Rebecca: Einstimmen in den Arthouse-Kino-Sommer

Ein lauschiger Innenhof, versteckt an der Wuppertaler Gathe. Ein kleiner Kiosk mit Weinschorle, Brezeln und Süßigkeiten. Dazu ein Film vor der Nase und die Sterne über dem Kopf. Kurz: Perfekte Voraussetzungen für einen entspannten Kinoabend unter freiem Himmel.

Erst gegen 22 Uhr gehen bei Talflimmern die (fiktiven) Vorhänge auf – logisch, denn für die richtige Kinoatmosphäre muss es dunkel sein. Gezeigt wurde „Die Fotografin“ (2023) von Regisseurin Ellen Kuras – für mich der ideale Auftakt zum Arthouse-Kino-Sommer.

Knapp zwei Stunden lang tauchten wir in der komplett ausverkauften Vorstellung in das Leben der Kriegsfotografin Elizabeth „Lee“ Miller ein. Das Biopic mit Kate Winslet in der Hauptrolle zeigt eindrücklich, wie sich Miller in der männerdominierten Journalismus- und Fotografieszene der 1940er Jahre behauptete. Sie dokumentierte den Zweiten Weltkrieg hautnah – unter anderem für die amerikanische und britische Vogue. Ein intensiver, bildgewaltiger Film über eine außergewöhnliche Frau in einer Vorstellung, in der auch drum herum alles stimmte.

Laue Luft, ein entspanntes Publikum – und das schöne Gefühl, Kino mal ganz anders zu erleben. »hvn«

Pia: Ein ausgebuchter Kinosaal – eine Seltenheit

Das Open-Air-Kino im kleinen Innenhof der Alten Feuerwache steht einem Kinobesuch in nichts nach. Die Alte Feuerwache ist dabei als Location perfekt gewählt, sehr zentral, aber trotzdem ruhig und atmosphärisch.

Erst dachte ich mir, dass ohne Popcorn und Kinosaal kein richtiges Kinogefühl entstehen kann, aber da täuschte ich mich. Die gemütliche Atmosphäre, mit Kissen und Decken, bietet ein ganz neues Kinoerlebnis.

Wir haben darüber gesprochen, wann man schon mal in einem ausgebuchten Kinosaal sitzt – eigentlich nie. Mit einem solchen großen Andrang habe ich nicht gerechnet, aber dieses Event hat es absolut verdient. Besonders schön fand ich auch das gemischte Publikum, denn von jungen Paaren bis zu älteren Kinofans war alles dabei. Es herrschte eine entspannte, fast schon familiäre Stimmung.

Der Film „Die Fotografin“ war sehr eindrucksvoll und hat unser gesamtes Redaktionsteam begeistert. Obwohl der Film einen eher nachdenklich und etwas traurig zurücklässt, ging ich an diesem Abend sehr glücklich nach Hause und werde im August für einen der zahlreichen Filme wiederkommen! »pima«

Talflimmern – Foto: pima
Clodi: Je mehr Kissen, desto besser!

Das Outdoor-Kino Talflimmern ist bei den Wuppertaler:innen ziemlich beliebt, deshalb lohnt es sich auf jeden Fall, vorab ein Online-Ticket zu sichern. So spart ihr euch das Schlangestehen an der Abendkasse und die gewonnene Zeit lässt sich wunderbar nutzen, um sich noch schnell am Kino-Büdchen Eiskonfekt oder ein Glas leckeren EST! EST! EST!-Wein zu holen. Übrigens: zu wirklich fairen Preisen und ganz untypisch für das klassische Kino.

Die Sitzplätze werden nicht zugeteilt. Hier gilt also: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Wir kamen kurz vor Filmbeginn und landeten direkt in der ersten Reihe. Vorteil: maximale Beinfreiheit und garantiert keine Köpfe im Blickfeld. Nachteil: Der Nacken muss ein bisschen mehr arbeiten.

Bevor es in den Innenhof der Alten Feuerwache geht, wo die Riesenleinwand aufgestellt ist, könnt ihr euch außerdem ein Sitzkissen oder eine Decke ausleihen. Für mich gilt aber: je mehr Kissen, desto besser, deshalb bringe ich mein Eigenes mit.

