Ulla Grootens kann es immer noch nicht fassen. „Es ist unglaublich, was hier gerade abgeht“, sagt die Inhaberin des Lokals „Zum Einhorn“ in Kevelaer. Die Nachrichten auf ihrem Handy kann sie kaum noch zählen. „Auch auf der Straße und bei Edeka werde ich ständig auf K.I.Z angesprochen“, erzählt sie. Dabei hatte die 55-Jährige bis zum Samstag noch nie von der Band gehört.

Da spielten die Deutsch-Rapper beim San-Hejmo-Festival und hatten vorher offenbar noch Hunger. Sie machten sich auf den Weg nach Kevelaer zum „Einhorn“ und posteten anschließend ein Bild auf ihrem Facebook-Kanal mit dem kurzen Kommentar „Geht hier nicht essen“. Seitdem gibt es einen Mega-Hype in der Marienstadt um den Besuch der Berliner Band.

Ulla Grootens hatte von dem Post gar nichts mitbekommen, auch wer da Samstagabend in ihr Lokal gekommen war, ahnte sie nicht. „Sonntag bekam ich eine Nachricht von einem Bekannten, dass unsere Gastwirtschaft groß im Internet steht. Erst dann ist mir klar geworden, dass da wohl Stars bei mir waren“, erzählt sie.

Ulla Grootens hatte sich nichts dabei gedacht, als am Samstag gegen 18 Uhr drei junge Männer in das Einhorn kamen. Sie sagten, sie wollten etwas essen. „Doch ich habe Ihnen gesagt, dass das nicht möglich ist, weil wir kein À-la-carte-Geschäft mehr machen“, erzählt die Wirtin. Mitte des Jahres hat das „Einhorn“ sein Konzept nämlich komplett umgestellt. Es gibt kein Tagesgeschäft mehr. Statt dessen öffnet man weiter für Festlichkeiten, Partys oder geschlossene Gesellschaften. Am Samstag gab es zwei große Geburtstagsfeiern, der Saal war voll. K.I.Z hatten vermutlich nur bei Google reingeschaut, wo das „Einhorn“ immer noch als Restaurant geführt wird.

„Ich habe gesagt, es tut mir leid, aber Sie können hier nichts essen.“ Daraufhin hätten die drei Männer etwas vor sich hingemurmelt und hätten dann das Einhorn verlassen. „Das war alles ganz unspektakulär“, sagt Ulla Grootens. Das wäre es vermutlich auch geblieben, wenn die Band nicht vor dem Lokal noch ein Foto gemacht und das auf ihrem Facebook-Kanal veröffentlicht hätten. Dort sind Nico und Tarek zu sehen, der Eingang des „Einhorn“ und eben der Eintrag „geht hier nicht essen“.

„Das hat Riesenkreise gezogen“, sagt Ulla Grootens. Kein Wunder, allein die K.I.Z-Facebookseite hat 642.000 Follower, die Band ist eine der erfolgreichsten Rap-Gruppen in Deutschland, ihre letzten drei Alben erreichten jeweils die Nummer 1. Nicht umsonst waren sie auch der Headliner bei San Hejmo.

Der Beitrag bei Facebook hatte am Dienstagmorgen bereits 1117 Likes und mehr als 150 Kommentare. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass das alles ironisch gemeint sei. „Ich will da jetzt unbedingt auch hin“, schreibt Martin, und Jasmin ist sogar ganz traurig: „Ich könnte heulen. Bis November habe ich noch in Kevelaer gewohnt. Ich hätte einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit dem Hund gehen müssen, und hätte euch getroffen.“ Frank kommentiert ironisch. „Tja, wer nur Fast Food gewohnt ist, der kommt mit gut bürgerlicher Küche nicht klar. Muss ja schlimm sein in Berlin.“

„Ich kannte die Gruppe vorher nicht und wusste auch nicht, was ich von dem Post halten soll“, erzählt die Wirtin. Ihr Sohn habe ihr dann aber gesagt, dass das der Humor der Band sei. „Mein Sohn hat mir gesagt: Lade die doch noch mal zu dir ein. Dann kriegst du auch gleich das Hülsparkstadion nebenan voll.“

Unter dem Post findet sich unter den Kommentaren auch der Vorschlag, K.I.Z doch zum „Nette-Leute-Stammtisch-Treff“ einzuladen. Jeden ersten Freitag im Monat öffnet das „Einhorn“ nämlich immer noch für ehemalige Stammgäste oder Kegelclubs, die früher hier gespielt haben.

Ulla Grootens nimmt die ganze Sache mit Humor und ist der Band für den Eintrag nicht böse. „Das ist wohl alles ironisch gemeint, ist ja auch irgendwie witzig.“ Für das „Einhorn“ könne der Eintrag ja nur gute Werbung sein.

Doch die Wirtin stellt auch klar: „Selbst wenn ich gewusst hätte, dass das große Stars sind, hätte ich keine Ausnahme gemacht. Die Gesellschaften gehen da immer vor. Auch für die Rolling Stones würde ich da keine Extrawurst machen“, sagt sie lachend und ergänzt. „Aber die können gerne mal essen kommen, wenn es passt. Denn wir haben hier eine sehr gute Küche.“

Wofür K.I.Z steht, ist übrigens nicht bekannt. Die Band selbst bezeichnet sich auch gerne als „Klosterschüler im Zölibat“. Das würde zur Wallfahrtstadt ja passen.