„China begrüßt alle Bemühungen für eine friedliche Lösung der Krise und direkte Kontakte zwischen den USA und Russland„, sagte China Regierungssprecherin Mao Ning am Montag (18.8.) in Peking. Beide Länder müssten für „eine politische Beilegung der Krise“ sorgen.
Chinas Regierungssprecherin Mao Ning: „China begrüßt direkte Kontakte zwischen den USA und Russland“Bild: Johannes Neudecker/dpa/picture alliance
Im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gilt China als enger Verbündeter von Moskau, beteiligt sich aber an den jüngsten Entwicklungen nicht aktiv. Das Treffen in Alaska zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsident Wladimir Putin sei jedoch eine gute Chance für China, sagt Politikwissenschaftler Ja Ian Chong an der National University of Singapore. „So kann Peking Trumps Verhandlungstaktik in Stresssituationen beobachten.“
Deal oder kein Deal?
Präsident Trump hat die Ukraine aufgefordert, territoriale Zugeständnisse für ein umfassendes Friedensabkommen zu machen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat diese Forderungen stets entschieden zurückgewiesen. Auf seiner Plattform Truth Social erhöhte Trump den Druck: „Der ukrainische Präsident Selenskyj kann den Krieg mit Russland fast sofort beenden, wenn er will. Oder er kann weiterkämpfen.“ Schon früher hatte Trump der Ukraine Mitschuld an dem russischen Angriffskrieg gegeben.
US-Präsident Trump (r.) begrüßte seinen russischen Amtskollegen Putin am 15.08.2025 im US-Bundesstaat AlaskaBild: Julia Demaree Nikhinson/AP Photo/dpa/picture alliance
Über die Details zum möglichen Kompromiss wird Trump am Montag (18.8.) im Weißen Haus mit Selenskyj sowie anderen europäischen Staats- und Regierungschefs wie der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Bundeskanzler Friedrich Merz verhandeln.
Russland zieht 160.000 Männer zum Militärdienst ein
To view this video please enable JavaScript, and consider upgrading to a web browser that supports HTML5 video
Für Präsident Trump sei alles „verhandelbar“
In China sei nun der Eindruck entstanden, dass mit den USA alles verhandelbar sei, sagt Wen-Ti Sung, Forscher im Projekt „Global China Hub“ an der Washingtoner Denkfabrik Atlantic Council. „Die Musik klingt in Chinas Ohren so: Peking legt Wertvorstellungen und politische Differenzen gerne beiseite, wenn es mit anderen Ländern verhandelt. Und es scheint, dass Trump das auch so sieht.“
Allerdings bedeute die „Inkonsistenz“ von Trump auch Unberechenbarkeit für China, sagt Politologe Chong im DW-Interview. „Peking würde vorsichtig beim Treffen mit Trump agieren. Denn Trump hatte vielleicht vor einem Treffen eine bestimmte Position. Aber spontan könnte er seine Meinungen ändern. Und es ist nicht ganz klar, welche Richtung er einschlagen könnte.“
Flexibilität auch in der Taiwan-Frage?
Es gibt eine ganze Reihe brisanter Auseinandersetzungen, die die Politiker in Peking und Washington beschäftigen: So die Taiwan-Frage, das Südchinesische Meer und die Handelsstreitigkeiten – um einige Beispiele zu nennen.
Spielball der Supermächte: Tauziehen um Taiwan
To view this video please enable JavaScript, and consider upgrading to a web browser that supports HTML5 video
Im Interview mit dem US-Sender Fox News am Freitag (15.08.) verriet Trump, dass ihm Chinas Präsident Xi Jinping einmal gesagt haben soll, China würde Taiwan nicht während seiner Präsidentschaft angreifen. Kurz darauf ließ die chinesische Botschaft in Washington verlautbaren, dass das Thema Taiwan „das wichtigste und sensibelste Thema“ in den Beziehungen zwischen China und den USA sei, ohne auf Trumps Aussage einzugehen.
China betrachtet Taiwan als eine abtrünnige Provinz und hat die Anwendung von Waffengewalt mit einem Gesetz im Jahr 2005 legitimiert, sollte Taiwan seine Unabhängigkeit erklären. Taiwan lehnt den Souveränitätsanspruch durch die Volksrepublik China in Peking ab. De jure bezeichnet sich Taiwan als „Republik China“.
Chong vermutet jedoch, dass die jüngste Äußerung von Trump über die Taiwan-Frage eher an die internationale Öffentlichkeit gerichtet sei anstatt an Peking. „Was wir bisher von Trump gesehen haben, ist, dass er sich gerne als eine Art Friedensstifter darstellen will“, sagt Chong gegenüber der DW.
Peking weiterhin Putins Versteher und Freund
Im Ukraine-Krieg hat sich China seit dem Angriff Russlands als neutrale Partei bei den Bemühungen zur Lösung der Krise dargestellt. „Es gibt keinen Grund für China, von seiner bisherigen Haltung zur Ukraine-Krise abzuweichen“, sagt Experte Sung vom Atlantic Council gegenüber der DW. Peking spricht dabei nicht von einem russischen Angriffskrieg. Im Westen wird China dafür kritisiert, die Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten. China exportiert trotz Sanktionen kriegswichtige „Dual Use“-Güter nach Russland wie Elektronik, Baustoffe und Maschinen, die im zivilen und auch im militärischen Bereich genutzt werden können. China weist die Vorwürfe zurück.
Selenskyj beschuldigt China, Russland im Krieg zu helfen
To view this video please enable JavaScript, and consider upgrading to a web browser that supports HTML5 video
Darauf reagiert das Weiße Haus mit zusätzlichen Strafzöllen für Länder, die russisches Erdöl importieren. China und Indien sind nach wie vor die größten Abnehmer. Auf indische Importe in die USA werden ab 27. August zusätzliche Strafzölle in Höhe von 25 Prozent in Kraft treten. Ähnliche Sanktionen seien auch für China denkbar, so Trump.
„Peking hat wahrscheinlich die Zuversicht, dass es viel mehr Einfluss hat als Indien“, sagt Chong. Bei Handelsgesprächen zwischen China und den USA wurde kürzlich die Frist bis zum Inkrafttreten von Strafzöllen um weitere 90 Tage auf den 10. November verlängert. Und auch die Beziehungen zu Russland werde China nicht „grundlegend“ verändern, so Chong weiter.
Der russische Präsident Putin wird Ende August in Peking erwartet. Chinas Präsident Xi hat ihn zu Feierlichkeiten und Militärparade am 3. September zum 80. Jahrestag des Zweiten Weltkriegs in Asien eingeladen.
Aus dem Englischen adaptiert von Dang Yuan