Nach einer strapaziösen Reise, die uns vom Urlaubsort in England zurück nach Berlin führte und dabei viele verschiedene überfüllte Transportmittel mit einschloss, hatten wir zu guter Letzt ein Taxi in die Innenstadt ergattert und waren froh, bald wieder zu Hause zu sein.

Der junge Bursche hinter dem Steuer entschuldigte sich, es sei voll auf den Straßen um den Flughafen, viel los dieser Tage. Ja, Urlaubszeit, klar, flocht man einige Smalltalkperlen aneinander, und es fuhren dabei wirklich sehr viele Autos um uns herum. Berlin, dachte man, aus der verlassenen englischen Provinz mit Meeranschluss kommend, ja klar, hier ist was los!

Es kämen so viele Leute zurück aus dem Urlaub in diesen Tagen, da verdichte sich der Verkehr, sagte der Taxifahrer. Und dazu ja sicher auch noch die Touristen, meinte ich, die sich das schöne Berlin anschauen wollten in diesen herrlichen Sommertagen. Nein, Touristen würde er kaum fahren, entgegnete er. Auf seinen Wegen vom Flughafen zur Innenstadt und zurück seien praktisch nur Berliner, die aus dem Urlaub zurückkehrten, wie wir.

Ich war verblüfft. Kommen denn im Sommer sogar noch weniger Touristen als sonst? Ist es zu heiß? Hat es vorher zu viel geregnet? Ist Berlin zu langweilig, zu gefährlich, die Spree einfach zu dreckig und wellenlos, die Seen bereits gekippt? Hat das Berghain zugemacht? Warum will denn niemand kommen?

Der Taxifahrer fand das kein besonders interessantes Thema. Er war ein schlauer Bursche. Student der Wirtschaftsinformatik in einem dualen Studium, in den Semesterferien jobbt er im väterlichen Taxiunternehmen und redet parallel den ganzen Tag über mit der KI, mit deren Hilfe er sich auch noch zum Friseur weiterbildet.

Berlin ist für weniger Touristen attraktiv als im Vorjahr

Berlin-Provinz, dachte ich, als wir uns im Dunkel der anbrechenden Nacht der Skyline der Hauptstadt vom Rand aus näherten. Aber es gab ja gar keine Skyline. Und es gab offenbar auch keine Touristen. Als wir durch Kreuzberg schlingerten, wirkte die Stadt langsam und leer, ich fand’s eigentlich ganz schön. Die Hotels sind ohne Gäste, dachte ich. In den Bars sitzen die Einheimischen, und auf meinem Handy las ich wirklich: Berlin war im ersten Halbjahr für weniger Touristen attraktiv als im Vorjahr. Nach Angaben des Amtes für Statistik besuchten in den ersten sechs Monaten rund 5,9 Millionen Menschen die Hauptstadt, ein Rückgang um 1,8 Prozent im Vergleich zu 2024.

Das nasse Wetter im Juli habe sich dabei sogar noch positiv auf den Berlin-Tourismus ausgewirkt. Statt Strandurlaub mit unsicherem Wetter oder Großbrand offenbar lieber einen Städtetrip? Ich musste erst mal wieder zu Hause ankommen und mich in all diese verkehrten Welten einfinden.