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Nach durchwachsener Saison: THW Kiel setzt auf Neuzugänge (2 Min)

Stand: 20.08.2025 21:48 Uhr

Handball-Rekordmeister THW Kiel hat sich für die neue Saison hohe Ziele gesetzt. Die „Zebras“ wollen in die Champions League und zudem im DHB-Pokal und der European League mindestens das Final Four erreichen. Am Sonnabend spielen die Schleswig-Holsteiner in München gegen die Füchse Berlin um den ersten Titel der Saison, den Supercup.

von Jan Kirschner

Im Kieler Hafen gingen die Handballer des THW am Mittwoch für ein paar Stunden an Bord einer schwedischen Fähre. Die „Zebras“ stachen zwar nicht in See, steckten aber auf dem riesigen Boot den Kurs für die neue Saison ab. „Wir wollen uns in der Bundesliga für die Champions League qualifizieren. Und in den anderen beiden Wettbewerben wollen wir jeweils das Final Four erreichen“, erklärte Aufsichtsratschef Marc Weinstock.

Die Spieler des THW Kiel beim Trainingsauftakt

Nach vierwöchiger Sommerpause hat der deutsche Handball-Rekordmeister am Donnerstag die erste gemeinsame Trainingseinheit absolviert.

Fehlende Einnahmen machten Kapitalerhöhung erforderlich

In der vergangenen Serie hatte der Rekordmeister Weinstocks Vorgabe zu zwei Dritteln erfüllt. Der THW gewann den DHB-Pokal und stand in der Endrunde der European League, verpasste als Bundesliga-Vierter allerdings die hochwertige Champions League der besten Teams Europas. „Wir sind aus wirtschaftlicher Sicht nicht zur Teilnahme an der Champions League verdammt, aber sie macht vieles einfacher“, erklärte der Aufsichtsratsboss.

Weniger Kartenverkäufe, geringere Prämien und abgelegenere Reiseziele summieren sich schnell zu einer Million Euro in einer Finanzbilanz. Weinstock bestätigte, dass für das vergangene Geschäftsjahr eine Kapitalerhöhung erforderlich war. Die Zugewinne bei Merchandising und Sponsoring, die Geschäftsführerin Alisa Türck erwähnte, halfen zudem, die Lücke zu schließen.

Aus „strategischen Gründen“, sagte sie, habe man den Verkauf von Dauerkarten bei 7.500 Stück gesattelt, um mehr Menschen „ein Gänsehaut-Erlebnis“ zu ermöglichen. In der vergangenen Saison zählte der THW in allen Wettwerben zusammen 170.000 Zuschauer, was im Handball die Weltspitze darstellt.

THW Kiel

Geschäftsführer Viktor Szilagyi sieht den deutschen Handball-Rekordmeister vor einem „wirtschaftlich sehr herausfordernden Jahr“.

Verletzungssorgen trüben Vorbereitung

Für einen ähnlichen Wert in der kommenden Spielzeit dürfte der sportliche Erfolg die wichtigste Bedingung sein. Die Vorbereitung bot allerdings schon ein paar Dämpfer. Bis zu fünf Profis fehlten verletzungsbedingt in den Trainingseinheiten. Hendrik Pekeler (Achillessehnenriss), für den der Schweizer Lukas Laube kurzfristig nachverpflichtet wurde, fällt noch lange aus.

Der spanische Neuzugang Gonzalo Perez des Vargas (Kreuzbandriss), der zusammen mit Andreas Wolff ein sehr erfahrenes Keeper-Gespann bilden soll, ist derzeit nicht in Kiel. „Er absolviert seinen nächsten Reha-Block in Spanien und wird demnächst von seinem Operateur genauer untersucht – dann haben wir eine Prognose für seinen Einsatz“, teilte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi mit.

