DOMRADIO.DE: Das Abendgebet mit Papst Benedikt XVI. auf dem Marienfeld bei Frechen am 20. August 2005. An der Abschlussmesse am nächsten Morgen nahmen dann etwa eine Million Menschen teil und viele hatten auch auf dem Marienfeld übernachtet. Auch Katharina Nowak, damals 21 Jahre alt. Sie war Volunteer und hat sich um 2.000 italienische Jugendliche gekümmert. Wie kam das?
Katharina Nowak (Leiterin des Fachbereichs Spiritualität und Jugendpastoral im Erzbistum Köln): Unser Kaplan hatte einfach irgendwann gesagt, wir bräuchten ein Kernteam in der Gemeinde, das sich um alles kümmert, was während der Tage der Begegnung vor dem Weltjugendtag stattfindet. Dann haben wir uns irgendwann zusammengefunden, waren mit dem Kaplan zu fünft, alle zwischen 17 und 20.
DOMRADIO.DE: Der Weltjugendtag ging dem Ende entgegen, als dann die Vigil mit dem Papst anstand. In welcher Stimmung waren denn die Jugendlichen, als sie da am Marienfeld ankamen?
Nowak: Es war eine total beeindruckende Stimmung, weil alle gute Laune hatten, alle natürlich schon da mit Schlafmangel angekommen sind durch die Tage davor. Es waren irgendwie alle gut drauf, das Wetter hat mitgespielt. Das war, obwohl es so viele Menschen waren, irgendwie ganz entspannt.
DOMRADIO.DE: Und wie haben Sie dann diese Vigil mit Papst Benedikt am Abend in die Nacht hinein auf diesem riesigen Gelände unter freiem Himmel erlebt?
Nowak: Das war wirklich ein sehr, sehr besonderer Moment. Die Vigil fand mit einer eucharistischen Anbetung statt. Dann zu erleben, dass so viele Menschen aus den unterschiedlichsten Teilen dieser Welt da zusammen sind und es ganz leise ist, war beeindruckend. Es waren alle irgendwie verbunden miteinander, ob man sich kannte oder nicht. Das war eine ganz tolle Stimmung in der Dunkelheit mit den Kerzen. Das war für mich sogar beeindruckender noch als dann die Messe am nächsten Tag.
DOMRADIO.DE: Man merkt die Begeisterung auch 20 Jahre später noch. Sie haben im Freien übernachtet. Wie war denn die Nacht im Schlafsack? Haben Sie überhaupt ein Auge zugetan?
Nowak: Auf jeden Fall. Nach der Vigil konnte man gut schlafen. Wir waren einfach auch so müde nach diesen Tagen. Es war auch temperaturmäßig okay. Ab fünf Uhr wurde es dann so langsam wieder wuselig um einen rum.
DOMRADIO.DE: Wie war das denn so mit Frühstück, Zähneputzen, Waschen?
Nowak: Man hat sich dann schon insbesondere auf die Dusche zu Hause gefreut, auf jeden Fall. Das ging da natürlich nicht. Aber wir haben Lunchpakete bekommen für das Abendessen und für das Frühstück. Alle waren irgendwie ausgestattet.
DOMRADIO.DE: Heute sind Sie im Erzbistum Köln Leiterin des Fachbereichs Spiritualität und Jugendpastoral. Und wenn Sie jetzt noch mal so 20 Jahre zurückdenken, was sagen Sie dann jungen Leuten heute? Was nimmt man sich mit von so einem Weltjugendtag für das spätere Leben?
Nowak: Ich habe sehr viel mitgenommen aus meiner gesamten Erfahrung in der Jugendzeit, aber insbesondere aus dem Weltjugendtag. Dieses vorbehaltlose Miteinander umgehen können, auch über Sprachbarrieren hinweg. Weil man halt weiß, dass man irgendwie auf der gleichen Welle funkt. Das ist ganz toll, zu wissen: Der andere und die andere glauben das Gleiche wie ich. Vielleicht in anderen Nuancen, vielleicht in einer anderen Spiritualität. Aber grundsätzlich sind wir von dem Gleichen überzeugt und glauben das Gleiche.
Da war ein automatisches gegenseitiges Wohlwollen. Das habe ich aus dem Weltjugendtag mitgenommen und hoffentlich auch jetzt in meine Arbeit integriert.
Das Interview führte Hilde Regeniter.