Einen „offenen Dialog“ mit Bürgern wollten sie führen: Oberbürgermeister Felix Heinrichs und sein Gast Martin Schulz, ehemaliger Präsident des Europäischen Parlaments und früherer Vorsitzender der sozialdemokratischen Partei. Zum Besuch des „Berufspolitikers“, wie sich Schulz selbst bezeichnet, waren viele Interessierte im „Mamomi“ erschienen. Zum dritten Mal sei er in politischer Funktion nach Mönchengladbach gekommen. Heute will er die SPD-Kandidaten bei der Kommunalwahl unterstützen. Bei vielen anderen Besuchen sei er „bedröppelt“ nach einer Niederlage aus dem Borussia-Park wieder abgereist, bekannte Schulz. Er ist Mitglied des 1. FC Köln.

Gleich nach der Begrüßung durch Gülistan Yüksel, SPD-Vorsitzende in Mönchengladbach, kommen die Themen in der Stadt zur Sprache. Die im Park beheimatete Jugendhilfe „de Kull“ wird Schulz vorgestellt, genauso wie das Projekt „Politik verstehbar“ des Reha-Vereins Mönchengladbach. Hier wie dort geht es um Solidarität und um das Leben in einem friedlichen und geeinten Europa.

Europa sei von großer Bedeutung für Mönchengladbach, betont Heinrichs. Die meisten Fördermittel, die in die Stadt fließen, stammen aus europäischen Töpfen. Auch wenn sich Politiker vom Bund und vom Land damit schmückten. Zugleich bemühe sich Mönchengladbach um das friedliche Miteinander in Europa.

Die sechs Städtepartnerschaften seien wiederbelebt und die Freundschaft zu Roermond auf ein neues stabiles Fundament gestellt worden. „Europa ist, wenn aus Feinden Bürger und aus Bürgern Freunde werden.“ Respekt, Toleranz und Würde seien Eckpfeiler der europäischen Wertegemeinschaft, sagt Schulz. Sie seien bedroht durch einen amerikanischen Präsidenten, der mit Respektlosigkeit, Intoleranz und nationalistischem Gedankengut versuche, die europäische Staatengemeinschaft zu entzweien.

„Wenn jeder Staat nur an sich selbst denkt, wie die Nationalisten propagieren, kommt es zwangsläufig zu Zwist und Streit“, sagt Schulz. Wer Frieden wolle, dürfe rechten Hetzern nicht folgen. Als weltweit stärkster Wirtschaftsmarkt brauche der europäische Binnenmarkt nicht vor drohenden US-Zöllen zu kuschen, meint Schulz, der immer wieder den Bogen spannt zwischen Europa- und Kommunalpolitik.

Der soziale Frieden hänge von der kommunalen Organisation ab, sagt Schulz. Die Entscheidung für Europa sei eine Entscheidung in den Herzen der Menschen. Wegen der „Unmittelbarkeit der Lösungsdichte“ würde vor Ort über das Wohl der Menschen entschieden. „Hier müssen schnell und täglich Entscheidungen getroffen werden.“ Ein Bürgermeister habe nicht die Zeit zu langen Diskussionen und Beratungsprozessen wie etwa im Bundestag oder im Europarlament.