Amnesty International hat bewaffneten Gruppen im Ostkongo
schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. In einem am Mittwoch
veröffentlichten Bericht erhebt die Organisation Vorwürfe gegen die M23-Rebellen
sowie gegen die Wazalendo-Milizen. Beide Seiten hätten Zivilisten getötet, Frauen
vergewaltigt und Gesundheitseinrichtungen angegriffen. 

„Die Brutalität der Kriegsparteien kennt keine Grenzen“, sagte
Amnesty-Regionaldirektor Tigere Chagutah. Die Gräueltaten dienten demnach dazu,
die Bevölkerung einzuschüchtern und zu kontrollieren.

Für den Bericht befragte die Menschenrechtsorganisation 53
Betroffene und Zeugen. Von 14 Überlebenden sexualisierter Gewalt gaben demnach acht
an, von M23-Kämpfern vergewaltigt worden zu sein. Fünf Frauen beschuldigten
Mitglieder der Wazalendo-Miliz, eine Frau sprach von kongolesischen Soldaten
als Tätern.

Hinrichtungen von Zivilisten, Angriffe auf Krankenhäuser

Neben sexueller Gewalt dokumentierte Amnesty weitere
Übergriffe durch M23-Kämpfer, darunter Hinrichtungen von Zivilisten, Angriffe
auf Krankenhäuser und die Entführung von Patienten. Auch Menschenrechtsaktivisten
und Journalisten seien gefoltert oder verschleppt worden. Weder die
kongolesische Armee noch M23 äußerten sich laut Amnesty zu den Vorwürfen.

Auch die Vereinten Nationen haben sexuelle Gewalt im Kongo
dokumentiert. In ihrem Jahresbericht 2024 wird das Land als eines mit den
meisten Fällen aufgeführt
.

Seit Anfang Januar 2025 war es zu bewaffneten
Auseinandersetzungen im Ostkongo gekommen. Die Ursachen des Konflikts reichen Jahrzehnte zurück. Die Rebellenmiliz M23 wird laut Experten der Vereinten Nationen und der kongolesischen Regierung vom Nachbarstaat Ruanda unterstützt. Die
Wazalendo-Miliz kämpft aufseiten der kongolesischen Armee. Im April 2025 wurde
eine Waffenruhe vereinbart. Derzeit laufen Arbeiten an einem Friedensabkommen

© Lea Dohle

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Dennoch kommt es weiterhin zu Gewalt. Laut Human Rights
Watch haben M23-Mitglieder im Juli mindestens 140 Menschen im Ostkongo getötet. Schätzungen
gehen sogar von mehr als 300 Toten aus. Augenzeugen zufolge sollen Rebellen mehrere
Dörfer angegriffen und Zivilisten getötet haben. Die M23 hatte solche Vorwürfe zuvor zurückgewiesen, äußerte sich aber zunächst nicht zu dem Bericht.

UN: Zu wenig Unterstützung für Opfer sexueller Gewalt

Die UN-Sonderbeauftragte
für sexuelle Gewalt in Konflikten, Pramila Patten, kritisierte drastische Kürzungen bei der humanitären Hilfe. Opfer sexueller Gewalt bekämen häufig keine lebensrettende Unterstützung mehr, sagte Patten. So müssten etwa Kliniken im Ostkongo Vergewaltigungsopfer abweisen, weil sie nicht einmal die
medizinische Grundversorgung sicherstellen könnten. In den
Konflikten im Sudan, in der Ukraine, im Nordosten Äthiopiens und
im Gazastreifen seien die Gesundheitssysteme „dezimiert“ worden,
wodurch Hilfsorganisationen mit immer weniger Mitteln immer mehr leisten
müssten. 

Viele Organisationen seien nicht nur unterfinanziert, sondern erhielten teils
gar keine Mittel mehr, sagte Patten. Seit seinem Amtsantritt hat
US-Präsident Donald Trump die USA aus ihrer Rolle als weltweit größter
Geber humanitärer Hilfe zurückgezogen. Schon vor diesem Schritt hatten
viele andere Gebernationen ihre humanitären Ausgaben gekürzt.

Kongo

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