Frankfurt/Kiel. Da sind autobiografisch geprägte Romane über den Amoklauf in Erfurt, den Ukraine-Krieg oder den Tod des Vaters. Da sind Erzählungen über Identität, Herkunft und über Zugehörigkeit. Da sind düstere und schwere Themen, aber auch Humor und Witz.
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Zwölf Autorinnen und acht Autoren sind mit 20 ganz unterschiedlichen Titeln auf der Liste für den Deutschen Buchpreis vertreten, darunter bekannte Namen wie Nava Ebrahimi, Peter Wawerzinek und Feridun Zaimoglu aus Kiel mit seinem Roman „Sohn ohne Vater“. Zaimoglu ist bereits zum vierten Mal nominiert: 2014 stand er mit „Isabel“, 2015 mit „Siebentürmeviertel“ und 2017 mit „Evangelio“ auf der Longlist.
Sorgen um die Zukunft – aber nicht die Zukunft der Literatur
„Sprachgestaltung, Erzählverhalten und die beängstigende Gegenwart haben uns im fragilen Jahr 2025 unter anderem in der Jury-Debatte geleitet“, sagte Jurysprecherin Laura de Weck. Historische Panoramen sind ebenso auf der Liste wie Gegenwartsbeobachtungen und Dystopien. „Es geht um Finsteres, aber auch um Erzähllust, Witz und die Liebe zum Wort.“ Und eines sei sicher: „Die diesjährige Longlist versammelt 20 herausragende Romane, die in aller Vielfalt unsere wackelige Wirklichkeit spiegeln.“
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Was auffällt: Viele Titel auf der Liste haben autobiografische Züge. „Der Trend zum Autofiktionalen ist ungebrochen“, sagt de Weck. So schreibt Wawerzinek nach einer Krebs-Diagnose über die menschliche Vergänglichkeit, aber auch von Liebe und Kraft für die Heilung. Kaleb Erdmann, der als Kind den Amoklauf an einem Erfurter Gymnasium miterlebte, nähert sich diesem in „Die Ausweichschule“. Es sei das „Traurigste, Lustigste und Beste, was ich seit Langem gelesen habe“, schrieb die Kieler Erfolgsautorin Caroline Wahl („22 Bahnen“) über das Buch.
Feridun Zaimoglus „Sohn ohne Vater“ wiederum erzählt eindringlich vom Verlust des eigenen Vaters. Herausgekommen ist ein wildes, fiebrig sich hochschaukelndes Roadmovie, in dem Zaimoglu in der Rolle des Ich-Erzählers von seiner Reise erzählt. Einer Odyssee, die ihn nicht nur zum Grab des Vaters in der Türkei bringt, sondern auch in die Erinnerung an seine Kindheit in München und Bonn.
Sieger erhält 25.000 Euro
Insgesamt hat die Jury mehr als 200 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2024 und Mitte September 2025 erschienen sind oder noch erscheinen. Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen im Literaturbereich und ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert: Der Sieger erhält 25.000 Euro, die übrigen Autoren der Shortlist jeweils 2.500 Euro. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an Martina Hefter für ihren Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“. Erst vor Kurzem stellte sie das Buch in Kiel vor.
Der Sieger oder die Siegerin wird am 13. Oktober verkündet – dem Tag vor Eröffnung der Frankfurter Buchmesse. Die Shortlist kommt am 16. September heraus.
KN