Silbrig glänzt die Fassade der Container im Sonnenlicht, durch geöffnete Fenster dringt Gemurmel nach draußen. Pünktlich zum Beginn des Schuljahres hat das Gymnasium Süd seine neue Containeranlage im Tiroler Park im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen in Betrieb genommen. Rund 300 Schüler, die derzeit die siebte und achte Klasse besuchen, werden für voraussichtlich zwei Jahre dort unterrichtet. Die unteren Jahrgänge nutzen weiterhin die ehemalige Wallschule – bis das Gymnasium Süd voraussichtlich in zwei Jahren komplett an seinen finalen Standort umziehen kann.

Die Aufteilung der Schule auf zwei Provisorien war nötig geworden, weil sich der Umbau des früheren Behördenzentrums an der Seehof- und Gerbermühlstraße verzögert. Das 2022 gegründete Gymnasium Süd wird dort seinen finalen Standort haben, doch Planung und Umbau hielten mit dem Wachstum der Schule, die noch im Aufbau ist, nicht Schritt. Weil die frühere Wallschule inzwischen aus allen Nähten platzte, wurde nach einer Übergangslösung gesucht, die schließlich auch im Tiroler Park gefunden wurde.

Umbau hat begonnen

Mittlerweile hat der Umbau des Behördenzentrums begonnen, wie Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) erläutert. Die städtische ABG, die das Gebäude im Auftrag der Stadt herrichtet, ist damit beschäftigt, das alte Verwaltungsgebäude von innen zu entkernen. Die Büros werden zu Unterrichtsräumen umgebaut. Das Gebäude wird energetisch saniert und bekommt auch eine neue Fassade. Im Frühjahr 2027 soll der Umbau fertig sein, so dass das Gymnasium Süd zum Beginn des Schuljahres 2027/2028 umziehen kann. Die Turnhalle wird ein halbes Jahr später fertig. „Wir sind im Zeitplan“, sagt ABG-Geschäftsführer Frank Junker. Auch die von der Deutschen Bahn geplante Erweiterung einer Bahnstrecke um ein Gleis, die an dem Grundstück vorbeiführt, sei unproblematisch.

Doch bis zu seinem finalen Umzug muss das Gymnasium Süd noch eine Durststrecke überwinden und die Aufteilung auf zwei Standorte in Kauf nehmen. Weil einige Lehrer zwischen der Wallschule und dem 1,3 Kilometer entfernten Tiroler Park pendeln müssen, wurden die großen Pausen auf 25 Minuten verlängert. Trotz derartiger Hindernisse sind die Kollegen, Schüler und Eltern am Gymnasium Süd aber erleichtert, dass die Containeranlage fertig ist, wie Schulleiter Thomas Strauch sagt. „Die Räume gefallen den Lehrern und Schülern. Es gibt eine gewisse Grundzufriedenheit.“

Fachräume für Experimente

Immerhin sind die Container neu und in einem guten Zustand. Von innen sieht man den hellen Räumen und sauberen Fluren den provisorischen Charakter kaum an. Es gibt sogar naturwissenschaftliche Fachräume mit speziellen Anschlüssen und feuerfesten Tischen. Im Chemie-Fachraum ermöglicht eine mit Plexiglas verkleidete Kabine samt Ablufthaube anspruchsvolle Experimente.

Innerhalb von nur neun Monaten ist es den am Bau beteiligten Unternehmen und den Mitarbeitern des Amts für Bau und Immobilien und des Stadtschulamts gelungen, aus 258 Containern eine Schule zu formen. „Die Anlage war in Rekordgeschwindigkeit fertig. Es ist sensationell, wie zügig sie aufgestellt worden ist“, sagt Weber und dankt allen beteiligten Mitarbeitern. Das Provisorium umfasst 13 Unterrichtsräume, eine Mensa, die im September in Betrieb geht, und Fachräume. Einen Teil der Anlage nutzt auch die Riedhofschule, eine benachbarte Grundschule. Denn in deren Räumen wiederum hat eine Kindertagesstätte Platz gefunden, die zuvor im Tiroler Park in alten Containern untergebracht war.

Nur ein Baum gefällt

Um die neuen Container möglichst schonend im Tiroler Park aufzustellen, wurden die Module auf zwei jeweils dreigeschossige Riegel aufgeteilt. In deren Mitte ist ein Hof entstanden, auf dem vier Bäume Schatten spenden. So ist es gelungen, die Bäume im Park fast vollständig zu erhalten. Nur ein einzelner Baum, der ohnehin nicht mehr gesund war, musste gefällt werden. Neben der Containeranlage wird bis November noch ein Bolzplatz angelegt, der auch als Basketballfeld genutzt werden kann. Von den Herbstferien an soll auch der Bustransfer zum Sportunterricht funktionieren, der laut Strauch zu spät ausgeschrieben worden ist.

Wenn das Gymnasium den Tiroler Park verlässt, soll die Grünfläche wieder hergestellt werden. Ob die Container aber tatsächlich schon in zwei Jahren wie geplant wieder abgebaut werden, steht noch nicht fest. Weber will prüfen lassen, ob anschließend die Riedhofschule dort ausgelagert werden kann, denn die benachbarte Grundschule ist ebenfalls sanierungsbedürftig.

Den Vorwurf, dass sich die Finanzierung des Gymnasiums Süd negativ auf andere Schulbaumaßnahmen auswirkt, weist Weber zurück. Die Dezernentin hatte innerhalb ihres Budgets viele Mittel umschichten müssen, um den Umbau des Behördenzentrums finanzieren zu können. Dem Vernehmen nach mussten viele andere Maßnahmen verschoben werden, die nun nicht weiter geplant werden können. Weber sagt, dies betreffe keine Projekte, die aktuell dringend gebraucht würden. Das Gymnasium Süd sei überwiegend durch das Übertragen von Haushaltsmitteln und durch „viele kleinere Beträge“ finanziert worden.