Assistenz der Geschäftsführung mehr haben. Wir müssen auch ein Zeichen setzen. Da geht noch mal eine halbe Stelle flöten“, sagt der Geschäftsführer. Sein Credo: „Ich möchte natürlich nicht an die soziale Arbeit ran, solange es irgendwie geht.“ Derzeit arbeiten 34 Menschen auf 25 Vollzeitstellen. Und die sollen da auch unbedingt bleiben. Schubert ist trotz aller Sorgen zuversichtlich, dass der Verein weiterhin gut mit Spenden unterstützt wird.

Wer überlege, ob eine größere Spende oder eine Erbschaft gut bei der Aidshilfe angelegt sei, könne sich sehr gerne persönlich an ihn wenden und Fragen zur Arbeit des Vereins stellen. „Wir sind immer darauf angewiesen, dass irgendwo eine neue Tür aufgeht oder dass wir neue Kontakte knüpfen. Es ist genügend Geld da. Es ist immer nur eine Frage der Verteilung.“