Dresden. Die Dresdner Heide ist nicht nur ein forstlich genutztes Waldgebiet, Lebensraum vieler zum Teil seltener Tier- und Pflanzenarten und beliebtes Wander- und Ausflugsziel, sondern auch ein geschichtsträchtiger Ort. Sie wurde nicht nur von Bewohnern der umliegenden Orte, Pilgern und Händlern durchquert und genutzt, hier haben schon die Kurfürsten und Könige gejagt, wurden Wehranlagen gebaut und fanden blutige Schlachten statt.

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Der Arbeitskreis Dresdner Heide im Landesverein Sächsischer Heimatschutz macht zum Teil versteckte beziehungsweise für den Unkundigen nicht erkennbare Spuren der Geschichte sichtbar und erklärt Besonderheiten in der Dresdner Heide.

Ehrenamtler entwickelten Lehrpfad im Albertpark

So ist im Albertpark, der zur Heide gehört, in Zusammenarbeit mit der Stadt Dresden ein fünf Kilometer langer Lehrpfad als Rundwanderweg entstanden.

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18 Tafeln geben Auskunft zu baulichen Objekten wie den König-Albert-Obelisken und das „Fischhaus“, Erläuterungen zu einigen historischen Wegen, die der Wanderpfad tangiert und zu naturkundlichen Besonderheiten.

Die Mitglieder des Arbeitskreises gehen den Wanderweg auch regelmäßig ab und dokumentieren für das Amt für Stadtgrün, wenn irgendwo der Zustand des Weges zu wünschen übrig lässt oder – wie jetzt gerade – in der Nähe des Fischhauses ein Baum quer liegt.

33 Wandertouren durch die Dresdner Heide im Angebot

Des Weiteren hat der Arbeitskreis 33 Wandertouren erarbeitet, die auf alten Wegen durch die Heide führen.

Die Wandervorschläge kann man sich auf der Internetseite des Sächsischen Heimatschutzes unter „Service und Veranstaltungen“ als PDF herunterladen. Die Informationen gibt es aber auch über die Internetseite www.ak-dresdner-heide.de.

„Die Seite mit den Wanderungen ist seit 2003 die meistbesuchte sachbezogene Webseite des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz“, ist Michael Thieme, der Leiter des Arbeitskreises Dresdner Heide, stolz.

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Historische Wegezeichen erhalten

Besagtem Arbeitskreis ist es ebenso zu danken, dass die historischen Wegezeichen erhalten beziehungsweise wiederhergestellt wurden und werden.

Begonnen hat damit schon vor der Wende der Vorläufer des heutigen Arbeitskreises, die Interessengemeinschaft Dresdner Heide. Den Grundstein legte Manfred Ruttkowski, der nach historischen Unterlagen für jeden der Zeichentypen entsprechende Schablonen entwickelte.

Dieses Schild gibt Auskunft über den "Weißiger Gänsefuß". Das ist eines von insgesamt 82 verschiedenen historischen Wegezeichen in der Dresdner Heide.

Dieses Schild gibt Auskunft über den „Weißiger Gänsefuß“. Das ist eines von insgesamt 82 verschiedenen historischen Wegezeichen in der Dresdner Heide.

„Es gibt 82 verschiedene Wegezeichen und insgesamt vielleicht 1600, wenn das reicht“, so Michael Thieme. „In der Fülle und Vielfalt findet man solche historischen Wegezeichen sonst nirgendwo in Deutschland. Das ist wirklich ein Alleinstellungsmerkmal für die Dresdner Heide.“

Bei den Wegezeichen, die den Verlauf traditioneller Wege kennzeichnen, handelt es sich um Buchstaben, Zahlen und Symbole. Sie sind rot auf weißem Grund, werden heute aber nicht mehr wie früher in den Stamm geeigneter Kiefern geschnitten, sondern mit Hilfe von Schablonen aufgemalt.

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Eine Arbeit, die niemals endet

Nach einer gewissen Zeit muss die Farbe natürlich wieder aufgefrischt werden. „Eine Erneuerung der Wegezeichen ist auch wegen des Dickenwachstums des Baumes und der dadurch hervorgerufenen Breitenverzerrung nötig“, sagt Thieme. Eine Arbeit, die niemals endet.

