Hasenkrug. Nahe Hasenkrug leben jetzt 200 Tiere in einer Art 5-Sterne-Deluxe-Resort für Reptilien. Im Video: die Geburt einer Baby-Zauneidechse.

Sie lebt schon länger in Schleswig-Holstein als die Menschheit, hat noch ihre großen Verwandten, die Dinosaurier, live erlebt und ist offenbar ein durchaus robustes Tier: die Zauneidechse. Doch in kürzester Zeit haben es die Menschen mit ihrem Lebensstil geschafft, die kleinen Echsen in ihrer Existenz im Land zwischen den Meeren zu bedrohen. Würde es nicht Menschen wie den „Zauneidechsen-Retter“ Janis Ahrens geben, wären die Mini-Drachen in unseren Breiten wohl längst ausgestorben.

Die gute Nachricht für die Eidechsen kommt aus dem Kreis Segeberg: Hier liegt so etwas wie das 5-Sterne-Deluxe-Resort für Zauneidechsen. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, für die Janis Ahrens aktiv ist, hat im Stiftungsland Hasenkrug zwischen Neumünster und Bad Bramstedt 2019 ein echtes Paradies für die Tiere entstehen lassen, mit sonnigen Liegeplätzen, sicheren Verstecken zwischen Sträuchern und Büschen und gemütlichen Winterquartieren in Wurzel- und Steinhaufen.

40 Mini-Drachen ausgesetzt: Jetzt leben sie im Echsen-Paradies

Janis Ahrens von der Stiftung Naturschutz, ist der Leiter des Projektes (hier bei einer Auswilderung 2019 im Kreis Pinneberg).

Janis Ahrens von der Stiftung Naturschutz, ist der Leiter des Projektes (hier bei einer Auswilderung 2019 im Kreis Pinneberg).
© HA | Nico Binde

Janis Ahrens leitet auch im Auftrag der Stiftung ein Aufzuchtprogramm für die als „stark gefährdete Art“ auf der Roten Liste geführten Echsen. Kürzlich haben Ahrens und seine Mitarbeiter 40 ihrer unter Aufsicht geschlüpften „Babys“ in ihren neuen Lebensraum nahe Hasenkrug entlassen. Seit 2019 wurden hier nun schon 200 Tiere angesiedelt.

Die Tiere kommen aus einer Aufzuchtstation, wo sie vor zwei bis vier Wochen zuvor geschlüpft waren. Betrieben wird sie von der Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung (GFN). Reptilienexperte Patrick Pohlmann hat dazu erwachsene Zauneidechsen aus einer stabilen Population entnommen und in einem Freilandgehege zur Paarung gehalten. Die Eier sind in einem speziellen Brutschrank bei 24 bis 26 Grad ausgebrütet worden.

In einem Video, das die Stiftung Naturschutz in der Aufzuchtstation gedreht hat, wird die Geburt einer kleinen Zauneidechse gezeigt.

40 Mini-Drachen ziehen ein: Neues Paradies für Zauneidechsen in Hasenkrug

Straßen trennen Lebensräume der Eidechsen

Zauneidechsen Hasenkrug

Die Tiere kommen aus einer Aufzucht-Station, wo sie vor 2-4 Wochen geschlüpft sind.
© Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein | Mathias Büttner

„Es ist jedesmal aufregend zu sehen, wie die kleinen Zauneidechsen ihr neues Zuhause annehmen und in die von uns gebauten Verstecke flitzen. Wenn wir nächstes Jahr einige von Ihnen fast ausgewachsen wiedersehen, ist das die beste Belohnung unserer Arbeit. Unser Erfolgsrezept ist die Schaffung geeigneter Lebensräume auf Flächen der Stiftung Naturschutz und die gezielte Aufzucht der Reptilien“, sagt Janis Ahrens.

Die Zauneidechsen haben das große Problem, dass die Naturräume verschwinden, die sie zum Überleben brauchen. Ahrens: „Zauneidechsen sind in der Regel sehr standorttreu und bewegen sich nur in einem Radius von etwa 20 Metern. Heute durchschneiden oft Straßen, Bahntrassen oder Siedlungen die früher verbundenen Lebensräume, dann fällt es den Zauneidechsen schwer, andere Tiere zur Fortpflanzung zu erreichen.“

Stiftungsland Hasenkrug: Ein Paradies für Echsen

Zauneidechsen Hasenkrug

Schon mehr als 200 der stark gefährdeten Reptilien wurden nahe Hasenkrug angesiedelt.
© Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein | Mathias Büttner

Hinzu komme, dass die Haupt-Nahrungsquelle der Zauneidechsen immer weiter schwindet, also Insekten wie Käfer, Heuschrecken, Wildbienen oder Schmetterlinge. Diese benötigen als Lebensgrundlage ausreichend vorhandene blütenreiche Pflanzen, sandige Flächen und verrottendes Holz.

Das Stiftungsland Hasenkrug ist für die Echsen das perfekte Zuhause. Stubbenhaufen, das sind abgeschnittene Baumstümpfe mit Wurzelwerk, bieten den Tieren Schutz vor Fressfeinden und dienen ihnen gleichzeitig als Winterquartiere. Die Stümpfe wurden von der einen Seite in Sand eingebuddelt und von der anderen Seite offengelassen, so dass die Zauneidechsen unbemerkt darin verschwinden und überwintern können.

Sonnenplätze für die Wärme der Zauneidechse

Zauneidechsen Hasenkrug

Das neue Zuhause der Echsen ist das Stiftungsland Hasenkrug zwischen Neumünster und Bad Bramstedt, das Ahrens 2019 zu einem echten Paradies für Zauneidechsen umgebaut hat. Hier Aufnahmen vom Umbau 2019.
© Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein | Mathias Büttner

Auch finden sich hier sandige Rohbodenstellen, denn die Zauneidechse benötigt sonnenbeschienene Sandstellen, wo die Weibchen ihre Eier in den Sand ablegen und das Brüten der Wärme der Sonnenstrahlen überlassen. Zudem benötigt die Zauneidechse selbst sonnige Flächen, wie Stubben- oder Steinhaufen, auf denen sie sich aufwärmen und auf Betriebstemperatur bringen kann.

Im Abstand von maximal 60 Metern sind überall auf der Fläche sogenannte Trittsteine für die Zauneidechse angelegt worden, die es ihr erleichtern mit Pausen von einem Lebensraum in den nächsten zu kommen.

Wildpflanzen schaffen Lebensraum für Insekten

Zu guter Letzt sind noch jede Menge schleswig-holsteinische Wildpflanzen im Stiftungsland Hasenkrug eingezogen: Thymian, Hauhechel und Heide bieten Versteckmöglichkeiten für die Zauneidechsen und zugleich locken sie viele für die kleinen Reptilien schmackhafte Insekten an.

Solche Zauneidechsen-Paradiese hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein auch in anderen Teilen des Landes angelegt, zum Beispiel in Nordoe, auf Holnis oder in der Geltinger Birk.