Mitunter werden die Werke der Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist als etwas zu freizügig empfunden. Deshalb hat das Neue Museum Nürnberg sicherheitshalber einen Hinweis angebracht, dass der Besuch von Minderjährigen „nach elterlichem Ermessen“ erfolgen sollte. Dabei haben Minderjährige heutzutage übers Netz vermutlich mehr „freizügige“ Bilder und Filme gesehen als so mancher Erwachsener im ganzen Leben.

Aber ja: Es geht Pipilotti Rist um den weiblichen Körper. Diesen erkundet sie in ihren Videos und Installationen auf recht wild-bunt-spielerische Weise. Durch extreme Close-ups von Körperteilen, ungewohnte Perspektiven und die digitale Nachbearbeitung des Filmmaterials wirkt manches, das vertraut scheint, fremd und geheimnisvoll. Hinter ihrer farbenfrohen Welt stehen aber auch ernsthafte Fragen nach den gesellschaftlichen Vorstellungen von Sexualität, Geschlecht und Identität, die Jugendliche wie Erwachsene interessieren.

Auch die Werke der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama wirken auf den ersten Blick lustig-verspielt. Ihre mit den sogenannten „Polka Dots“ bedeckten Menschen, Tiere und Gegenstände haben für sie aber einen tieferen Sin: Sie sind eine Metapher für die persönliche Entgrenzung und die Idee eins zu werden mit dem Universum.

Wann wird die Sammlung Goetz endlich saniert?

:Münchner Museum weiter geschlossen

Seit bald zwei Jahren ist die Sammlung Goetz in München-Oberföhring wegen einer anstehenden Sanierung geschlossen. Kunst- und Bauministerium verschieben diese immer wieder – und das Bauamt hat „bislang keinen Auftrag für zukünftige Maßnahmen“. Was ist da los?

Im Neuen Museum sind die Arbeiten der beiden Künstlerinnen in einer gemeisamen Ausstellung zu sehen. Man sollte sich etwas Zeit nehmen, in den „Blutraum“ von Rist einzutauchen oder mit Kusama  auf Walking-Tour zu gehen. Die Werke stammen aus der Sammlung Goetz in München, die wegen der anstehenden Sanierung und der damit verbundenen Schließung des eigenen Hauses nach wie vor auf andere Ausstellungsräume angewiesen ist. Dem Nürnberger Museum soll’s recht sein, die beiden künstlerischen Positionen bereichern das Ausstellungshaus ganz wunderbar.

Pipilotti Rist und Yayoi Kusama, Werke aus der Sammlung Goetz, Neues Museum Nürnbergbis 21. September 2025

Wer sich für Nachhaltigkeit und Design und zudem für witzige Lösungen interessiert wird im Foyer des Neuen Museums fündig. Dort macht der Recycling Designpreis aktuell Station. Die Produkte in der Ausstellung sind die Ergebnisse eines Gestaltungswettbewerbs, der zum elften Mal stattfand und vom Arbeitskreis Recycling in Herford ausgelobt wird. Die Upcyclingprodukte zeigen, wie man Reststoffe und ausgediente Gegenstände originell und witzig nutzen kann. Außerdem erfährt man einiges über Materialkunde und Kreislaufwirtschaft, Social Design und Transformationsdesign.

11. Re­cyc­ling ­­De­sign­­preis, Foyer des Neuen Museums Nürnberg, bis 14. September 2025

In dieser Woche sollen die Temperaturen zwar etwas erträglicher sein, aber zweifelsohne noch hoch genug, um eine kleine Erfrischung zu genießen. Die gibt es ganz kostenfrei und auf sehr spielerische Weise auf dem Klarissenplatz vor dem Neuen Museum, wo seit einiger Zeit der begehbare Brunnen „Hexagonal Water Pavilion“ von Jeppe Hein wieder sprudelt. Das interaktive Kunstwerk besteht aus Wasserdüsen, die sich wie zufällig öffnen und schließen. Mit ein bisschen Geduld, findet man schnell heraus, wann man wohin gehen kann, um nicht nass zu werden – oder um sich gerade eine feuchte Erfrischung zu holen.

Hexagonal Water Pavilion von Jeppe Hein, Klarissenplatz, bis 7. September 2025

"Double or Nothing" des deutsch-französischen Künstlerpaars Mrzyk & Moriceau in der Kunsthalle Nürnberg„Double or Nothing“ des deutsch-französischen Künstlerpaars Mrzyk & Moriceau in der Kunsthalle Nürnberg (Foto: Annette Kradisch)

Gemäß ihrem Motto „One drawing a day keeps the doctor away!“ unterhalten die gebürtige Nürnbergerin Petra Mrzyk und der Franzose Jean-François Moriceau seit 1999 die Menschen mit ihren Zeichnungen. Aktuell auch die Besucherinnen und Besucher der Nürnberger Kunsthalle, wo die Ausstellung Mrzyk & Moriceau: Double or Nothing mit mehr als 400 Arbeiten zu sehen ist. Sie wurde speziell für die acht Oberlichtsäle konzipiert. Einschließlich eines Badminton-Feldes, das benutzt werden darf.

Surreale, kaleidoskopartige Bilder voller Humor und Erotik und eine comichafte Linienführung sind charakteristisch für ihre Zeichnungen, Wandmalereien und Animationsfilme. Menschen, Tiere und Mischwesen bevölkern ihre skurrilen Parallelwelten, die von Alltagsabsurditäten und Zitaten aus der Populärkultur nur so wimmeln.  Da erwachen unbelebte Gegenstände plötzlich zum Leben, menschliche Körperteile werden zu eigenständigen Charakteren.

Den Titel der Ausstellung „Double or Nothing“ haben Mrzyk & Moriceau wie immer einem James-Bond-Roman entlehnt. „Wir mögen dieses edle, großspurige Gefühl. Es gibt immer einen Bezug zu Liebe, Tod oder Rache.“ Auch wenn das Zeichenduo vor allem unterhalten will, so stecken hinter diesem surrealen Kosmos mitunter ernste gesellschaftliche Fragen. Da werden menschliche Verhaltensmuster und visuelle Codes sozialer Gruppen aufgespießt und geheime Phantasien sichtbar gemacht.

Mrzyk & Moriceau: Double or Nothing, Kunsthalle Nürnberg, bis 5. Oktober 2025