Der Turn- und Sportverein Makkabi Frankfurt will ein ganz normaler Verein sein. Einer, der Sportangebote schafft, seine Werte in die Gesellschaft trägt und das Miteinander fördert. Gerade in den vergangenen fünf Jahren gelang das so gut, dass der Verein seine Mitgliederzahl von einst 1500 auf 5000 mehr als verdreifachen konnte und beispielsweise mit seinem Tischtennis-Nachwuchs beachtliche Erfolge wie einen deutschen Meistertitel errang.

Immer mehr Menschen sind begeistert vom Sportangebot in Sparten wie Fußball, Basketball, Schwimmen, Tischtennis, Schach oder auch Billard. Und immer mehr Menschen teilen auch die Werte. „Je mehr wir werden, umso mehr Botschafter des Guten sind wir“, drückt es Geschäftsführer Lukas Gerhardt aus.

Seine Worte tragen auch eine gewisse Schwere in sich. Das Gute ist ständig in Gefahr, weil TuS Makkabi noch immer kein ganz normaler Verein sein darf, weil er ein jüdischer Turn- und Sportverein ist, Teil der Makkabi-Bewegung, die weltweit jüdischen Sport vereint. In Frankfurt hat sich der Klub in den vergangenen Jahren mehr denn je der Aufgabe verschrieben, durch Sport „Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenzubringen, Stereotypen entgegenzuwirken, Begegnungen zu schaffen und kulturübergreifend Brücken zu bauen“, wie es in der Selbstbeschreibung heißt.

87 Nationen, 12 Religionen

Auf dem Fußballplatz wird das Ansinnen konterkariert, wenn die Spieler des Klubs Ziel antisemitischer Äußerungen wird. Spiele müssen von Ordnern überwacht werden, immer wieder muss die Polizei präventiv Präsenz zeigen an Trainingshallen. Und das vor dem Hintergrund, dass der Verein Menschen aus 87 Nationen und zwölf Religionen versammelt. Menschen jüdischen Glaubens machen nur ein Fünftel der Mitglieder aus.

„Wir nehmen aber wahr, dass wir trotz der schwierigen politischen Gesamtlage kleine Erfolge erzielen im Bemühen um Verständigung“, sagt Gerhardt. Gerade in dieser Zeit sei es nun umso wichtiger, dass TuS Makkabi endlich wieder eine richtige sportliche Heimat bekomme. Nachdem vor vier Jahrzehnten die vereinseigene Sportanlage auf dem Dachsberg einem Autobahnausbau zum Opfer gefallen war, musste der Klub quer verteilt über die Stadt in diversen Hallen oder Sportanlagen wie in Preungesheim oder auf der Bertramswiese Sport treiben. Nun wurde am Dienstag das Richtfest begangen an der Wilhelm-Epstein-Straße gegenüber der Bundesbank und im Schatten des Ginnheimer Spargels – nur sechs Monate nach der Grundsteinlegung.

Segensspruch für die Sportanlage:  Rabbiner Julian-Chaim Soussan beim Richtfest von TuS Makkabi Frankfurt.Segensspruch für die Sportanlage: Rabbiner Julian-Chaim Soussan beim Richtfest von TuS Makkabi Frankfurt.Jannis Schubert

Im Sommer 2026 sollen erste Spiele auf den beiden Fußballfeldern, einem überdachten Kleinspielfeld, in der Sporthalle und auf den Padel-Courts stattfinden. 20 Millionen Euro werden investiert, elf Millionen davon steuert die Stadt bei, wie bei solchen Bauvorhaben von Sportvereinen üblich, das Land hilft mit einem sechsstelligen Betrag, den Rest finanziert Makkabi selbst.

„Diese Anlage hebt unsere Arbeit auf ein neues Niveau“, sagt der Vorsitzende Alon Meyer, der auch Vorsitzender von Makkabi in Deutschland ist. „Die Anlage ist ein starkes Zeichen für jüdisches Leben und gesellschaftliches Miteinander.“ Ein großer Teil des Vereinslebens könne nun an einem Ort stattfinden. Das werde viel Organisationsarbeit ersparen und den Verein als einen der fünf größten der Stadt umso mehr zu einer tragenden Säule des Sports in Frankfurt werden lassen.

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So hoffnungsvoll Meyer ist, so skeptisch ist er angesichts der weltpolitischen Lage. „Eine solche Anlage wird künftig wohl nur noch in Israel und in Amerika möglich sein. Umso glücklicher bin ich, dass dieses Zeichen hier aus Deutschland, aus Hessen und aus Frankfurt kommt“, sagt er. Dann spricht der Gemeinde-Rabbiner Julian Chaim Soussan seinen Segen für das Gebäude. Die Worte sind, anders als bei Richtfesten anderer Sportanlagen, keine bloße Routine.