Im Prozess um die Entführung der Kinder von Christina Block aus der Obhut ihres Ex-Mannes Stephan Hensel in Dänemark ist es am fünften Verhandlungstag am Hamburger Landgericht zu einer hitzigen Situation gekommen.

Als es im Publikum zu mehrfachem Raunen und Kommentieren kam, drohte die Vorsitzende Richterin schreiend, den Saal räumen zu lassen. Zuvor hatte die Staatsanwältin Mona Paul die Angeklagte Block gefragt, ob sie ihrer eigenen IT-Abteilung nicht traue, worauf Block nicht antworten wollte. Dies berichtet „Bild“.

Der Staatsanwaltschaft kommt es suspekt vor, dass Block für ihr Hotel in Hamburg eine externe IT-Sicherheitsfirma beauftragt hatte, sich um die dortige Cyber-Security zu kümmern, wenn sie doch eine hauseigene IT-Abteilung habe. Diese Sicherheitsfirma entführte später ihre Kinder. Block entgegnete, sie habe sich schon immer für IT-Sicherheit interessiert.

Der Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette „Block House“, Eugen Block, wird vorgeworfen, die Rückholaktion ihrer beiden jüngsten Kinder in der Silvesternacht 2023/24 in Auftrag gegeben zu haben. Im August 2021 hatte der Vater Stephan Hensel die beiden Kinder nach einem Wochenendbesuch bei sich behalten. Das Hanseatische Oberlandesgericht sprach danach der Mutter das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht zu und verpflichtete den Vater zur Herausgabe der Kinder. Die dänische Justiz lehnte eine Durchsetzung des Beschlusses jedoch ab.

„Dieser David Barkay hat meine Kinder entführt“

In der Nacht zum 1. Januar 2024 hatten – laut Anklage – mehrere Mitarbeiter des Sicherheitsunternehmens „Cyber Cupula Operations GmbH“, ihres Zeichens ehemalige Geheimagenten und Elitesoldaten aus Israel, den damals zehn Jahre alten Sohn und die 13-jährige Tochter nach Deutschland entführt. Angeführt wurde die Gruppe von David Barkay, nach dem mit internationalem Haftbefehl gefahndet wird. Eine zentrale Rolle spielte auch Karen Tenenbaum, die Block nur als „Olga“ kannte.

Block wirft dem Chef des Sicherheitsunternehmens vor, für die Entführung verantwortlich zu sein: „Dieser David Barkay hat meine Kinder entführt“. Er habe ohne Auftrag und ohne Lohn gehandelt.

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Schon zu Beginn des Prozesses hatte Block bestritten, die Entführung beauftragt zu haben. Sie habe von der Aktion auch nicht gewusst. Die Sicherheitsfirma habe die Entführung der Kinder beim Vater in Dänemark ohne ihr Wissen durchgeführt, sagte Block am Freitag.

Sie habe ihre Kinder nur von einem Bauernhof abgeholt und zurück nach Hamburg gebracht. Die Sicherheitsfirma habe sie nur beauftragt, um ihren Ex-Mann auszuspähen. „Hensel sollte ausgekundschaftet werden. Was er beruflich macht“. Man habe ihr mitgeteilt, dass ihr Ex-Mann in kriminelle Machenschaften verstrickt sei. Bezahlt habe die Firma ihr Vater. Beim Erstkontakt mit „Cyber Cupula Operations“ sei es zudem zunächst nur um Fragen der Cybersicherheit in dem von der Block-Gruppe betriebenen Hotel Grand Elysée in Hamburg gegangen.

„Als ich die maskierten Männer gesehen hatte: ,Oh Gott, Oh Gott, Oh Gott!“

Block schilderte am Dienstag vor Gericht zunächst, wie sie am Neujahrstag 2024 mit ihrer älteren Tochter (insgesamt haben Hensel und sie vier Kinder) mit dem Zug von Hamburg nach Karlsruhe gefahren sei. Auf die Frage der Staatsanwältin, warum sie ihre Tochter mitgenommen habe, sagte Block, diese habe ihre Geschwister wiedersehen wollen.

