Felde. Wer Bürgermeister in Felde sein will, sollte über eine ausgeprägte Leidensfähigkeit verfügen. Das jedenfalls legen die zahlreichen Rücktritte in der jüngeren Vergangenheit nahe. Nun hat sich Andreas Kreft (parteilos) in die Riege der Amtsmüden eingereiht. Offiziell seit dem 15. August ist er nicht mehr das Gemeindeoberhaupt von Felde.

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In früheren Jahren, als nicht nur einzelne Bürgermeister, sondern teils sogar ganze Fraktionen der Gemeindevertretung hinschmissen, war von Felde durchaus auch mal als „Krawallgemeinde“ die Rede. Zur beschaulichen Lage im Naturpark Westensee mag das so gar nicht passen, jederzeit für Turbulenzen gut ist die 2000-Einwohner-Ortschaft aber ohne Zweifel.

Patt legt Baugebiet Hauskoppel in Felde auf Eis

Stein des Anstoßes ist – wieder einmal – das Baugebiet Hauskoppel. Seit etwa 20 Jahren geistert das Thema durch die kommunalpolitischen Gremien. Und lieferte immer wieder Stoff für handfeste Streitereien. Genauso geschah es, als die Gemeindevertretung Felde am 24. Juli in nichtöffentlicher Sitzung über das Projekt beriet. Nach vielen Anläufen und aufwendigen Vorbereitungen schien endlich ein Investor gefunden, der sich auf die planerischen Vorstellungen der Gemeinde einlassen wollte, eine Mehrheit ließ sich dafür jedoch nicht finden.

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Ehrenamt muss Spaß bringen und sich in der Freizeit nicht gegenteilig auswirken.

Andreas Kreft (parteilos)

zurückgetretener Bürgermeister von Felde

13 Mandate gibt es in der Gemeindevertretung, wovon sieben auf die Offene Liste Felde (OLF) entfallen und die anderen sechs auf die Wählergemeinschaft (WG). Letztere lehnte im Juli den Grundsatzbeschluss zum Baugebiet geschlossen ab, die OLF plädierte mit sechs Jastimmen bei allerdings einer Enthaltung dafür. Mit einem lupenreinen Patt war damit das Projekt Hauskoppel zumindest vorerst gescheitert.

Bürgermeister und zwei Gemeindevertreter aus Felde treten zurück

Zum dritten Mal in 15 Jahren habe die OLF-Fraktion, zu der auch er selbst gehört, „das Thema Hauskoppel zu einer positiven Entscheidung bringen wollen“, resümiert Bürgermeister Kreft. Die abermalige Blockade, aber auch die Art der Diskussion darüber, hätten nun „zum Rücktritt meiner Person geführt“, teilt der ehrenamtliche Bürgermeister gegenüber den Kieler Nachrichten mit.

Andreas Kreft ist als Bürgermeister von Felde zurückgetreten. 

Andreas Kreft ist als Bürgermeister von Felde zurückgetreten. 

Damit nicht genug: Mit Tanja Carstens und Thomas Maik haben zwei weitere Mitglieder der Offenen Liste ihren Rücktritt verkündet. Maik übt zudem das wichtige Amt des Finanzausschussvorsitzenden aus, das damit ebenfalls vakant wird.

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Wahl eines neuen Bürgermeisters für Felde schon am 2. September?

Wie geht es jetzt weiter? Zunächst stramm nach Protokoll, sodass Bernd-Uwe Kracht von der Wählergemeinschaft Felde als stellvertretender Bürgermeister das Ruder übernimmt. Mit Joachim Detels und Eberhard Henning stehen laut Kracht zwei Nachrücker der OLF für die Gemeindevertretung bereit. Weil Andreas Kreft außerdem sein Mandat als Gemeindevertreter behält, sei man voll arbeitsfähig.

Völlig offen ist freilich, wer künftig Bürgermeister oder Bürgermeisterin von Felde sein wird. Bewerbungen gibt es nach Angaben von Kracht noch nicht. Zur nächsten Sitzung am 2. September im Gemeindezentrum steht die Personalie dennoch auf der Tagesordnung. Sollte sich niemand finden, müsste und würde der Stellvertreter weiter seines Amtes walten. Jedoch betont der 74-Jährige: „Ich werd’s nicht ewig machen.“

Hauskoppel in Felde soll weiter ein Thema bleiben

Zum Streitthema Hauskoppel versichert Kracht, der von 2008 bis 2013 selber Bürgermeister war: „Das Thema ist auf keinen Fall gestorben.“ Seine Fraktion sei lediglich der Meinung, dass einzelne Punkte des Vertragsentwurfs noch klarer justiert werden müssen. Selbstverständlich werde das Thema nach der Sommerpause alsbald wieder auf die Tagesordnung gesetzt.

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Frustriert gibt sich indes der zurückgetretene Bürgermeister Kreft: „Wenn eine Fraktion nicht wirklich mit dem Bürgermeister zusammenarbeiten will (…), muss man sich als ehrenamtlicher Bürgermeister die Frage stellen, ob man in seiner Freizeit neben seinem Job in diesem politischen Umfeld arbeiten möchte. Ehrenamt muss Spaß bringen und sich in der Freizeit nicht gegenteilig auswirken.“

KN