In der Fülle und Vielfalt findet man solche historischen Wegezeichen sonst nirgendwo in Deutschland. Das ist wirklich ein Alleinstellungsmerkmal für die Dresdner Heide.

Michael Thieme

Leiter des Arbeitskreises Dresdner Heide

Jedes Jahr nimmt sich der Arbeitskreis Dresdner Heide, der rund 22 aktive Mitglieder hat, die zu zwei Dritteln im Rentenalter sind, einen anderen Abschnitt in der Dresdner Heide vor.

„Es gibt auch jedes Jahr eine Malaktion mit den Mitgliedern einer Bühlauer Sportgruppe“, berichtet Martina Glauche. Sie und ein weiteres Mitglied des Arbeitskreises kümmern sich um die Organisation. „2022 und 2023 wurden die historischen Wege auf dem Heller und in der Jungen Heide wieder in ihrer ursprünglichen Weise markiert“, ergänzt Michael Thieme.

Infotafeln machen jetzt auf geschichtsträchtige Orte aufmerksam

In enger Zusammenarbeit mit dem Sachsenforst, der die Umsetzung übernimmt, arbeiten die Mitglieder des Arbeitskreises auch an weiteren Informationstafeln. „Denn viele laufen durch den Wald und ahnen gar nicht, an welchem geschichtsträchtigen Ort sie sich gerade befinden“, so Diana Mirtschink.

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Sie ist hauptberuflich als Krankenschwester tätig und bietet nebenberuflich als ausgebildete Therapeutin „Waldzeiten“ an. Da sie sich aber auch sehr für die Geschichte ihrer Heimatstadt interessiert, kann man mit Diana Mirtschink ebenso Wanderungen durch die Dresdner Heide unternehmen, die sich mit Geschichte und Geschichten dieses Waldgebietes beschäftigen. Ihr Hobby hat sie auch in den Arbeitskreis Dresdner Heide des Heimatschutzvereins geführt.

Napoleonschanze größtes archäologisches Denkmal in der Heide

Auf Anregung des Revierförsters Thomas Stelzig, durch Diana Mirtschinks Initiative und Beharrlichkeit sowie mit Hilfe der fachkundigen Unterstützung von Manfred Buder vom Arbeitskreis sächsische Militärgeschichte entstand so eine Info-Tafel zur Napoleonschanze.

Sie befindet sich oberhalb des Steinbruches am Mordgrund und ist das größte archäologische Denkmal in der Dresdner Heide, wie auf der frisch aufgestellten Tafel zu lesen ist.

Manfred Buder vom Arbeitskreis sächsische Militärgeschichte, Diana Mirtschink und Jana Mothes vom Sachsenforst an der neuen Tafel, die auf die Napoleonschanze an dieser Stelle aufmerksam macht. Sie ist am Geländeprofil noch erkennbar.

Manfred Buder vom Arbeitskreis sächsische Militärgeschichte, Diana Mirtschink und Jana Mothes vom Sachsenforst an der neuen Tafel, die auf die Napoleonschanze an dieser Stelle aufmerksam macht. Sie ist am Geländeprofil noch erkennbar.

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„Bei der Schanze handelt es sich um eine historische Verteidigungsanlage. Sie ermöglichte, in gedeckter Stellung den Gegner aus nächster Nähe abzuwehren beziehungsweise zu erschießen“, erklärt Manfred Buder. Dafür sorgten das mit Holzpalisaden geschützte Schanzeninnere und das Glacis. So bezeichnet wird eine schräg abfallende freie Fläche vor den Palisaden, die Angreifern das Vorrücken und die Deckung erschwerte.

Besagte Schanze sei mit weiteren derartigen Anlagen 1758 in nur drei Tagen von rund 2000 Männern errichtet worden, als während des Siebenjährigen Krieges österreichische Truppen versuchten, Dresden einzunehmen, so Manfred Buder. Er weiß um die heftigen Gefechte, die hier tobten und dass unzählige Menschen starben.

