Neuere plastische Arbeiten und Zeichnungen sind in den drei Ausstellungshallen zu sehen: Große Metallskulpturen, Skulpturen aus Murano-Glas und die ersten Skizzen dazu. Tony Cragg realisiert damit seine erste große Einzelschau in seinem Skulpturenpark, den er im Jahr 2008 am Hang des Wuppertaler Hesselnberges eröffnete. Der Titel „Line of Thought“ spielt darauf an, dass es ihm um mehr als das bloße Vorzeigen seines aktuellen Schaffens geht. In einem Überblick zeigt er, was hinter den konkreten Ausformungen seiner Skulpturen steht. Auch die Zeichnungen sind nicht begleitendes, zusätzliches Material, sondern sind als tastende oder suchende Ausdrucksform seines bildnerischen Schaffens zu verstehen. Die Ausstellung erstreckt sich über alle drei Ausstellungshallen des Skulpturenparks Waldfrieden.
Bevor Tony Cragg 1969 seine Laufbahn als Künstler aufnahm, arbeitete er als Labortechniker in der biochemischen Forschung und begann zu zeichnen. Die tägliche Praxis des Zeichnens geht seinen bildplastischen Arbeiten noch heute voraus. In seinem Frühwerk realisierte er zunächst Arbeiten aus Fundobjekten, bevor er schließlich mit Skulpturen aus Stein, Eisen und Bronze des klassischen Materialien der Bildhauerei für sich erschloss. Der Kanon seines Materials hat sich immer wieder erneuert und erweitert: Das zeigen die neueren, in Murano gefertigten Glasskulpturen, die in der unteren Ausstellungshalle zusammen mit den Zeichnungen zu sehen sind.
In der oberen Ausstellungshalle ist eine Großskulptur aus der Reihe „Industrial Nature“ zu sehen, die das Themenfeld Natur und Technik aufgreift. Sie ist gefertigt aus geschnittenen und gebogenen Aluminium-Platten, die mit Lackfarbe überzogen und partiell abgeschliffen sind. Daneben eine Skulptur der Reihe „Hedge“, die fast ebenso groß, doch weitaus filigraner konstruiert ist. Schmale Formen aus Cortenstahl expandieren organisch wie eine Hecke in Höhe und Breite. Monumental zeigen sich die beiden Skulpturen aus der Reihe „Lost in Thougt“: Aus Holz gefräste Elemente verdichten sich zu einem amorphen Körper, der Ausmaße von bis zu vier mal drei mal zwei Metern erreicht.
In der mittleren Ausstellungshalle zeigt Cragg Arbeiten aus unterschiedlichen Werkgruppen. Eine fällt besonders ins Auge: „Congregation“, eine Installation, die aus einem großen Boot, Rudern, Rettungsbooten, einer Leiter und anderen Schrottmaterialien besteht – alles aus Holz und vollständig mit Metallhaken bedeckt.
In der unteren Ausstellungshalle sind Craggs Kleinplastiken aus Glas zu sehen, die er seit 2009 in Zusammenarbeit mit dem Berengo Studio in Murano umsetzt. Die Glaskörper kennzeichnet ein Licht-Schatten-Spiel, das sich für den Betrachter je nach Standort verändert. An den Wänden sind 200 Zeichnungen zu sehen, die am Anfang jeder Skulptur stehen.
„Für mich steht das Material im Mittelpunkt“, sagt Tony Cragg über seine Arbeiten. „Mich interessiert, was man mit dem Material machen kann.“ Und der Beginn jedes Werks ist immer eine Zeichnung.