Besuch bei Nationalgarde
US-Vize Vance wird in Washington ausgebuht
21.08.2025, 00:26 Uhr
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Trumps Vize Vance stattet den in Washington stationierten Nationalgardisten einen Besuch ab. Dabei machen Bewohner der US-Hauptstadt deutlich, was sie von der Truppenpräsenz in ihrem Stadtzentrum halten.
US-Vizepräsident JD Vance ist von Demonstranten ausgebuht worden, als er in Washington Soldaten der Nationalgarde besucht hat. Bürger riefen „Free DC“ (Befreit Washington) und buhten lautstark, als Vance und Verteidigungsminister Pete Hegseth sich im Hauptbahnhof Union Station aufhielten. Der Vizepräsident machte sich über die Kundgebung lustig und sprach von einer „Gruppe verrückter Demonstranten“.
US-Präsident Donald Trump hat in der Hauptstadt 800 Soldaten der Nationalgarde stationiert. Sie werden derzeit durch 1200 weitere Kräfte aus den Bundesstaaten Ohio, Louisiana, Mississippi, South Carolina, Tennessee und West Virginia verstärkt. Die Soldaten patrouillieren unter anderem um das Weiße Haus herum und auf der von Touristen bevölkerten Mall zwischen Kongress und Lincoln-Denkmal sowie in Bahnhöfen und Metro-Stationen.
Trump begründet den Truppeneinsatz mit einem angeblichen Sicherheitsnotstand in Washington. Die örtliche Polizei hat er per Dekret unter die Kontrolle durch seine Regierung gestellt. Der Versuch, den Chef der US-Drogenbehörde DEA an die Spitze der Polizei zu setzen, scheiterte jedoch juristisch – Polizeichefin Pamela Smith blieb im Amt. Er werde Washington vor „Kriminalität, Blutvergießen, Chaos, Elend und Schlimmerem“ bewahren, sagte Trump. Auch Vance behauptete bei seinem Besuch, Washington habe ein „schreckliches Kriminalitätsproblem“ und „eine der höchsten Mordraten in der ganzen Welt“.
Kriminalitätsrate sinkt
Die Kriminalitätsstatistik liefert allerdings keinerlei Belege für einen Notstand – im Gegenteil. Bürgermeisterin Muriel Bowser betont, die Kriminalität sei auf einem 30-Jahres-Tief. Statistiken der örtlichen Polizei zeigen einen deutlichen Rückgang von Gewaltverbrechen zwischen 2023 und 2024, nach einem Anstieg während der Corona-Pandemie.
Die US-Hauptstadt ist eine Hochburg der Demokratischen Partei und hat als „District of Columbia“ (kurz: DC) einen Sonderstatus. Die zum US-Heer gehörende Nationalgarde war schon häufiger in der Hauptstadt aktiv. Zwar haben üblicherweise die Bundesstaaten die Kontrolle über diese militärische Reserveeinheit. In besonderen Lagen – etwa bei Naturkatastrophen, Unruhen und Notfällen im Inneren – kann der Präsident sie aber unter Bundeskommando stellen. Im Sonderfall der US-Hauptstadt, die kein eigener Bundesstaat ist, untersteht die Nationalgarde ohnehin direkt dem Präsidenten. Im Juni hatte Trump bereits in Los Angeles die Nationalgarde und Sondereinsatzkräfte der Marines mobilisiert, um Proteste gegen seine Einwanderungspolitik zu beenden.