BVG-Werkstatt in Wedding
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Werkstattleiter bei der U-Bahn: „Wir reparieren den Dingen hinterher“
Do 21.08.25 | 06:56 Uhr | Von Samira El Hattab
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Video: rbb24 Abendschau | 20.08.2025 | Samira El Hattab | Bild: dpa/Heinrich
Ausfälle und Verspätungen: Nicht nur bei der S-Bahn gibt es Probleme, auch Fahrgäste der Berliner U-Bahn kennen das. Ein Grund sind veraltete Wagen, die häufig repariert werden müssen. Wie in der Hauptwerkstatt in Wedding. Von Samira El Hattab
Es wird gebohrt, auseinandergenommen, geschliffen. Riesig ist die 100 Jahre alte Hauptwerkstatt im Wedding, ein denkmalgeschütztes Gebäude, und mittendrin reiht sich U-Bahn an U-Bahn. Fahrzeuge aus unterschiedlichen Baujahren, von 1984 bis 2016. Aufgestellt sind sie auf Metallträgern, damit die Mechanikerinnen und Mechaniker an den Fahrzeugkasten der U-Bahn rankommen.
Hier werden vor allem die großen Hauptuntersuchungen durchgeführt. Nach zehn Jahren muss ein Fahrzeug kontrolliert werden – oder nach 960.000 gefahrenen Kilometern. „Wir fahren so viel, dass die 960.000 Kilometer immer als erstes erreicht sind, das ist nach acht Jahren spätestens“, sagt Enric Powdrack. Er ist kommissarischer Leiter aller U-Bahn-Werkstätten der BVG.
In der U-Bahn-Werkstatt in Wedding ist ständig Hochbetrieb | Bild: dpa/Heinrich
Knapp 20 Prozent aller U-Bahn-Wagen immer in Reparatur
Dabei ist jede Serie der BVG-Bahnen anders und hat auch andere Tücken bei der Reparatur. „Bei dem einen ist es die Tür, bei dem anderen sind es die Motoren“, erklärt Powdrack. Durch bestimmte Probleme könne sich die Instandhaltungs-Rate für manche Fahrzeuge verdreifachen, weil die Fehler immer wieder auftauchen, sagt er. Dabei brauche die BVG 1.000 einsatzbereite U-Bahnen täglich, um einen zuverlässigen U-Bahnbetrieb zu gewährleisten. Insgesamt gibt es laut BVG 1.242 Wagen.
Bei der Hauptuntersuchung werden die Fahrzeuge einmal komplett durchgecheckt. In der Werkstatt müssen aber auch anspruchsvolle Reparaturen durchgeführt werden. Das passiert häufiger, weil die Fahrzeuge immer älter werden. Durchschnittlich ist die Berliner U-Bahn-Flotte 30 Jahre alt. Die ältesten Fahrzeuge sind bis zu 40 Jahre alt. „In den Jahren gibt es halt Material-Ermüdung, die man irgendwann technisch nicht mehr auffangen kann und man repariert den Dingen sozusagen hinterher“, sagt Powdrack. Das führe dazu, dass knapp 20 Prozent aller U-Bahnen immer in Reparatur sind.
Auch ein Grund, warum die Werkstätten der BVG teils überlastet sind. Vier Standorte gibt es in Berlin insgesamt. Die Hauptwerkstatt in Wedding und drei kleinere Betriebswerkstätten, die vor allem für kleinere und schnelle Reparaturen da sind. Eine in Grunewald, in Britz und in Friedrichsfelde. Aber gerade die Werkstatt im Osten kann seit Jahren nur Reparaturen für die U-Bahn-Linie U5 machen, von den anderen Linien aus ist sie aktuell nicht über die Schiene erreichbar. Das liegt daran, dass der Waisentunnel seit Jahren gesperrt ist. Der Tunnel, teils unter der Spree, ist die einzige Verbindung in die Werkstatt. Bis 2029 soll der nun saniert werden.
Die alte Flotte, seltene Ersatzteile – das kostet Zeit – auch bei den Reparaturen. „Aufgrund der unterschiedlichen Klassifizierung der Fahrzeuge, die wir haben, ist es heutzutage kaum möglich, mit einer hohen Präzision sicherzustellen, dass Fahrzeuge auch immer in der Verfügbarkeit da sind, wie wir sie auch wirklich benötigen“, sagt Stefan Kärgel. Er leitet bei der BVG die Abteilung U-Bahn und hofft auf die neuen Fahrzeuge, die Anfang September endlich eingesetzt werden sollen. Die ersten Kleinprofilwagen sollen auf der Linie U2 fahren. Neue U-Bahnen, die dann – so die Hoffnung – weniger Instandhaltung benötigen und Stück für Stück die alten Modelle ersetzen.
So wird der Waisentunnel saniert
rbb
Sendung: rbb24 Abendschau, 20.08.2025, 19:30 Uhr
Beitrag von Samira El Hattab