Stand: 20.08.2025 21:49 Uhr

Die Deutschland Tour kehrt in diesem Jahr wieder nach Essen zurück. Dort feiert auch John Degenkolb nach monatelanger Leidenszeit ein emotionales Comeback. Genauso wie Georg Zimmermann, der nach seinem Sturz bei der Tour de France wieder am Start steht.

Die Deutschland Tour war schon einmal zu Gast in Essen. 2023 war das, damals endete die dritte Etappe mitten im Zentrum der Ruhrpottstadt. Nun, zwei Jahre später, war das größte Radrennen Deutschlands zurück. Und das vor einer ganz besonderen Kulisse, nämlich der Zeche Zollverein. 135 Jahre lang wurde hier Steinkohle gefördert, bevor der Betrieb Mitte der 1980er eingestellt wurde. Seitdem entwickelte sich das Gelände zu einem Ort für Kunst und Kultur.

Dass sich das UNESCO-Weltkulturerbe aber auch für Sportveranstaltungen eignet, zeigte jetzt also die Deutschland Tour. Vorbei an den stillgelegten Schächten der Zeche, gespickt mit anspruchsvollen Kurven, mussten die Radprofis zum Auftakt einen 3,1 Kilometer langen Rundkurs absolvieren, der es trotz seiner Kürze in sich hatte. Am besten tat das der Norweger Søren Wærenskjold vom Team Uno-X Mobility.

Degenkolb mit emotionalem Comeback

Besonders eindrucksvoll dürfte dieser Auftakt aber auch für John Degenkolb gewesen sein. Das mag allerdings nicht nur an der beeindruckenden Architektur der alten Zeche gelegen haben, sondern wohl eher an den Umständen seines Starts. Fünf Monate war der deutsche Fahrer vom Team Picnic PostNL aus dem Renngeschehen raus, bei der Deutschland Tour feiert er nun ein emotionales Comeback.

„Die vergangenen Monate waren nicht einfach und ich musste viel für meine Rückkehr kämpfen“, sagt der Paris-Roubaix-Sieger von 2015 im Gespräch mit der Sportschau. „Am Ende haben wir aber alle Erwartungen, was meine Genesung angeht, übertroffen. Dabei waren das wirklich weitreichende Verletzungen und Brüche, weshalb ich einfach nur glücklich bin, wieder Rad fahren zu können.“ Und so war dem 36-Jährigen die Freude über seine Rückkehr bereits, bevor es überhaupt auf die Strecke ging, deutlich anzusehen.

So große Schmerzen wie noch nie

Doch was war überhaupt passiert? Anfang April stürzte Degenkolb bei der Flandern-Rundfahrt schwer. So schwer, dass quasi sein kompletten Arm – Schlüsselbein, Ellbogen, Unterarm sowie das Handgelenk – von oben bis unten in mehrere Teile brach. Einige Operationen der teils Trümmerfrakturen und eine beschwerliche Reha folgte. Solch große Schmerzen habe er in seiner langen Karriere noch nie erlebt, wie er kurz nach dem Sturz erzählte. Umso schöner sei es nun, ausgerechnet wieder vor heimischen Publikum sein Comeback feiern zu dürfen.

Und die Fans freuten sich über seine Rückkehr. „Dege, Dege“-Rufe am Teambus, etliche Autogrammanfragen und die lautstarke Unterstützung an der Strecke ließen ihn sichtlich gerührt zurück. „Das hebt natürlich noch einmal mehr die Aufregung und die Nervosität“, so Degenkolb, der vor dem Start vor lauter Aufregung mehrfach auf Toilette musste, wie er lachend hinzufügte. „Aber das ist ja das Schöne. Und genau der Grund, warum ich zurückkommen wollte. Um diesen Nervenkitzel auch wieder zu haben“, erzählt Degenkolb weiter.

Zimmermann mit großer Vorfreude

Nicht weniger Autogrammwünsche musste Georg Zimmermann erfüllen. Der aktuelle deutsche Meister teilt das Schicksal von Degenkolb, nur nicht in solch einem Ausmaße. Auch Zimmermann (Intermarché – Wanty) feiert bei der diesjährigen Deutschland Tour eine Art Comeback. Knapp einen Monat nahm der Augsburger nicht mehr an Rennen teil, nachdem er die Tour de France aufgrund eines Sturzes abbrechen musste. Mehrere Schürfwunden, die teilweise genäht werden mussten, trug Zimmermann damals davon.

Von den Verletzungen merke er nichts mehr. Ganz im Gegenteil. „Ich habe mich auskuriert und dann zwei, drei Wochen gut trainiert. Und jetzt habe ich große Lust, wieder ins Renngeschehen einzugreifen. Die Vorfreude ist groß“, so der 27-Jährige gegenüber der Sportschau. Die Frage, ob der Sturz noch im Kopf mitfahre, kann er nicht so eindeutig beantworten. „Im Training nicht, vielleicht im Rennen, aber weniger im Zeitfahren. Es war nicht der erste und auch nicht der letzte Sturz. Das gehört gewissermaßen dazu“, sagt Zimmermann, der im Prolog mit einem Rückstand von 13 Sekunden den 76. Platz belegte.

Einfach nur genießen wollen

Nur einen Platz hinter Zimmermann kam übrigens Degenkolb ins Ziel, der nach dem Rennen erst einmal sprachlos und gerührt ob der ganzen Unterstützung an der Strecke war. Der Sturz würde jetzt schon wieder ein bisschen hochkommen, wenn man sich die Straße, anders als im Training, mit anderen Fahrern teile. „Aber ich glaube, dass ich mich auf meinen Instinkt und auf mein System vertrauen kann. Das wird schon“, versichert Degenkolb.

Überhaupt gehe er mit wenigen Erwartungen an die diesjährige Ausgabe der Deutschland Tour ran. „Ich will wirklich einfach wieder in den Rhythmus kommen und das Rennen genießen. Was herauskommt, kommt heraus“, so Degenkolb entspannt. „Ich bin einen sehr steinigen Weg gegangen, deshalb ist es toll, einfach hier zu sein.“ Anders klingt auch nicht Zimmermann, der sich vor allem die zweite und dritte Etappe für sich ausgeguckt hat. „Wenn ich in Magdeburg ins Ziel komme und die Deutschland Tour genossen habe, war das ein großer Erfolg.“