Sein Telefon klingele dieser Tage sehr häufig, sagt Kessler zu Beginn. Er sei davon überzeugt, „dass man der Mannschaft frisches Blut herbeiführen“ müsse. Dank dem Ende der Transfersperre, die für ein Jahr galt, könne Köln wieder auf dem Markt zuschlagen. Die Zahlen geben Kessler recht: Die Geißböcke nahmen in diesem Transferfenster bereits 23 Millionen Euro in die Hand, um Spieler zu verpflichten. Auch der Aufstieg in der vergangenen Saison helfe dabei, Zugänge anzulocken, so Kessler. Trotzdem gibt er zu: „Die Herausforderungen in der Bundesliga sind höher. Wir müssen die Struktur verändern.“ Auch bei Zugängen achte man auf das Mannschaftsgefüge. Als Beispiel nennt er Ron-Robert Zieler, der als gebürtiger Kölner gut in den Kader passt. Und sich als klarer zweiter Torwart und zweiter Kapitän bereits etabliert hat.

Kölner Talent Said El Mala

Als einer der vielversprechendsten Spieler der Kölner gilt Said El Mala. Selbst aus England sind wohl Anfragen für den Linksaußen eingetrudelt. Kessler stellt jedoch klar, dass der 19-Jährige noch einen Vertrag bis 2030 besitzt, „ohne Ausstiegsklausel“. Ein behutsamer Aufbau steht bei El Mala bevor: „Wir wollen ihn in der Bundesliga ankommen lassen.“ Dazu gehöre auch, dass er nicht jedes Spiel starten könne. Noch will Kessler bei El Mala auf die Bremse drücken. Man wolle den gebürtigen Krefelder ruhig entwickeln, damit er sein Potenzial entfalten könne. „Wir werden ihn dabei unterstützen“, so Kessler.

Kessler über Erwartungen an 1. FC Köln

Neben den Transfers sei der Umgang mit Erwartungen eine wichtige Aufgabe für ihn. „In Köln gibt es viele Faktoren um den Verein herum.“ Es gehe ständig hin und her. „Wenn wir die ersten beiden Bundesligaspiele verlieren, sind wir gefühlt abgestiegen. Wenn wir die ersten beiden gewinnen, ist alles außer Europa eine Frechheit“, fasst er die Stimmungswelten zusammen. Wie bei Traditionsvereinen üblich, entfacht sich in der Millionenstadt eben schnell eine gewisse Euphorie – oder eine große Angst des Scheiterns. Aber Kessler gibt klar das Ziel der kommenden Saison preis: „Es geht darum, ambitioniert zu sein, den 1. FC Köln in der Klasse zu halten. Vom Zeugwart bis zu mir müssen alle einen guten Job machen.“ Das bedeute jetzt erst einmal der Klassenerhalt, sodass man sich langfristig wieder in der Bundesliga etablieren könne.

„FC-Jahre sind wie Hundejahre“

Mit Köln hat Kessler schon viel erlebt. Mit seinen 39 Jahren ist Kessler seit 25 Jahren in verschiedenen Rollen Teil des Klubs. „FC-Jahre sind wie Hundejahre“, scherzt Kessler. Die Besonderheit, bei den Geißböcken zu sein, beschreibt er so: „Es ist ein sehr familiäres Gefühl. Wir haben viele Mitarbeiter mit sehr viel Leidenschaft. Wer sich beim Geißbockheim zum Profi entwickeln möchte, der kann das.“ Allerdings könne man finanziell nicht mit anderen Vereinen mithalten. Wie zum Beispiel mit Leverkusen und Mönchengladbach.

Dafür kommen ebendiese Vereine aus dem Umland in diesem Jahr wieder ins Kölner Stadion. „Wir freuen uns unglaublich auf die Duelle gegen Leverkusen und Mönchengladbach. Unter der Woche in den Büros wird darüber gesprochen. Das ist das, was diese Derbys ausmacht.“ Die Bundesliga stehe für große Duelle und emotionale Begegnungen. Etwas gedulden müssen sich die Fans allerdings noch. Am Wochenende des 8. November steht das Rheinische Derby gegen Borussia Mönchengladbach an.