Und dann: Zurücklehnen und los geht’s. An einem heißen Sommertag wie diesem war es wirklich perfekt, den Film an der frischen Luft zu sehen und nicht in einem stickigen Kinosaal.

Schon nach wenigen Minuten bin ich von „Die Fotografin“ gefesselt. Da der Film im Zweiten Weltkrieg spielt und die Kriegsszenen natürlich nicht ohne sind, tut die kurze Pause nach der Hälfte der Vorstellung gut. Ich nutze sie, um mir eine Brezel (die sogar noch warm war) vom Kino-Büdchen zu holen. In der zweiten Hälfte ändert sich meine Meinung nicht. Ich bin weiterhin überzeugt und etwas traurig, als der Film dann auch zu Ende ist. Die Atmosphäre bei Talflimmern ist so angenehm, dass man gar nicht mehr gehen möchte.

Mein Fazit: 10 von 10 und jederzeit wieder. Ich liebe Kinobesuche sowieso und finde, dass man sich viel zu selten die Zeit nimmt, Filme wirklich zu genießen. So richtig, ohne Handy, ohne Ablenkung, ohne „läuft halt nebenbei“. Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Mal. »bak«

Martin: Biografie von Lee Miller auf dem Nachttisch

Als langjähriger Besucher des Talflimmerns schätze ich insbesondere die Filmauswahl abseits von Blockbuster-Produktionen und reinen Popcorn-Filmen. Das Open-Air-Kino ist eine feste Institution in der Kulturlandschaft Wuppertals und nicht mehr wegzudenken. Regelmäßig ausverkaufte Vorstellungen verdeutlichen dies.

Das Biopic „Die Fotografin“ über Elizabeth „Lee“ Miller habe ich bereits zum zweiten Mal gesehen – zuerst im Cinema Wuppertal. Der Film zeigt eindrucksvoll und auf eine bedrückende Art und Weise das Leben der Kriegsfotografin Lee Miller, die auf ihrem Weg durch Europa des Zweiten Weltkriegs die Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Dachau sowie weitere Stationen dokumentierte. Ihre Fotoarbeit wird zu den wichtigsten des 20. Jahrhunderts gezählt. Aufgrund der Verfilmung mit Kate Winslet, aus meiner Sicht in ihrer besten Rolle, liegt nun die Biografie von Miller auf meinem Nachttisch. »mw«

Evgenia: Ein Event von Cineasten für Cineasten jenseits jeglicher Konsumzwickmühlen

Wuppertal wäre nicht Wuppertal, wenn nicht auch sein Open-Air-Kino den besonderen Touch aus Alternative, Intimität und Gemeinschaftsgefühl in sich vereinen würde. Anstatt sich mit Decken und Proviant auf einer Wiese auszubreiten oder Agglomerate aus Liegestühlen zu formen, wie das bei ähnlichen Kino-Formaten der Fall sein mag, erfreut man sich in der Häuserschlucht hinter der Alten Feuerwache geradezu an jeden Stuhl, der noch zu ergattern ist. Das etwas mehr Nähe zu den anderen Besuchern – schließlich müssen dem beschränkten Raum möglichst viele Sitzplätze abgewonnen werden – und das Stück Sternenhimmel als eine grenzenlos nach oben verlaufende Dimension über den Köpfen der Zuschauer vermitteln das Gefühl, Teil einer geheimen Zusammenkunft zu sein. Der Film „Die Fotografin“ ist anspruchsvoll und beeindruckend verfilmt – gleich wie viele der Streifen, die das Kuratorenteam um Mark Tykwer seit 1998 über Genres, Klassiker und Neuheiten hinweg im Handverlesen zusammenstellt. Auch mit dem Anspruch, ein Event von Cineasten für Cineasten jenseits jeglicher Konsumzwickmühlen zu gestalten, erheben sie „Talflimmern“ vielmehr zu einem Kinoereignis anstatt eines rein unterhaltsamen Kinoabends im herkömmlichen Sinne. Ein Glück für alle, die ihren Weg in die verborgene Häuserschlucht bereits gefunden haben – noch bis zum 30. August laufen die Vorstellungen. »ge«

Weitere Informationen zu Talflimmern

Das Gesamtprogramm kann digital unter www.talflimmern.de im Internet abgerufen werden. Die Veranstalter empfehlen dringend, den Vorverkauf zu nutzen. Die Saison 2025 läuft noch bis zum 30. August.