Dresden. „40 Kubikmeter Platz braucht ein großer Straßenbaum im Schnitt zum Wurzeln“, sagt Sascha Döll, der neue Leiter des Amtes für Stadtgrün. Um optisch zu verdeutlichen, wie viel Raum das ist, hat er mit Metallstangen und rot-weißem Flatterband einen Quader angedeutet.
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Doch diese idealen Bedingungen könne man in der Stadt aufgrund der Bebauung und der vielen Leitungen im Untergrund den Bäumen selten bieten. Zudem haben alte Bäume, aber auch frisch gepflanzte größere Bäume im urbanen Raum durch Hitzestress und längere Trockenperioden zunehmend größere Probleme. „Sehen Sie die dürren Spitzen an den Ästen?“, Sascha Döll weist auf einen der neu gepflanzten großen Bäume am neuen Stadtforum an der Waisenhausstraße/Ecke St. Petersburger Straße.
Pflanzexperiment statt Brunnen
Gleich daneben hat sein Amt jetzt ein Baumexperiment gestartet. Eigentlich sollte an dieser Stelle mal ein Brunnen gebaut werden. Aus finanziellen Gründen fiel das Projekt ins Wasser.
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Jetzt ist dort eine etwa 200 Quadratmeter große, mit einem Staketenzaun umgrenzte Fläche mit Bäumen, Gräsern und anderen Stauden bepflanzt. Diese und eine Mulchschicht aus Splitt sollen die Feuchtigkeit in der Erde halten und den Unkrautaufwuchs etwas mindern.
Ungewöhnlich dicht sind die insgesamt 27 Bäume gepflanzt, die zudem keine alltäglichen Dresdner Stadtbäume sind, die an Straßen und in Grünanlagen zu finden sind. Noch nicht vielleicht.
Robuste und schnell wachsende „Klimabäume” ausgewählt
Denn herauszufinden, ob sie sich dafür eignen, ist ein Ziel des Projektes. Das ist Teil eines Versuches, den es auch in Zeuthen und in Erfurt gibt. In Dresden wird er vom Amt für Stadtgrün gemeinsam mit Prof. Jonas Reif von der Fachhochschule Erfurt betreut.
Gepflanzt wurden 13 Blauglockenbäume, 9 Birkenpappeln und 5 Amerikanische Zürgelbäume. Alle diese Baumarten eint, dass sie geringe Ansprüche an den Boden haben, mit Trockenheit gut zurechtkommen und schnell wachsen. Einen bis anderthalb Meter pro Jahr können die Bäume zulegen und so schnell eine große, schattenspendende Krone bilden, so Sascha Döll.
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Anders als sonst wurden kleine Bäume wurzelnackt gepflanzt
Der verdichtete Boden am Versuchsstandort, wo sich im Untergrund noch Trümmerschutt befindet, wurde nicht sonderlich vorbereitet und verbessert. Denn man will so erproben, ob die Bäume unter diesen eher widrigen Umständen und dem Druck durch die dichte Pflanzung gedeihen. Der Leiter des Amtes für Stadtgrün rechnet allerdings damit, dass die Bepflanzung mit der Zeit etwas ausgedünnt werden muss.
Die drei gewählten Baumarten haben geringe Ansprüche an den Boden und kommen mit dem Stadtklima und insbesondere mit Trockenheit gut zurecht.
Sascha Döll
Leiter des Amtes für Stadtgrün
Anders als sonst in der Stadt wurden zudem auf der Versuchsfläche vergleichsweise kleine und sehr junge Bäume wurzelnackt gepflanzt. Sie hatten zu dem Zeitpunkt einen Stammumfang von drei bis zwölf Zentimetern und waren etwa zwei bis drei Meter hoch.
Sascha Döll, Leiter des Amtes für Stadtgrün, zeigt die umzäunte Fläche am Stadtforum, auf der 27 schnell wachsende Bäume gepflanzt wurden. Ziel des Versuches ist es, klimarobuste Bäume schon im jungen Alter an die schwierigen klimatischen Bedingungen in der Stadt zu gewöhnen.
Quelle: Anja Schneider
„Üblicherweise vergehen viele Jahre, bis ein Baum die Baumschule verlässt. Dann hat er einen Stammumfang von 18 bis 20 Zentimetern und ist etwa vier Meter hoch“, so der Leiter des Amtes für Stadtgrün. Gepflanzt werden sonst zudem Bäume mit einem von Erde umgebenen kompakten Wurzelballen.
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Experiment als neuer Ansatz für Erhalt des Stadtgrüns
Der Nachteil bei einer Pflanzung von solch kleinen Bäumen sei, dass die Schnittmaßnahmen zur Erziehung jetzt am Standort erfolgen müssen. „Ich werde das selber machen“, so Sascha Döll, der vom Fach ist.
Seit Jahren setzen steigende Temperaturen und weniger oder ungleich verteilte Niederschläge dem Baumbestand in Dresden zu. Vor allem der Zustand der Altbäume verschlechtere sich, die Kosten für Kontrollen und Pflege würden steigen, heißt es aus dem Amt für Stadtgrün. Das beziffert die Kosten für eine Nachpflanzung mit rund 5000 Euro.
In Dresden müssten wir mindestens 1000 Bäume nachpflanzen, um den Bestand stabil zu halten.
Sascha Döll
Leiter des Amtes für Stadtgrün
„In Dresden müssen wir dringend Bäume pflanzen. Um den Bestand stabil zu halten, müssten wir mindestens 1000 Bäume nachpflanzen“, so Dresdens Leiter des Amtes für Stadtgrün. „Es braucht neue Ansätze, dieses Ziel in Zeiten knapper Kassen nicht aus den Augen zu verlieren.“
Die experimentelle Baumpflanzung vor dem Stadtforum sei ein solcher Ansatz. „Sollte sich dieser vor dem Stadtforum als erfolgversprechend herausstellen, können diese Bäume zukünftig auch bei Ausgleichsmaßnahmen, Zwischenbegrünungen und in städtischen Grünanlagen gepflanzt werden.“
DNN