Bisher gibt es wegen Abhängigkeiten keine EU-Sanktionen auf russisches Flüssiggas. Doch die EU-Kommission möchte die Einfuhr ab 2028 untersagen.
Brüssel dpa | Die EU hat im ersten Halbjahr 2025 Flüssigerdgas aus Russland im Wert von rund 4,48 Milliarden Euro importiert. Das sind 29 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum im Vorjahr, wie aus Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat hervorgeht. Insgesamt wurde in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Flüssigerdgas (LNG) im Wert von rund 26,9 Milliarden Euro importiert. Das meiste – für rund 13,7 Milliarden Euro – kam aus den USA. Bereits im vergangenen Jahr waren nach Angaben der EU-Kommission die USA mit fast 45 Prozent der Gesamteinfuhren der größte LNG-Lieferant der EU.
Anders als für Öl und Kohle hat die EU wegen Abhängigkeiten bislang keine Gas-Sanktionen auf den Weg gebracht. 2024 machten Gaslieferungen aus Russland knapp 19 Prozent aller Importe aus. Insgesamt wurde im vergangenen Jahr natürliches und verarbeitetes Gas im Wert von 15,6 Milliarden Euro aus Russland importiert. Zum Vergleich: Aus den USA kam Gas im Wert von 19,1 Milliarden Euro.
Nun will die EU-Kommission aber die Einfuhr russischen Gases ab 2028 untersagen. Gasimporte im Rahmen von kurzfristigen Verträgen will die Kommission schon in einem knappen Jahr verbieten, ab dem 17. Juni 2026. Der Vorschlag muss aber noch von den EU-Ländern und dem EU-Parlament verhandelt werden. Auf Ebene der Länder braucht es die Zustimmung von 15 von 27 EU-Staaten, die zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der EU ausmachen.
Auch deutsches Unternehmen betroffen
Sollten die Einfuhrbeschränkungen wie von der Kommission vorgeschlagen kommen, ist auch das bundeseigene deutsche Energieunternehmen Sefe betroffen. Auf Basis eines bestehenden, langfristigen Vertrags importiert es weiter Flüssigerdgas aus Russland in die EU. Das Unternehmen Sefe hieß früher Gazprom Germania, war eine Tochter des russischen Staatskonzerns Gazprom und wurde als Folge der russischen Invasion der Ukraine und der Energiekrise in Deutschland verstaatlicht.
Die Maßnahmen sollen schrittweise und in Abstimmung mit den EU-Ländern umgesetzt werden, um mögliche Auswirkungen auf die Preise zu minimieren. Einer Analyse der Behörde zufolge könnten die verbleibenden Gasmengen ohne Risiken für die Versorgungssicherheit auslaufen.
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