DruckenTeilen
Ein knappes Ultimatum: Putin wartete nur eine Viertelstunde auf Trumps Anruf. Nun bemüht sich Washington um ein Treffen mit ihm und Selenskyj.
Washington, D.C. – Inmitten intensiver diplomatischer Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs sorgt ein Detail für Aufsehen: Russlands Machthaber Wladimir Putin stellte Donald Trump in der Nacht zu Dienstag, während des Ukraine-Gipfels mit dem ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj sowie hochrangigen europäischen Staats- und Regierungschefs, ein enges Ultimatum – ein Anruf müsse binnen 15 Minuten erfolgen, sonst solle der frühere US-Präsident es am nächsten Tag erneut versuchen.
Russland macht Druck bei Verhandlungen: Putins 15-Minuten-Deadline für Trump
Diese Hintergrundanekdote verriet Trumps Finanzminister Scott Bessent bei Fox News. Putin habe „gesagt, er sei noch 15 Minuten wach“ und Trumps Anruf müsse in diesem Zeitfenster erfolgen, schilderte Bessent. Dies sei ein Zeichen gewesen, dass der Kremlchef „begierig war, zu hören, was der Präsident zu sagen hatte.“
Trump hatte nach dem Treffen im Weißen Haus darauf gedrängt, rasch ein Gipfeltreffen zwischen Putin und Selenskyj zustande zu bringen. Offiziell bestätigte auch das Weiße Haus, so unter anderem The Daily Beast, dass Putin im nächtlichen Gespräch einer „nächsten Phase des Friedensprozesses“ zugestimmt habe – einem direkten Treffen der beiden Kriegsgegner.
Trumps diplomatische Offensive begann bereits Ende vergangener Woche, als er Putin auf einem Militärstützpunkt in Alaska empfing. Drei Stunden sprachen beide über ein mögliches Ende des Krieges, am Ende ohne greifbares Ergebnis. Dennoch habe Trump Putin „auf dem falschen Fuß erwischt“, lobte Finanzminister Bessent, gemäß Mediaite, später und sprach von einer „großartigen Leistung“ des US-Präsidenten.
Ukraine-Verhandlungen in Washington: Trump-Gipfel mit Merz und Co. in BildernFotostrecke ansehenDiplomatie im Ukraine-Krieg: Selenskyj und europäische Führer in Washington
Zurück in Washington setzte Trump nach: Am Montag empfing er Selenskyj und sieben europäische Staats- und Regierungschefs – darunter Emmanuel Macron, Giorgia Meloni, Friedrich Merz und Keir Starmer – im Weißen Haus. Während dieser Beratungen zog sich Trump zwischenzeitlich zurück, um den Kremlchef anzurufen. Ein EU-Diplomat bestätigte gegenüber Reuters, dass die Gespräche dafür unterbrochen wurden. Trump selbst erklärte später, er habe nicht direkt im Beisein der Europäer telefonieren wollen, „weil das respektlos gegenüber Präsident Putin gewesen wäre“.
Die Gespräche drehten sich nicht nur um ein mögliches trilaterales Gipfeltreffen, sondern auch um äußerst heikle inhaltliche Fragen. Während Selenskyj betont, dass er „kein Land an Russland abtreten“ werde, verfolgt Putin weiterhin das Ziel, die Regionen Donezk und Luhansk vollständig zu annektieren sowie die Frontlinien in Cherson und Saporischschja einzufrieren.
Nächtliches Ultimatum: Putin gab Trump ein enges Zeitfenster für den Anruf während der Washington-Gespräche. © Foto links: IMAGO / ZUMA Press Wire | Foto rechts: IMAGO / SNAKeine Nato-Mitgliedschaft für die Ukraine, Streit um Sicherheitsgarantien
Zudem steht die Frage von Sicherheitsgarantien für die Ukraine im Raum. Trump deutete an, die USA könnten zusammen mit Europa „robuste Garantien“ nach dem Vorbild von Artikel 5 der Natogeben – jedoch ohne eine Nato-Mitgliedschaft Kiews. Putins Außenminister Sergej Lawrow zeigte sich derweil laut The Daily Beast zurückhaltend: „Jede Form von Kontakten zwischen Spitzenvertretern muss sorgfältig vorbereitet werden.“
Während Trump sich selbst als Friedensstifter inszeniert, der bereits „sechs Friedensabkommen geschlossen“ habe, warnen europäische Diplomaten vor überstürzten Schritten. Vor allem die Möglichkeit, dass Trump Putins Territorialforderungen teilweise akzeptiert, stößt auf Kritik. Die europäischen Verbündeten sind sich einig, dass einzig die Ukraine hierüber entscheiden könne und dürfe.
Selenskyjs Balanceakt: Treffen mit Putin noch ungewiss
Selenskyj selbst versucht derweil, die Balance zu wahren: In Washington sprach er von einem „historischen Moment“ und kündigte an, konkrete Inhalte für mögliche Vereinbarungen zu erarbeiten. Auf X schrieb er: „Wir teilen den starken Wunsch, diesen Krieg schnell und zuverlässig zu beenden. Und der Frieden muss dauerhaft sein.“ Auch europäische Partner betonten, dass eine Lösung nur mit stakren Sicherheitsgarantien funktionieren könne, die Russland von neuen Angriffen abhalten.
Ob und wann es tatsächlich zu einem direkten Treffen zwischen Putin und Selenskyj kommt, ist offen. Trump selbst erklärte, er wolle die beiden zunächst „unter sich reden lassen“ und erst danach – falls nötig – selbst dazustoßen. Als möglicher Ort wird Budapest gehandelt.
Auswahl: Gebrochene Abkommen durch Russland seit 1994
Quellen: bpb, n-tv.de, bundeswehr.de, tagesschau.de.
Kämpfe im Ukraine-Krieg dauern an, Skepsis gegenüber Putin uns Russland
Bis dahin jedoch dauern die Kämpfe im Ukraine-Krieg unvermindert an. In der Region Charkiw starben kurz vor den Gesprächen im Weißen Haus am Montagabend bei russischen Drohnenangriffen mehrere Zivilisten, darunter ein Kind, berichtet die BBC. Der Druck auf alle Beteiligten, den diplomatischen Worten bald Taten folgen zu lassen, wird also keineswegs geringer.
Viele Beobachter erinnern allerdings daran, notiert ebenfalls die BBC, dass frühere Abkommen mit Moskau oft nicht eingehalten wurden. Von den Vereinbarungen im Rahmen des Budapester Memorandums 1994 bis zu den gescheiterten Minsker Abkommen – immer wieder habe Russland internationale Zusagen gebrochen. Umso skeptischer blicken Experten nun auf die von Trump angestoßenen Initiativen und die Frage, ob dieses Mal tatsächlich mehr als Symbolpolitik herauskommen kann. (chnnn)