Kreisläufer Lukas Laube vom TVB Stuttgart beim Wurf

Der THW hat Lukas Laube vom TVB Stuttgart verpflichtet. Der Handball-Bundesligist reagierte damit auf die schwere Verletzung seines Kreisläufers Hendrik Pekeler.

Jicha arbeitet intensiv mit neuem Mittelblock

Eric Johansson (Knie), Emil Madsen (Wade) und Petter Överby (Rücken) verpassten größere Etappen der Testphase, sind aber offenbar nicht ernsthafter verletzt. Angesichts des personellen Engpasses bekamen andere Akteure mehr Spielpraxis. Etwa die Rückraumspieler Nikola Bilyk und Harald Reinkind, die in der vergangenen Saison viel Verletzungspech hatten.

Den Mittelblock der Abwehr stellten konsequent die beiden neuen Kreisläufer: Laube und Veron Nacinovic, ein 25-jähriger Kroate, der zuletzt in Montpellier spielte. „Mit den beiden konnten wir während der Vorbereitung sehr viel besprechen und Fehler analysieren“, verriet Trainer Filip Jicha.

Patrick Wiencek beim seinem Abschiedsspiel

Seine Auswahl „Piet & Friends“ gewann am Freitagabend gegen den THW Kiel mit 33:28. Selbst Ministerpräsident Daniel Günther spielte mit.

Dahmke dritter Kapitän – „Jemand, der unsere Werte vertritt“

Der Coach benannte Rune Dahmke als dritten Mannschaftskapitän – neben Domagoj Duvnjak und Nikola Bilyk. „Er ist jemand, der unsere Werte vertritt und verteidigt“, betonte Jicha. Dahmke ist der erste gebürtige Kieler, der jemals dieses Amt übernahm. „Ich kann immer noch nicht in Worte fassen, was mir diese Ehre bedeutet“, sagte der 32-Jährige. „Ich bin mit dem Verein aufgewachsen und habe als kleiner Junge zu den Spielern hochgeschaut.“

Makuc kommt 2026 vom FC Barcelona zum THW

Domen Makuc vom spanischen Handball-Meister FC Barcelona

Der Slowene Domen Makuc wechselt im kommenden Jahr vom FC Barcelona zum THW.

So ähnlich ergeht es nun dem frischgebackenen U19-Weltmeister Rasmus Ankermann, der mit den THW-Stars trainieren soll, hauptsächlich aber in der A-Jugend und beim Kooperationspartner TSV Altenholz spielen soll. Er gilt als ein Rückraumspieler der Zukunft, für Sommer 2026 stellte der THW nun seinen zweiten hochkarätigen Rückraum-Neuzugang vor. Nach Julian Köster (VfL Gummersbach) entschied sich Domen Makuc für die Norddeutschen.

Der slowenische Spielmacher kommt vom FC Barcelona und unterschrieb einen Vierjahresvertrag. Ob dann Jicha sein Trainer sein wird, ist noch offen. Der Kontrakt des Tschechen läuft im kommenden Sommer aus. „Die Gespräche werden kurzfristig aufgenommen“, teilte Marc Weinstock mit. Diese Personalie soll in der „zweiten Jahreshälfte abgearbeitet“ werden.

Saison-Start am Sonnabend mit Supercup gegen Füchse Berlin

Der Startschuss für den Rekordchampion in die neue Saison ertönt am Sonnabend um 18 Uhr mit dem Supercup in München. Die „Zebras“ haben diesen traditionsreichen Auftakt bislang 13 Mal gewonnen und fordern als Pokalsieger den deutschen Meister Füchse Berlin heraus. „Ein Sieg würde der Mannschaft guttun“, sagte Jicha.

Der Mini-Titel wäre eine erste Standortbestimmung nach einer Vorbereitung, in der es nur eine Niederlage gab. Aber diese resultierte aus dem einzigen Vergleich mit einem anderen Bundesligisten: ein 37:40 gegen Gummersbach in einer brütend heißen Halle auf dem Balkan.

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