Julia Cruschwitz: Ein Femizid ist ein Mord an einer Frau, weil sie eine Frau ist, aus geschlechtsspezifischen Gründen. Man könnte sagen, dass es etwas ist, was eher einer Frau passiert als einem Mann. Darunter fallen zum Beispiel – im Zusammenhang mit Menschenhandel, also organisierter Kriminalität, Prostitution – Frauen, die da umgebracht werden. Frauen, die infolge von Zwangsverheiratung sterben, bei Mitgiftangelegenheiten umgebracht werden, Embryonen, die schon im Mutterleib getötet werden, in Kriegshandlungen, wenn Frauen systematisch vergewaltigt und getötet werden. Das sind alles Femizide, weil sie eben eher Frauen als Männern passieren.

Und die häufigste Art von Femiziden, auch gerade hier in Deutschland oder in allen westeuropäischen Ländern, ist die sogenannte Trennungstötung. Also ein Mann tötet seine Frau, wenn sie sich trennen möchte. Oder im Grunde in einer Beziehung, wenn sie nicht das tut, was er möchte, sieht er keine anderen Ausweg. Oder er nimmt sich das Recht heraus, ihr das Leben zu nehmen. Meist aus einer Kontrolle heraus, weil er sehr stark dominiert und die absolute Kontrolle über eine Person ist eben, wenn man sie tötet. Das ist meist der Hintergrund von den Femiziden in Deutschland.