Wenn es draußen richtig warm wird, wird es auf den Kinderspielplätzen in München richtig voll. Pünktlich zu Beginn der bisher sehr sonnigen Sommerferien hatte Oberbürgermeister Dieter Reiter den neuen, 4400 Quadratmeter großen und 3,2 Millionen Euro teuren Spiel- und Sportplatz im Norden der Theresienwiese eröffnet. Es gibt vier Tischtennisplatten, Schaukeln, Basketballfeld, Spielwiese, Sandkasten – und ein riesiges Klettergerüst, ausgestattet mit einer mehr als sieben Meter hohen Edelstahlrutsche.

Doch genau diese Rutsche wird nun bei schönstem Spielplatzwetter zum Problem. Denn in der prallen Sonne, der diese ungeschützt ausgesetzt ist, erreicht sie in der Nachmittagshitze nicht selten eine Oberflächentemperatur von 56 Grad. Verbrennungen sind schon bei deutlich geringeren Temperaturen möglich.

Bei angnehmen Temperaturen ist der Spielplatz rappelvoll.Bei angnehmen Temperaturen ist der Spielplatz rappelvoll. (Foto: Stephan Rumpf)

Während am Rand des Geländes Schatten spendende Bäume gepflanzt wurden, ist die Spielfläche mit dem Gerüst, den Schaukeln und der Spielwiese, der prallen Sonne ausgesetzt. Auf der Spielfläche am Klettergerüst wurde jedoch weder ein Baum gepflanzt noch ein Sonnensegel aufgehängt. Zusätzlich reflektiert der Sand die Sonnenstrahlen und heizt die Spielgeräte auf.

Kathrin Giehl, Leiterin der Kinderdermatolgie am LMU-Klinikum, sagt, Kinderhaut sei noch empfindlicher als die Haut von Erwachsenen. Deshalb könne es bereits bei 45 Grad zu ersten Verbrennungen kommen, ab einer Temperatur von 51 Grad könnten auch tiefere Hautschichten angegriffen werden. Zudem wird die Hitze durch die Reibung beim Rutschen noch einmal verstärkt. Es gilt, je länger das Kind auf der Rutsche sitzt, desto wahrscheinlicher wird eine Verbrennung. Deshalb empfiehlt Kathrin Giehl den Eltern, vorab mit der Hand zu testen, wie heiß die Rutsche ist, oder eine lange Hose einzupacken, damit das Kind nicht auf der nackten Haut rutscht.

Das Baureferat der Stadt München räumt ein, dass die Problematik der stark aufgeheizten Rutsche an Sommertagen bekannt sei. Es weist aber auch darauf hin, dass die Bäume um den Spielplatz bereits viel Schatten spenden. Eine Alternative zur Edelstahlrutsche wäre eine Rutsche aus Kunststoff gewesen, aber auch diese heize sich laut dem Baureferat in der Sonne stark auf und böte deshalb keine Alternative.

Valentin gehört zu den Kindern, die trotz Nachmittagshitze auf dem Spielplatz unterwegs sind. Er ist zusammen mit seiner Großmutter Christina Paulus hier und macht gerade eine Spielpause auf einer schattigen Bank am Rand des Geländes.  Auch auf der Rutsche ist er gewesen. „Wenn man die Hände vom Rand wegnimmt, dann geht’s schon“, meint er. Christina Paulus gefällt der Spielplatz sehr gut, sie glaubt aber, dass ihn deutlich mehr Kinder besuchen würden, wenn es mehr schattige Flächen besonders um das Klettergerüst herum gäbe.

Wie das klappen kann, zeigt der Spielplatz im Botanischen Garten. Hier stehen auf der Spielfläche verteilt viele Bäume. Trotz der heißen Außentemperaturen lässt es sich unter dem Blätterdach im Schatten gut aushalten. Auch hat die Edelstahlrutsche dort nur 35 Grad Celsius – 20 Grad weniger als die Rutsche an der Theresienwiese. Das zwölf Meter hohe Klettergerüst einfach mit Bäumen zu bedecken, ist wohl kaum möglich. Dennoch würden Schatten spendende Maßnahmen zumindest das Spielen im Sandkasten oder auf den Schaukeln deutlich angenehmer gestalten.

Das Baureferat verweist auch auf die ebenfalls neuen Spiel- und Sportstationen am Bavariaring, direkt neben dem Spielplatz. Dort könne man sich unter Schatten spendenen Bäumen auch an heißeren Tagen austoben.