Noch ist Thomas Eckert Botschafter der Europäischen Union in Mali. Vom 1. September an vertritt er hessische Interessen in Brüssel. Mit dem dreiundsechzigjährigen promovierten Historiker übernimmt ein erfahrener Diplomat die von der Staatskanzlei ausgeschriebene Position an der Spitze der Landesvertretung. Friedrich von Heusinger hatte sie über fast zwei Jahrzehnte hinweg aufgebaut, bevor er sich im vergangenen Jahr in den Ruhestand verabschiedete. Das Haus an der Rue Montoyer zählt gut zehn Jahre nach seiner Eröffnung zu den ersten Adressen im Europaviertel.

Dazu gehört ein leistungsfähiges Veranstaltungszentrum. Auch die Verbindungsbüros von Unternehmen wie Fraport und Helaba sowie die Vertretungen der europäischen Partnerregionen Hessens in Italien, Frankreich und Polen sind hier untergebracht. Die wichtigste Aufgabe aber erledigen die 30 Mitarbeiter der Landesvertretung. Sie kümmern sich um die Akquise von Fördermitteln und die europäische Gesetzgebung. Heusinger hatte auch seinen Anteil daran, dass die Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA nach Frankfurt geholt werden konnte.

Als der nordhessische Jurist die Aufgabe an der Spitze der hessischen Vertretung übernahm, hatte er zuvor 14 Jahre für die bayerische „Botschaft“ gearbeitet. Sein Nachfolger bringt eine internationale Vita mit. Zu seinen Stationen in Brüssel zählt das Kabinett der früheren Kommissarin Elisa Ferreira. Für das Auswärtige Amt war Eckert vier Jahre in Washington.

Vertritt von September an hessische Interessen in Brüssel: Thomas Eckert.Vertritt von September an hessische Interessen in Brüssel: Thomas Eckert.Staatskanzlei Hessen

Fünf Jahre lang arbeitete er als leitender Beamter in der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der Europäischen Union. Am Beginn seines Berufslebens standen dreieinhalb Jahre bei der Unternehmensberatung McKinsey. Eckerts Frau arbeitet als Lehrerin an einem französischen Gymnasium.

Weil Europaminister Manfred Pentz (CDU) sich massiv für einen EU-Beitritt von Montenegro und Bosnien-Herzegowina ausspricht, sind ihm in Eckerts Lebenslauf auch die vier Jahre aufgefallen, in denen er im Auswärtigen Amt mit dem westlichen Balkan befasst war. Eckert sei „hochkompetent, sehr erfahren und in Brüssel bestens vernetzt“, konstatiert Pentz. „Gerade auf europäischer Ebene, wo die Länder kaum formale Beteiligungsrechte haben, kommt es auf diplomatisches Geschick und die Fähigkeit an, unsere Anliegen zur richtigen Zeit an den richtigen Gesprächspartner zu bringen.“

Hessen will sich offensichtlich künftig selbstbewusster präsentieren. Eckert soll sich nicht allein um die Beziehungen des Bundeslandes zu den Institutionen der Europäischen Union kümmern, sondern stärker als in der Vergangenheit auch die Zusammenarbeit mit den anderen in Brüssel vertretenen Staaten pflegen“, heißt es in der Staatskanzlei. Die Lobbyarbeit soll auf ein breiteres Fundament gestellt werden. Dabei ist Eckerts Alter anscheinend kein Nachteil – im Gegenteil: In der Staatskanzlei setzt man auf seine „Seniorität“ und seinen Auftritt. „Wir wollen in Brüssel politischer werden.“

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