Es war vorhersehbar, dass Peking nicht erfreut auf die Kritik des deutschen Außenministers am zunehmend aggressiven Agieren Chinas in der Straße von Taiwan wie auch im Ost- und Südchinesischen Meer reagieren würde. Dass Wadephul damit zur „Konfrontation aufstacheln“ wolle, ist aber natürlich Unsinn. Für das Anheizen der Spannungen in der Region sorgt China schon selbst, indem es mit allen Mitteln die Grenzen seiner Herrschaft über die Seegebiete vor seiner Haustür auszuweiten versucht.
Offene Worte Wadephuls über Chinas Rolle im Ukrainekrieg
Ganz sicher auch nicht gefallen hat Peking, dass Wadephul offen über die zentrale Rolle Chinas als Unterstützer des russischen Angriffskrieges in der Ukraine sprach. Peking stellt sich gern als neutraler Beobachter dar. In Wahrheit ist es aber der wichtigste Lieferant Russlands von sogenannten Dual-Use-Gütern und dessen größter Abnehmer von Gas und Öl. Ohne die Einnahmen aus diesem Geschäft fiele es Putin schwer, seinen Feldzug zu finanzieren. Wadephul sagt sogar, ohne Chinas Unterstützung für Russlands Kriegsmaschinerie wäre Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht möglich.
Auf diese Quelle zielte auch die Drohung Trumps, China (und Indien) mit Strafzöllen zu belegen, falls Putin nicht einem Waffenstillstand zustimme. Von beidem war nach dem Treffen in Alaska keine Rede mehr. Dem angeblich vor allem auf den Pazifik blickenden Trump sollte aber klar sein, dass Peking genau verfolgt, welche Zugeständnisse er dem Aggressor Putin macht. Käme der gut davon, könnte das China dazu verleiten, auch die Kosten und Risiken einer militärischen Lösung der Taiwan-Frage als nicht unerträglich hoch zu bewerten.