Jeder geht zu Fuß, sofern ihn nicht körperliche Einschränkungen daran hindern. Und wenn es nur der Weg zum Auto ist. 37 Prozent der Frankfurter legen aber auch längere Strecken bevorzugt zu Fuß zurück, hat die jüngste Befragung zur Verkehrsmittelwahl gezeigt. Die Fußgänger hängten mit ihrem hohen Anteil Autos und Fahrräder ebenso ab wie den Nahverkehr. Diese Entwicklung möchte die Stadt unterstützen, indem die „selbstverständlichste Fortbewegungsart“, wie Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Die Grünen) den Fußverkehr nennt, attraktiver und sicherer wird. Die in der Verkehrsunfallstatistik 2024 aufgeführte Zahl von 537 Unfällen mit Fußgängern sei zu hoch. Helfen soll dabei eine Fußverkehrsstrategie, für die jetzt die Bürgerbeteiligung begonnen hat.
Vorab sind in einer Analyse die für Fußgänger wichtigen Wegebeziehungen auf einer Karte je nach Bedeutung farblich hervorgehoben worden. Dabei wurden typische Ziele wie zum Beispiel Geschäfte berücksichtigt. Die eigentliche Fußverkehrsstrategie wird aus zwei Teilen bestehen. Der erste betrachtet die Gesamtstadt und definiert Routen und Wegenetze. „Daran wollen wir sehen, wo wir zuerst etwas verbessern müssen“, sagte Dorothee Allekotte, Abteilungsleiterin Verkehrsplanung im Straßenverkehrsamt.
Online-Umfrage und Stadtteilspaziergänge
Für die Gesamtstadt sollen grundsätzliche Fragen behandelt werden: Wie häufig sind Überwege nötig, wie sollen Querungen gestaltet sein, was hilft der Sicherheit und subjektiv dem Sicherheitsgefühl, wie breit sollen Gehwege sein? Ähnlich wie beim Radverkehr könne man eine Mindestbreite festlegen, zum Beispiel 2,20 Meter, sagte Allekotte. „Auch wenn sie nicht überall einzuhalten sein wird.“ Zumal sich das Gehwegparken nicht an jeder Stelle verbieten lasse.
Bei der Suche nach den Antworten sollen die Bürger helfen. Auf der Internetseite www.ffm.de sind unter dem Menüpunkt „Beteiligungen“ eine Umfrage und eine interaktive Karte freigeschaltet. Gefragt wird unter anderem, ob man gerne zu Fuß unterwegs ist, was einen davon abhält, welche Erledigungen man mit anderen Verkehrsmitteln kombiniert, wie lang die typischen Fußwege sind und was sich verbessern müsste, damit man häufiger läuft. Auf der interaktiven Karte des Stadtgebiets wiederum lässt sich, nachdem man einen Beitrag gestartet hat, ein Punkt markieren, um ein positives oder negatives Beispiel für den Umgang mit Fußgängern zu beschreiben oder eine Idee zur Verbesserung zu hinterlassen.
Gerade die Ideen seien wichtig, sagte Jens Lauterbach von dem Nürnberger Planungsbüro PB Consult, das zusammen mit der Ifok GmbH aus Bensheim die Ausschreibung zur Erstellung der Fußverkehrsstrategie gewonnen hat. „Denn einen Mängelmelder gibt es schon.“ Begleitet wird der Prozess außer von der Fußverkehrsbeauftragten auch von einem Arbeitskreis, in dem verschiedene städtische Ämter, Kinderbüro, Jugendring und Seniorenbeirat sowie die Verkehrsgesellschaften vertreten sind, aber auch Polizei, IHK, Gaststättenverband, Einzelhandelsverband und Interessenvertretungen wie VCD, ADAC und der Fachverband Fußverkehr FUSS.
Spaziergänge für verschiedene Zielgruppen
Die Befragung wird von Veranstaltungen für Senioren sowie Kinder und Jugendliche unterstützt, und für den 31. Oktober ist ein öffentliches Mobilitätsforum geplant. Der erste Teil der Strategie mit seinen Handlungsansätzen soll Ende des Jahres fertig sein. Für den zweiten Teil werden 2026 drei Stadtteile beispielhaft untersucht, um quartiersbezogene Konzepte zu erarbeiten. Allekotte denkt dabei an Stadtteile wie Schwanheim und Sindlingen, wo es schmale Gehwege gebe. „Wir werden uns eher nicht das Nordend ansehen.“ In den Stadtteilen werden die Bürger mit Spaziergängen für verschiedene Zielgruppen beteiligt. Dabei sollen praktische Lösungen entstehen. „Als ein Werkzeugkasten, den wir dann auch in anderen Stadtteilen einsetzen können“, sagte Allekotte.
Es sei nicht vorgesehen, alle Stadtteile flächendeckend zu untersuchen, sagte Mobilitätsdezernent Siefert. „Aber ich bin sicher, dass die Ortsbeiräte aktiv werden. Das Ergebnis wird weitere Arbeit produzieren.“ Die gesamte Fußverkehrsstrategie einschließlich des zweiten Teils soll als Ergebnisbericht im Dezember 2026 vorliegen. Der CDU ist das nicht schnell genug. Eine Fußverkehrsstrategie sei zwar richtig, aber erst 2027 mit den Verbesserungen zu beginnen, sei nicht ausreichend, so der mobilitätspolitische Sprecher der Union, Frank Nagel. Wer die Menschen nach seinen Wünschen frage, müsse auch bereit sein, schnell zu handeln.
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