OÖ/LINZ. Bewegung helfe Krebspatienten in allen Phasen ihrer Erkrankung. Eine Trainingstherapie verbessert demnach nicht nur das Überleben, sondern auch die Lebensqualität. Darauf machen die Onkologen und Sportmediziner David Kiesl und Andreas Reichinger aufmerksam. Gezieltes Training steigere die körperliche Belastbarkeit, lindere Nebenwirkungen und verbessere die Lebensqualität, betonen die Experten.
Neben Chirurgie, Strahlen- und medikamentöser Therapie etabliert sich Bewegungstherapie zunehmend als fester Bestandteil der modernen Onkologie. „Studien belegen: Gezieltes Training während und nach einer Krebserkrankung steigert die körperliche Belastbarkeit, lindert Nebenwirkungen und verbessert die Lebensqualität – bei gleichzeitiger Senkung der Sterblichkeit“, sagt David Kiesl, Onkologe am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern.
Wiederherstellung physischer und psychischer Verfassung
Zu den Zielen zählen der Erhalt und die Wiederherstellung der physischen und psychischen Verfassung, eine schnellere Rückkehr in Alltag und Beruf sowie die Reduktion therapiebedingter Beschwerden wie Fatigue, Lymphödemen oder Osteoporose, wie es von Seiten der Ärztekammer Oberösterreich heißt. Empfohlen werden Ausdauertraining wie Schwimmen, Radfahren oder Wandern sowie mindestens zweimal wöchentlich muskelkräftigende Übungen.
Internationale Leitlinien raten zu 150 Minuten moderater oder 75 Minuten intensiver Bewegung pro Woche, ergänzt durch Krafttraining. „Bewegung wirkt wie ein Medikament – nur ohne Nebenwirkungen“, so Kiesl.
„Integration von Training in die Krebstherapie muss Standard werden“
Auch Andreas Reichinger, ebenfalls Onkologe am Ordensklinikum Linz und Sportmediziner, betont: „Bewegung verbessert nicht nur die Fitness, sie stärkt auch das Immunsystem und verbessert die psychische Gesundheit sowie die Therapietoleranz.“ Bereits tägliche Spaziergänge, Krafttraining oder Wassergymnastik könnten messbare Effekte zeigen.
„Wer in Bewegung bleibt, lebt nicht nur besser, sondern oft auch länger. Die Integration von Training in die Krebstherapie muss unser Standard werden“, fasst Kiesl zusammen.
Studien bestätigen
Eine internationale Langzeitstudie, präsentiert im New England Journal of Medicine, zeigt: Darmkrebspatienten senken ihr Sterberisiko um 37 Prozent und das Risiko für Rückfälle oder neue Tumoren um 28 Prozent, wenn sie über drei Jahre hinweg ein strukturiertes Bewegungsprogramm durchlaufen.
Zudem belegt eine gemeinsame Studie von NCT Heidelberg, DKFZ und dem Universitätsklinikum Heidelberg, dass Bewegung während der Chemotherapie das Tumorwachstum bei Brustkrebspatientinnen deutlich verstärkt drosselt.
Gemäß Untersuchung der Universität Basel kann durch gezieltes Training während der Chemotherapie das Risiko für Nervenschäden um 50 – 70 Prozent reduziert und die Lebensqualität deutlich verbessert werden.