Berlin. Der Senat hat das aktuelle Lagebild zur Clankriminalität in Berlin veröffentlicht. Welche Maßnahmen der Polizei Wirkung zeigten.

Remmo, Abou-Chaker, Miri, Al-Zein: Ihre Namen sind bundesweit bekannt. Die Berliner Polizei rechnet derzeit 616 Personen dem Phänomenbereich der Clankriminalität in der Hauptstadt zu, die allgemein als Hotspot der organisierte Kriminalität gilt. Das geht aus dem aktuellen Lagebericht Clankriminalität hervor, der am Mittwoch von der Senatsinnenverwaltung veröffentlicht wurde.

Insgesamt wurden 851 Straftaten im Jahr 2024 durch 296 der Clankriminalität zugerechnete Tatverdächtige registriert. Das bedeutet einen Rückgang um knapp 200 Fälle im Vergleich zum vergangenen Jahr, als 1063 Straftaten erfasst wurden. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 registrierte die Polizei 851 Delikte.

Clans in Berlin: Drei Tötungen im Jahr 2024

Die Schwerpunkte lagen in diesem Jahr im Bereich der Rohheitsdelikte wie Körperverletzung und Raub (29 Prozent), der Verkehrsstraftaten (14,81 Prozent) sowie der Vermögens- und Fälschungsdelikte (13,16 Prozent). Auch drei Tötungsdelikte sind darunter (2023: 5).

52 Prozent der Clanmitglieder hatten die deutsche Staatsbürgerschaft, 17 die türkische und 15 die libanesische. Meist sind sie Mitglieder bekannter arabischstämmiger Großfamilien. 54 der mutmaßlichen Straftäter sollen fünf oder mehr Taten begangen haben. Ein 29-Jähriger mit ungeklärter Staatsangehörigkeit steht sogar im Verdacht, insgesamt 22 Straftaten unterschiedlichster Art begangen zu haben. 

Clans in Berlin: Mehr Kontrollen und Schwerpunkteinsätze

Erstmalig stellt das Lagebild die aktuellen Schwerpunktthemen der polizeilichen Clankriminalitätsbekämpfung vor. „Unter anderem beteiligte sich die Polizei Berlin an der Entwicklung und Umsetzung eines Konzeptes zur Clankriminalitätsprävention“, heißt es von der Polizei. „Zudem ist Berlin bundesweiter Vorreiter in der Entwicklung innovativer Strategien zur Bekämpfung inkriminierter Autovermietungen.“ Als vielversprechend hätte sich außerdem die Zusammenarbeit mit Ermittlungs- und Finanzbehörden im Bereich der Vermögensabschöpfung erwiesen. Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU) hatte das Thema zuletzt zu einem Schwerpunkt erklärt

Mit 74 Einsätzen gab es aber deutlich weniger Kontrollen der Polizei im Mileu als im Vorjahr (126). Als Gründe nennt das Berliner Landeskriminalamt unter anderem die Belastung durch Einsätze im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft und angesichts zahlreicher Demonstrationen im Kontext mit dem Gaza-Krieg

Bei im vergangenen Jahr erfolgten Kontrollen wurden 144 Strafanzeigen (darunter Drogen-, Aufenthalts-, Glücksspiel- und Waffendelikte) und 310 Ordnungswidrigkeiten erfasst sowie neun Haftbefehle und zwölf Vorführungsbefehle vollstreckt. 64.000 Euro an Bargeld, Drogen, Waffen und Fahrzeugen wurden sichergestellt.

Polizei Berlin: Gesellschaftliches Engagement im Kampf gegen Clans

„Die Polizei Berlin hat im Jahr 2024 ihre Maßnahmen zur Bekämpfung der Clankriminalität konsequent fortgeführt“, heißt es im Fazit des Berichts. „Die nachhaltige Bekämpfung der Clankriminalität erfordert nicht nur ein konsequentes Vorgehen der Polizei, sondern auch ein verstärktes gesellschaftliches Engagement.“ Sensibilisierungsmaßnahmen und Präventionsprogramme seien daher essentiell, um die kriminellen Strukturen langfristig zu schwächen.

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Stephan Weh, Landesvorsitzender Berliner Gewerkschaft der Polizei erinnert daran, dass gerade ihre Sichtbarkeit, ihre spektakulären Raubzüge und gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Waffen, die Berliner Clans von anderen Playern in der Organisierten Kriminalität unterscheiden. „Wir sehen sie omnipräsent, aber sie sind eben nur ein Teil der OK in dieser Stadt“, mahnt Weh. „Wir haben in den Bereichen Schutzgelderpressung, Waffenhandel, Prostitution, Drogenhandel noch ganz andere global agierende Banden, die nicht im politischen Fokus stehen und die ihren skrupellosen Geschäften außerhalb des Radars nachgehen können, weil uns die nötigen Instrumente fehlen.“

Die Clans hätten dennoch in allen Bereichen, in denen man schnell Geld machen und vor allem an Prestige und Rücken gewinnen kann, ihre Hände mit ihm Spiel. Wolle man sie und auch die anderen Player nachhaltig bekämpfen, so brauche man neben mehr Personal und entsprechender technischer Ausstattung auch die Beweislastumkehr bei der Vermögensabschöpfung, die Ausweitung der Quellen-Telekommunikationsüberwachung und einen besseren Datenaustausch innerhalb Deutschlands und der Europäischen Union, so der Gewerkschafter.