Hohlweg in der Dresdner Heide

Hohlweg in der Dresdner Heide

Napoleonschanze heißt die Anlage, weil die Wehranlage bei der Schlacht um Dresden im August 1813 den französischen Truppen als Beobachtungsposten diente. „Damals standen hier nicht so viele Bäume wie heute. Da konnte man von der Anhöhe hier weit in den Dresdner Süden schauen.“ Napoleon selber war hier allerdings nicht.

Vertiefungen im Gelände als Zeugnis alter Verkehrswege

Neben der Tafel zur Napoleonschanze haben die Mitglieder des Arbeitskreises die Texte für weitere Tafeln erarbeitet, die der Sachsenforst mittlerweile aufgestellt hat. Themen sind besagte historische Wegezeichen, aber auch Hohlen und Hohlwege.

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Auch diese Tafel zu Hohlwegen und Hohlen - inhaltlich erarbeitet von den Mitgliedern des Arbeitskreises Dresdner Heide - ist neu und leider schon beschmiert. Arbeitskreisleiter Michael Thieme entfernt vorsichtig einen Aufkleber vom QR-Code. Neben ihm stehen Diana Mirtschink sowie  Bernhard Hennig und Martina Glauche (v.l.), die sich vor allem um den Erhalt der historischen Wegezeichen kümmern.

Auch diese Tafel zu Hohlwegen und Hohlen – inhaltlich erarbeitet von den Mitgliedern des Arbeitskreises Dresdner Heide – ist neu und leider schon beschmiert. Arbeitskreisleiter Michael Thieme entfernt vorsichtig einen Aufkleber vom QR-Code. Neben ihm stehen Diana Mirtschink sowie  Bernhard Hennig und Martina Glauche (v.l.), die sich vor allem um den Erhalt der historischen Wegezeichen kümmern.

Dabei handelt es sich um einst wichtige Verkehrswege, die durch die Dresdner Heide führten. Durch die Räder von Fuhrwerken, die Hufe der Tiere, die hier entlanggetrieben wurden, und die Füße der Menschen, die diese Wege nutzten, bildeten sich Vertiefungen im Gelände. „War ein Weg zu tief eingeschnitten, wurde er verlassen und es entstand wenige Meter daneben ein neuer“, so Michael Thieme.

Gestohlenes Schwarzes Kreuz tauchte nach 20 Jahren wieder auf

Des Weiteren klären der Arbeitskreis Dresdner Heide und der Sachsenforst auf, was es mit dem fast dreieinhalb Meter hohen Schwarzen Kreuz auf sich hat, um das sich viele Legenden ranken. Dem Kreuz begegnen Wanderer und Spaziergänger am Kannenhenkelweg. Die Informationstafel dazu wird aufgestellt, wenn die Sachsenenergie mit dem Bau ihrer Wasserleitung in der Heide fertig ist.

„Das Schwarze Kreuz ist ein vorreformatorisches Gebetskreuz, das man im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erneuert hat, bis es 2004 plötzlich abgehackt wurde und verschwand“, erzählt Bernhard Hennig vom Arbeitskreis. Alsbald wurde ein neues Kreuz gefertigt und aufgestellt. Die Reste des zerstörten Kreuzes fanden Mitglieder des Arbeitskreises Dresdner Heide fast 20 Jahre später nach Hinweisen des Revierförsters irgendwo im Wald.

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Die engagierten Mitglieder des Heimatschutzvereins haben durchaus Ideen, auf welche historischen Besonderheiten man in der Dresdner Heide noch aufmerksam machen könnte.

Kein Schilderwald in der Dresdner Heide

„Wir stehen Vorschlägen offen gegenüber“, sagt Jana Mothes vom Sachsenforst. Die Anfertigung solcher Schilder sei aber auch eine Geldfrage. „Zudem ist es immer nicht so einfach, einen Aufstellort zu finden, der nahe am Objekt und verkehrssicher ist.“

Ein Schilderwald soll die Dresdner Heide aber nicht werden, so Jana Mothes. Denn schließlich gibt es schon viele Tafeln und Schilder zu den unterschiedlichsten Themen – von der Kennzeichnung von Rettungspunkten, über die Gefahren absterbender Bäume, Falter und Libellen, Naturschutzprojekte und vieles andere mehr.

DNN