Die Technische Hochschule (TH) Köln errichtet in Erftstadt das „Center for Innovation with Nature“ (CEIN), ein Reallabor für Zukunftsthemen rund um die Klimaforschung. Am Dienstag (19. August) stellte Prof. Dr. Gerd Sadowski, Vizepräsident für Wirtschafts- und Personalverwaltung der TH Köln, im Beisein von Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Bürgermeisterin Carolin Weitzel und Landrat Frank Rock die Pläne im Erftstädter Rathaus vor.

In Reallaboren werden beispielsweise Technologien unter realen Bedingungen erprobt. So sollen am neuen Standort der TH Köln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule in Zukunft mit externen Partnerinnen und Partnern erforschen, wie beispielsweise Ressourcen im Rheinischen Revier nachhaltig genutzt werden können. Auch soll untersucht werden, wie die Region klimaresilienter und gleichzeitig energetisch unabhängiger werden kann, wie das Ministerium für Kultur und Wissenschaft mitteilte.

CEIN: Projekt soll zu 90 Prozent von Bund und zu zehn Prozent von Land gefördert werden

„Das Rheinische Revier bietet die große Chance, Klimaschutz, Flächennutzung und Infrastrukturen integriert und nachhaltig zu gestalten“, so Gerd Sadowski. Dies könne nur gemeinsam mit den Menschen in der Region gelingen, sagte der Vizepräsident für Wirtschafts- und Personalverwaltung der TH Köln.

Das Projekt soll zu 90 Prozent aus Strukturstärkungsmitteln des Bundes und zu zehn Prozent aus Landesmitteln gefördert werden. Sadowski spricht von insgesamt rund 175 Millionen geschätzten Herstellungskosten. Bis 2029 soll allein das Land 17 Millionen Euro beisteuern.

Wissenschaftsministerin Ina Brandes: „Im Rheinischen Revier sicherte einst die Kohle den Wohlstand der Menschen. Heute ist Wissen der neue Rohstoff. Wir brauchen Forschung, Innovation und Transfer, um aus wissenschaftlichen Erkenntnissen, neue Produkte zu entwickeln und daraus Wertschöpfung zu erzielen.“ Man habe sie nicht lange von der Sinnhaftigkeit dieses Projekts überzeugen müssen, so Brandes: „Meine Unterstützung hatten Sie immer und werden Sie immer haben.“

Bau des Reallabors der TH Köln soll 2026 in Erftstadt starten

2026 soll der Bau des „Center for Innovation with Nature“ in Erftstadt-Liblar starten. Zunächst entsteht am künftigen Standort ein temporäres Pop-up-Gebäude, „aus recycelten Baustoffen“, wie Sadowski verdeutlichte. Da Gebäude soll laut Sadowski bis zum Bezug des ersten Bauabschnitts genutzt werden, der für 2029 vorgesehen ist. 

Das Center for Innovation with Nature der TH Köln eröffnet Erftstadt großartige Perspektiven für die Zukunft als Wissenschaftsstandort

Bürgermeisterin Carolin Weitzel

Bürgermeisterin Carolin Weitzel: „Das Center for Innovation with Nature der TH Köln eröffnet Erftstadt großartige Perspektiven für die Zukunft als Wissenschaftsstandort“. Weitzel sprach von einem Meilenstein. „Unsere Stadt kann als zukünftige Ideenschmiede in enger Zusammenarbeit mit Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft richtungsweisende Innovationen entwickeln, um die großen Herausforderungen des Struktur- und Klimawandels erfolgreich und nachhaltig zu meistern.“

Das CEIN entsteht an der K44 in Liblar. In unmittelbarer Nähe zur Hochschule des Bundes, wie die Bürgermeisterin betonte. So könne sich dort großartig eine Synergie entwickeln.

CEIN soll Studierende bei der Gründung von Start-ups unterstützen

Ursprünglich war dort der TH Köln Campus Rhein-Erft geplant, der für rund 2000 Studierende ausgelegt werden sollte, mit Studien- und Forschungsschwerpunkten in den Bereichen Raumentwicklung, Infrastruktursysteme und Geoinformatik.

Das CEIN bietet Studierenden laut der TH nun unternehmerische Qualifizierung und Unterstützung bei der Gründung von Start-ups an. Die mit dem CEIN verbundenen Studienangebote am Campus Deutz und die Professuren insbesondere an der Fakultät für Raumentwicklung und Infrastruktursysteme habe man von Beginn an in das Projekt eingebunden, heißt es seitens der TH weiter. 

„Mit dem Center for Innovation with Nature setzen wir einen entscheidenden Meilenstein im Strukturwandel des Rheinischen Reviers“, sagte Landrat Frank Rock. Mit dem Projekt schlage man ein neues Kapitel für das Rheinische Revier und den Rhein-Erft-Kreis auf. Rock: „Seit dieses Projekt in der damaligen Kohlekommission erstmals vorgestellt wurde, gilt es als Leuchtturm und Herzstück unserer gemeinsamen Zukunftsstrategie.“

Rheinisches Revier soll als Modellregion international sichtbarer werden

Das Projekt soll das Rheinische Revier als europäische Modellregion für Energieversorgungs- und Ressourcensicherheit international sichtbarer machen. Das Gebäude soll als Forschungs- und Demonstrationsobjekt für klimapositive und ökologisch nachhaltige Bauweisen errichtet werden. Beispielsweise sollen Solar-, Wind- und Biomasseenergie genutzt werden, wie es weiter heißt.

Auch Labor- und Testflächen sind im neuen Forschungszentrum geplant, die die Vorteile von Renaturierungsmaßnahmen in der Region veranschaulichen sollen. Die Erkenntnisse sollen möglichst schnell praktisch umgesetzt werden, zum Beispiel bei der Stadtentwicklung. Das Reallabor soll ebenfalls Schülerinnen und Schülern und interessierten Bürgerinnen und Bürgern offen stehen.

Menschen gehen durch künftiges Flussbett.

Auch die Grünen äußerten sich zu dem Projekt: „Das ist das Ergebnis jahrelanger überparteilicher Arbeit“, sagt Christian Schubert, Vorsitzender des Kreis- und Ortsverbandes: „Für Erftstadt und das Rheinische Revier entsteht ein Vorzeigeprojekt, das weit über die Stadtgrenzen hinausstrahlt.“

Grünen-Bürgermeisterkandidat Thommy Mewes spricht von einem Gewinn für Erftstadt. „Auch wenn wir uns als Stadt ursprünglich mehr universitäres Leben erhofft hatten, ist das Forschungszentrum ein großer Erfolg. Es eröffnet Chancen für Arbeitsplätze, für Kooperationen mit Schulen und Unternehmen und macht Erftstadt zu einem Standort mit Zukunft.“