Am Bahnhof habe sie der Besitzer eines Bauernhofs abgeholt. Dass dieser einmal in Blocks Hotel in Hamburg übernachtet hatte, will Block nicht gewusst haben. Nach einer etwa 45-minütigen Fahrt erwarteten Block auf einem Gelände in Pforzheim Männer mit Strumpfmasken über den Köpfen. Diese hätten „Keine Polizei“ gesagt. „Als ich die maskierten Männer gesehen hatte: ,Oh Gott, oh Gott, oh Gott!‘“, erinnerte sich Block am Dienstag. Erst anhand einer Adresse des Hofes auf Briefumschlägen habe Block realisiert, wo sie sich befand.

Auf dem Bauernhof sah Block schließlich ihre zwei jüngsten Kinder wieder. „Ich fühlte mich panisch, ich wollte mit meinen Kindern nach Hause, sie sicher zurückführen“, sagte Block. „Als ich in den Medien las, dass Gewalt in der Nacht angewendet wurde, hat mich das wahnsinnig beunruhigt“. Ihre Tochter habe wissen wollen, wie es ihrem Vater Hensel gehe. Er wurde bei der Entführung von den Tätern niedergeschlagen.

Nach dem Wiedersehen auf dem Bauernhof habe sie mit ihrem Lebenspartner, dem früheren Sportmoderator Gerhard Delling, am Handy die Rückführung der Kinder nach Hamburg geplant. Dieser sei bei den Kindern von ihrem Ex-Mann schlecht gemacht worden sein: „Der war nicht mehr Gernhard, den sie gern hatten, sondern der böse Gerhard“. Delling wird Beihilfe vorgeworfen, er weist alle Schuld von sich.

Sportjournalist Gerhard Delling moderierte jahrelang die Fußball-WM in der ARD

© dpa/Marcus Brandt

„Ich habe Gerhard immer in meine Gedanken einbezogen“, sagte Block über ihren Lebensgefährten. Und: „Vielleicht hat er das ein oder andere Mal mit ihr (der Entführerin) gesprochen. Gerhard hat mir sehr viel Schutz und Sicherheit gegeben.“

Ihr Ex-Mann habe sie dagegen bedroht: „Hensel sagte mehrfach: Ich mache euch, ich mache den Alten fertig“. Die Staatsanwältin wies am Dienstag allerdings darauf hin, dass Delling der Polizei gesagt habe, Block hätte kein Mobiltelefon dabei. Block habe nun aber immer wieder von ihrem Handy gesprochen.

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Am 5. Januar waren die Kinder schließlich auf Anordnung des Oberlandesgerichts zu ihrem Vater zurückgekehrt. Block und Hensel sind seit 2018 geschieden. Die älteste Tochter war freiwillig zu ihrem Vater gezogen, die zweitälteste Tochter lebt bei der Mutter.

Am vergangenen Freitag hatte die Vorsitzende der Strafkammer mit der minuziösen Befragung begonnen. Dabei räumte Block ein, dass sie mit Beratern und Sicherheitsfirmen verschiedene Möglichkeiten einer Rückholung erwogen hatte, unter anderem eine Fahrt mit einem Boot über die Flensburger Förde zum Haus ihres Ex-Mannes in Süddänemark. Sie betonte zugleich, dass es sich um hypothetische Überlegungen gehandelt habe.

Seit Anfang August lässt Block sich nicht mehr von dem renommierten Hamburger Anwalt Otmar Kury verteidigen. Diesen Wechsel hatte Christina Block initiiert, da sie nach eigenen Worten als der Mensch gesehen werden möchte, der sie tatsächlich sei, wie der NDR berichtete.

Offensichtlich war sie nicht damit einverstanden, wie Star-Anwalt Kury seine Mandantin bislang in der Öffentlichkeit dargestellt hat. Kury machte sich demnach mitunter eine eher distanzierte Sprache zu eigen, redete über seine Mandantin als die „Dame Block“ und ähnliches. (dpa)