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Die Stadt profitiert von mehr Gästen. Nach 2019 verzeichnet Wiesbaden einen Rekord bei den Übernachtungen. Aber der Tagestourismus bricht ein.
So viele Gäste wie noch nie haben im vergangenen Jahr in Wiesbaden übernachtet. Das geht aus einer Studie im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden (IHK) und weiterer Partner hervor. Es gibt allerdings auch Entwicklungen, die die Fachleute mit Sorge betrachten: So entwickelt sich der Tagestourismus rückläufig. Und im Rheingau sind die Übernachtungszahlen gesunken.
Der Tourismus gilt als unentbehrlicher Motor für die Wirtschaft in Wiesbaden und der umliegenden Region. Eine aktuelle Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (dwif) gibt detailliert Auskunft über Umsatzströme, Übernachtungen und Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.
Umsatz durch Tourismus steigt
Allein 2024 sorgten Tagesreisen und Übernachtungen im Bezirk der IHK Wiesbaden für einen Bruttoumsatz, der bei mehr als einer Milliarde Euro lag „Davon profitierten vor allem das Gastgewerbe, aber auch der Einzelhandel mit 309 Millionen Euro und Dienstleistungen mit 233 Millionen Euro“, sagt IHK-Präsident Jörg Brömer. Nach teils schwierigen Jahren zeige sich, wie zentral die Branche für die regionale Wirtschaft ist. Die Studie, die alle fünf Jahre aufgelegt wird, untersucht – räumlich einzeln betrachtet – die Entwicklungen in Wiesbaden, im Rheingau-Taunus-Kreis, im Rheingau, in der gemeinsam beworbenen Region Wiesbaden-Rheingau und im IHK-Kammerbezirk, der neben der Landeshauptstadt die Stadt Hochheim im Main-Taunus-Kreis sowie 17 Kommunen im Rheingau-Taunus-Kreis umfasst.
In Wiesbaden stiegen die Übernachtungszahlen in Beherbergungsbetrieben von 2019 bis 2024 um 7,2 Prozent auf mehr als 1,4 Millionen. Ein neuer Rekord. Zuletzt wurde im Vor-Corona-Jahr 2019 ein Rekord bei Übernachtungen registriert. Besonders deutlich wuchs die Zahl der Übernachtungen bei Familien und Freunden: von 1,4 auf 1,8 Millionen. Ein Plus von 24,3 Prozent. Die Bruttoumsätze aus Tourismus stiegen im gleichen Zeitraum leicht von 685 auf 700,5 Millionen Euro.
Hohe Kosten belasten Tagestourismus
„Wiesbaden hat die Corona-Delle überwunden und als Reiseziel an Attraktivität gewonnen“, sagt Bürgermeisterin und Wirtschaftsdezernentin Christiane Hinninger (Grüne). Dennoch zeigt die Studie einen Rückgang im Tagestourismus – das sind touristische Unternehmungen ohne Übernachtung – von 12,2 Millionen Tagesreisen in 2019 auf 10,2 Millionen in 2024. Damit folgt Wiesbaden dem deutschlandweiten Trend: Inflation, Kostenexplosion und geopolitische Unsicherheiten belasten den kurzfristigen Besucherverkehr und sorgen dafür, dass Menschen weniger Shoppingtouren oder Restaurant- oder Theaterbesuche in der Stadt unternehmen.
Wiesbaden möchte also den Tagestourismus stärken, um die Innenstadt lebendig zu halten. Geschäftsreisende und Kulturinteressierte nutzen Einkaufsmöglichkeiten, gastronomische oder kulturelle Angebote. Wiesbaden Congress & Marketing unterstützt das mit Veranstaltungen wie der Rheingauer Weinwoche. Kostenlos nutzbare Bustickets und familienfreundliche Angebote sollen Wiesbaden für verschiedene Zielgruppen attraktiv machen.
Gäste auf dem Neroberg genießen den Blick auf Wiesbaden. © Michael SchickRheingau
Im Rheingau zeigt die Studie ein differenziertes Bild: Während die Übernachtungen zwischen 2019 und 2024 um 15,2 Prozent sanken, stiegen die touristisch erwirtschafteten Umsätze um 6,7 Prozent auf 225,2 Millionen Euro.
Besonders bemerkenswert ist der Anstieg der Tagestourismus-Umsätze um 3,4 Prozent, trotz leicht sinkender Tagesreisen.
2293 Schiffsanlandungen in Rüdesheim mit etwa 300 000 Passagieren trugen zur Belebung der Region bei.
Die sinkenden Übernachtungszahlen sind unter anderem auf Betriebsschließungen zurückzuführen: 2019 gab es 132 Betriebe mit mehr als zehn Betten, 2024 nur noch 118.