Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat Russland vorgeworfen, mit weiteren Angriffen seine Gespräche mit dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump in Washington untergraben zu wollen. „Dies war ein demonstrativer und zynischer Schlag Russlands. Sie wissen, dass heute in Washington ein Treffen stattfindet, bei dem es um das Ende des Krieges gehen wird“, schrieb Selenskyj auf der Plattform X am Montag. „Alle streben nach einem würdigen Frieden und echter Sicherheit“, schrieb Selenskyj weiter. „Und genau in diesem Moment greifen die Russen Charkiw, Saporischschja, die Region Sumy und Odessa an und zerstören Wohngebäude und unsere zivile Infrastruktur. Die Russen töten absichtlich Menschen, insbesondere Kinder.“
Russland hatte die Ukraine in der Nacht zum Montag abermals mit Drohnen und Raketen attackiert. Bei einem russischen Angriff auf die ostukrainische Großstadt Charkiw kamen mindestens sieben Menschen ums Leben, darunter zwei Kinder. Außerdem wurden mindestens 23 Menschen verletzt, wie Bürgermeister Ihor Terechow auf Telegram mitteilte. Den Angaben nach hatten vier russische Kampfdrohnen ein mehrgeschossiges Wohnhaus getroffen. Der Staatliche Dienst für Notfallsituationen veröffentlichte aus Charkiw Fotos, die Rettungskräfte beim Einsatz in einem Wohngebiet zeigen.
Attacken auf mehrere Städte
Nahe der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer wurde eine Ölanlage in aserbaidschanischem Besitz getroffen. Die Feuerwehr habe den Großbrand löschen können, teilte Gouverneur Oleh Kiper mit. Das Gebiet Sumy im Nordosten der Ukraine wurde nach regionalen Behördenangaben mit Gleitbomben attackiert.
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Am Montagmorgen schlugen russische Raketen auch in der Großstadt Saporischschja ein. Ziel sei die Infrastruktur der Stadt gewesen, teilte der Militärgouverneur des Gebietes, Iwan Fedorow, mit. Er sprach von drei Toten und 20 Verletzten. „Saporischschja, ein weiterer russischer ballistischer Schlag gegen unsere Stadt“, kommentierte der Chef des ukrainischen Präsidialamtes, Andryj Jermak, auf X. „Genau deshalb will (Russlands Präsident Wladimir) Putin keine Waffenruhe – er schießt gern auf friedliche Städte, während er über den angeblichen Wunsch nach einem Ende des Krieges spricht. Bislang sehen wir diesen Wunsch nicht.“
Selenskyj traf am frühen Morgen in der amerikanischen Hauptstadt ein, wo er später von Präsident Donald Trump im Weißen Haus empfangen werden sollte. Anschließend wollten auch europäische Spitzenpolitiker, darunter Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), mit Trump in Washington über ein Ende des russischen Angriffskriegs sprechen. „Putin wird demonstrative Morde begehen, um den Druck auf die Ukraine und Europa aufrechtzuerhalten und diplomatische Bemühungen zu demütigen“, schrieb Selenskyj auf X. „Genau deshalb ersuchen wir um Unterstützung, um dem Töten ein Ende zu setzen.“ Russland dürfe für seine Beteiligung an diesem Krieg nicht belohnt werden.
Kurz nach der Landung in Washington betonte Selenskyj auf seinem Telegramkanal, dass Russland diesen Krieg beenden müsse, „den es selbst begonnen hat“. Damit reagierte er auf einen Beitrag Trumps auf dessen Plattform Truth Social aus der Nacht. „Der ukrainische Präsident Selenskyj kann den Krieg mit Russland fast sofort beenden, wenn er will, oder er kann weiterkämpfen“, hatte der amerikanische Präsident geschrieben. „Der Frieden muss dauerhaft sein“, mahnte Selenskyj in seinem Beitrag weiter. Er erinnerte an die Annexion der Halbinsel Krim durch Russland und den Beginn des Krieges im Osten der Ukraine 2014. Putin habe sich mit den damals eroberten Gebieten nicht zufriedengegeben und diese „einfach als Sprungbrett für einen neuen Angriff“ genutzt.