Die israelische
Armee hat Angaben ihres Sprechers Effie Defrin zufolge mit „vorbereitenden
Maßnahmen“ zur Einnahme der Stadt Gaza begonnen. „Wir haben mit den Vorbereitungen und den ersten Phasen des Angriffs auf Gaza-Stadt begonnen, und bereits jetzt halten israelische Truppen die Außenbezirke der Stadt“, sagte er am Mittwochabend vor Journalisten. Die Armee habe die „nächste Phase
des Kriegs“ begonnen.
Defrin sagte, die Hamas sei heute nicht mehr dieselbe wie vor dem israelischen
Militäreinsatz. „Von einer militärischen Terrororganisation hat sie
sich zu einer angeschlagenen und geschwächten Guerillaorganisation
entwickelt“, sagte der Armeesprecher. Auf die Frage israelischer Journalisten, warum es dem Militär nicht gelinge, die Hamas zu zerschlagen, antwortete Defrin laut der Zeitung Ha’aretz, die Organisation sei bereits „an allen Orten, an denen die israelische Armee operiert hat“, besiegt worden. Final besiegt sei die Hamas jedoch erst dann, wenn sie kein Gebiet mehr kontrolliere. „Wir können nach dem Krieg nicht mit einer Herrschaft der Hamas leben“, sagte der Militärsprecher.
Zuvor hatte Israels Ministerpräsident Benjamin
Netanjahu nach Angaben seines Büros angeordnet, die Stadt Gaza schneller
einzunehmen als bislang geplant. Der „Zeitplan für die Eroberung der
letzten Terrorhochburgen und die Niederlage der Hamas“ solle verkürzt
werden, teilte sein Büro mit, ohne Details zu nennen.
Einberufung von 60.000 Reservisten genehmigt
Netanjahus Anordnung sei erfolgt, bevor Israels Verteidigungsminister Israel Katz den Einsatzplan der Armee zur Einnahme Gazas gebilligt habe. Katz‘ Büro teilte am Morgen mit, dass der
Minister die Einberufung von rund 60.000 weiteren Reservisten für die
Einnahme der Stadt Gaza genehmigt habe. Außerdem solle der Reservedienst
von rund 20.000 weiteren Soldaten verlängert werden, hieß es.
© Lea Dohle
Newsletter
Was jetzt? – Der tägliche Morgenüberblick
Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt.
Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement.
An der Einnahme der Stadt Gaza sollten vor allem Soldaten im aktiven Wehrdienst beteiligt sein, sagte ein Militärvertreter. Insgesamt sollen israelischen Medienberichten zufolge nach den neuen Einberufungen bis zu 130.000 Reservisten im Gazastreifen im Einsatz sein.
Das israelische
Sicherheitskabinett hatte Anfang August einem Plan zur Einnahme Gazas
zugestimmt. Bislang ist unklar, wann die Bodenoffensive beginnen wird.
Medien berichteten davon, dass die Bewohner und Bewohnerinnen bis Anfang Oktober in
Flüchtlingslager im Zentrum des abgeriegelten Gazastreifens gebracht werden sollen. Es wird befürchtet, dass die Offensive die
ohnehin katastrophale Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen, wo insgesamt rund zwei Millionen Palästinenser leben, noch
verschlimmern wird.
Krieg in Gaza
Z+ (abopflichtiger Inhalt);
Unterernährung:
Was Hunger mit den Menschen macht
Z+ (abopflichtiger Inhalt);
Christoph Safferling:
„Das Völkerrecht versucht, im Krieg das Unregelbare zu regeln“
Z+ (abopflichtiger Inhalt);
Rüstungsexport nach Israel:
Welche Verantwortung trägt Deutschland?
Die von Israel geplante Offensive hat international Kritik
ausgelöst, weil dadurch wahrscheinlich viele weitere
Palästinenser vertrieben würden. Viele der engsten Verbündeten
haben Israel aufgerufen, dies zu überdenken. Netanjahu steht
jedoch unter dem Druck einiger rechtsextremer Mitglieder seiner
Koalition, eine vorübergehende Waffenruhe abzulehnen, den Krieg
fortzusetzen und eine Annexion des Gazastreifens anzustreben. Der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich gab am Mittwoch die Genehmigung eines umstrittenen israelischen Plans für ein Siedlungsprojekt im besetzten Westjordanland bekannt, das seiner Meinung nach jede Aussicht auf einen palästinensischen Staat zunichtemachen würde.