Stand: 19.08.2025 06:00 Uhr

Im früheren Fischerdorf Ahrenshoop verbrachte der Dresdner Maler Hans Kinder seine Sommer. Zu seinem 125. Geburtstag haben dort jetzt zwei Ausstellungen eröffnet. Sie zeigen auch, von wem Kinder sich inspirieren ließ.

von Juliane Voigt

Dreiecke, Vierecke, Kreise – Farbflächen, die transparent übereinander liegen,  immer wieder übermalt wurden, hier und da blickt den Betrachter ein Auge an, lassen sich Figuren ausmachen, Gebäude und so etwas wie Boote, Fischer oder Vögel.

Psychologische Kunst

„Das ist eine sehr psychologische Kunst“, sagt Sandra Schröder, die Leiterin des Kunstkaten Ahrenshoop. „Wenn ich die Bilder betrachte, sehe ich immer so ein Puzzle, das sich zusammensetzt und irgendwie vielleicht auch gesprengt wurde von ihm auf der Leinwand.“ Die Bewegung schwingt immer mit, sagt Schröder, besonders in den Figuren. Sie sieht darin auch eine In-sich-Gekehrtheit. „Das finde ich ganz speziell für sein Werk.“

Spätkubismus in einer Zeit des Umbruchs

Knapp 50 Bilder von Hans Kinder sind hier zu sehen. Im Grunde hat er die Dinge gemalt, wie sie waren, nur in einer kubistischen Abstraktion. „Hans Kinder hat für uns eine große Bedeutung. Erstmal, weil er 30 Jahre lang sein Sommerhaus in Ahrenshoop hatte und Vertreter des Spätkubismus war. Er wurde auch in eine ganz wichtige Zeit des Umbruchs hineingeboren“, betont Schröder. Schließlich hat er das Kaiserreich miterlebt, die Weimarer Republik, das NS-Regime und dann die Teilung Deutschlands. „Das sind ja ganz, ganz wichtige Zeiten in unserer Geschichte und auch in seinem Leben gewesen“, so die Leiterin.

Treffen mit Pablo Picasso

Ein abstraktes Bild hängt in einer Ausstellung

„In Bewegung“ nennt sich die Doppelausstellung mit Werken von Hans Kinder.

Hans Kinder hat Zeit seines Lebens seine Erlebnisse künstlerisch verarbeitet, unentwegt suchte er nach Inspiration. Am 6. August 1900 wurde er in Dresden geboren, zeitlebens seine Heimatstadt. Den Ersten Weltkrieg erlebte er als Jugendlicher, im Zweiten Weltkrieg war er Soldat der Wehrmacht. In der Zeit gelang es ihm, Pablo Picasso zu besuchen.

Später lernte er Marcel Marceau kennen, den großen französischen Pantomimen. Zwei Bilder aus dem Zyklus, der daraus entstanden ist, sind im Kunstkaten zu sehen. „Zum einen die Arbeit ‚Jugend, Alter, Reife, Tod‘, wo man schon ganz schön sieht, wie ein ganzes Leben quasi vorübergeht. Es ist ein Bild, das für mich ganz viel Tiefe hat, in dem viel eigene Lebensgeschichte drin steckt, die uns alle begleitet“, bemerkt Schröder.

Doppelschau in Kunstkaten und Galerie Alte Schule

Robert Dämmig von der Galerie Alte Schule Ahrenshoop hat die Doppel-Ausstellungen kuratiert. Mit Leihgaben aus dem Albertinum in Dresden, dem Museum der bildenden Künste Leipzig oder auch dem Kunstmuseum Ahrenshoop. Der zweite Teil der Jubiläums-Doppelschau „In Bewegung“ ist in der Galerie Alte Schule Ahrenshoop zu sehen.

Künstlerfreunde kamen von überall her

Ein holzschnittartig gezeichnetes Porträt von einem Mann.

Hans Kinder in einem Selbstporträt.

Während die Schau im Kunstkaten in sich stilistisch geschlossen wirkt und den Künstler Hans Kinder abbildet, verfolgt die Galerie Alte Schule ein anderes Konzept. „Hier versuchen wir ihn, anhand seiner Freunde und Inspiratoren, biografisch nachzuzeichnen. Das fängt an mit dem Bauhaus. Das sind die ersten Kunststudien, die er macht“, so Dämmig. Später kommen Einflüsse von Künstlerfreunden dazu, wie Edmund Kesting oder Jo Jastram.

Das kleine Sommerhaus in Ahrenshoop war ein offener Ort des Austausches. Kinder hat Besucherlisten geführt, die bis heute erhalten sind, erklärt Dämmig. „Er war extrem viel besucht von allen möglichen Künstlerfreunden aus der ganzen Republik. Da ging ständig die Tür auf und zu. Von daher nehme ich an, dass die Freundschaften schon eng gesät waren“, sagt der Kurator. So, wie sie in der Ausstellung jetzt auch zusammen gezeigt werden. Hans Kinder starb 1986 in Dresden und wurde auf dem Ahrenshooper Friedhof beerdigt.

Bei einer Kunstauktion bieten viele Teilnehmende für Gemälde.

Unter den Hammer kamen 178 Werke. Den höchsten Preis erzielte ein Gemälde von Albert Ebert für 60.000 Euro.

Abstrakte Bilder hängen in einer Ausstellung

Von Picasso inspiriert: Hans-Kinder-Retrospektive in Ahrenshoop

In dem früheren Fischerdorf hat der Dresdner Maler seine Sommer verbracht. Dort haben jetzt zwei Ausstellungen eröffnet.

Datum:
17.08.2025, 11:00 Uhr
Ort:

Galerie Alte Schule, Kunstkaten

Ahrenshoop

Hinweis zum Termin:
In der Galerie Alte Schule läuft die Schau bis zum 21. September, in der Galerie Alte Schule bis zum 5. Oktober.
Spezielle Hinweise:
Zu den Jubiläumsausstellungen ist die Publikation „Hans Kinder – In Bewegung“ mit zahlreichen Abbildungen im Verlag Daekvm ART – edition erschienen.

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