Berlin. Die Verschleppung Tausender Kinder ist ein Kriegsverbrechen. Doch Donald Trump empfängt den Verantwortlichen auf dem roten Teppich.
Kriege zerstören Kinderträume. Das ist in der Ukraine so, im Gazastreifen, im Sudan oder in jedem anderen Krieg dieser Welt. Kinder können sich zwar erstaunlich schnell an auch einschneidende Veränderungen anpassen. Wenn sie aber sehen, wie ihre Welt zerfällt, wenn sie fliehen müssen, wenn sie merken, dass ihre Eltern verunsichert und verängstigt sind oder sie von ihnen getrennt werden, dann hinterlässt das Narben auf Kinderseelen.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Die Verschleppung Tausender ukrainischer Kinder nach Russland, die Gehirnwäsche, der sie dort unterzogen werden, das sind Kriegsverbrechen, die in einer gerechten Welt geahndet werden müssten. Stattdessen wird der dafür Verantwortliche vom mächtigsten Mann der Welt auf einem roten Teppich mit Applaus empfangen.
Dass sich Melania Trump nun mit einem schwülstigen Brief an den Kremlherrscher gewandt hat, in dem sie auf die Verantwortung der Mächtigen für die Kleinsten aufmerksam macht, entbehrt nicht einer bitteren Ironie. Ihr Mann ist für die brutale Abschiebung Tausender Kinder und die Trennung von Familien verantwortlich. Der Abschiebe-Furor der Trump-Administration hat sogar ein krebskrankes Mädchen getroffen.
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Vielleicht ist dieser Brief, da er öffentlich geworden ist, auch ein mahnender Hinweis Melania Trumps an ihren Ehemann? Es ist jedenfalls nicht davon auszugehen, dass sich Wladimir Putin von dieser Prosa beeindrucken lässt. Einem Mann, der 2004 in Beslan eine von Terroristen besetzte Schule ohne Rücksicht auf das Leben Hunderter als Geiseln festgehaltener Kinder stürmen ließ, die Ausradierung Grosnys im Zweiten Tschetschenienkrieg befahl und für die Zerstörung Ost-Aleppos verantwortlich ist, wird sich kaum von einem Gefühlsappell emotional berühren lassen.