Das Mannheimer Unternehmen Wacker hat einen Snack auf den Markt gebracht – in quadratischer Form. Darauf reagierte der Schokoladenhersteller Ritter Sport mit einer Klage.

In den vergangenen Tagen hat ein kurzes Video in den Sozialen Netzwerken tausende Userinnen und User erreicht. Darin zu sehen: Mitarbeitende des Mannheimer Unternehmens Wacker, die auf eine Klage des Schokoladenherstellers Ritter Sport reagieren.

Bei dem Streit geht es um Haferriegel, die in einer quadratischen Verpackung verkauft werden. Der Snack mit dem Namen „MONNEMer QUADRAT BIO“ sollte laut Wacker „auf die Mannheimer Quadrate anspielen“. Ritter Sport gehe es bei der Klage um den Markenschutz. „Wenn wir unsere bekannte dreidimensionale Formmarke in Kollisionsfällen nicht verteidigen, gefährden wir letztendlich unseren Markenschutz“, teilte eine Sprecherin des Unternehmens auf SWR-Anfrage mit.

Unternehmen Wacker aus Mannheim

Die Wacker GmbH gibt es seit 2017. Das Familienunternehmen aus Mannheim hat nach eigenen Angaben inzwischen 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Firma bietet „unverarbeitete Lebensmittel ohne Zusatzstoffe“ an – darunter: Fertiggerichte im Glas, Haferriegel und Suppen.

Landgericht Stuttgart: Ritter Sport verlangt Rückruf der Haferriegel

Das Landgericht Stuttgart bestätigt die Klage auf SWR-Anfrage. In dem Verfahren verlange Ritter Sport von Wacker „die Unterlassung, ihr Produkt (…) mit der aktuell verwendeten quadratischen Verpackung herzustellen, zu bewerben oder anzubieten“. Das teilte ein Sprecher des Landgerichts mit. Dabei gehe es um verschiedene Sorten des Haferriegels.

Außerdem möchte das Schokoladenunternehmen erfahren, in welchem Umfang Wacker „diese Art von Verpackung verwendet hat“ – und „die Feststellung einer grundsätzlichen Schadenersatzpflicht“, heißt es weiter. „Schließlich verlangt [Ritter Sport] den Rückruf der mit der streitgegenständlichen Verpackung in Verkehr gebrachten Produkte“, so der Gerichtssprecher.

Quadratischer Hafersnack "Monnemer Quadrat Bio" von Wacker

Hafersnack „Monnemer Quadrat Bio“ von Wacker

Ritter Sport geht es um den „Schutz der Marke“

Die quadratische Verpackungsform sei eine der bekanntesten Marken Deutschlands und zentrales Wiedererkennungsmerkmal von Ritter Sport, so die Sprecherin des Schokoladenherstellers. Die zusätzliche Verwendung der Begrifflichkeit „Quadrat“ auf dem Riegel durch die Firma Wacker unterstreiche „dabei natürlich diese Form und verstärkt somit die Markenkollision“.

Ritter Sport hatte sich erst vor einigen Jahren bei einem Streit mit dem Milka-Hersteller Mondelez gerichtlich durchgesetzt. In dem Verfahren ging es um die quadratische Form bei Schokoladen. Ritter Sport hatte damals in letzter Instanz beim Bundesgerichtshof (BGH) den Rechtsstreit gewonnen.

Mannheimer Unternehmen zur Klage: „Wir waren total baff“

Seit November 2024 verkauft Wacker nach eigenen Angaben die Haferriegel in der quadratischen Verpackung. Ritter Sport hat laut Wacker im Januar darauf reagiert – mit einer Abmahnung per Post. In dem Schreiben seien sie dazu aufgefordert worden, diese Riegel nicht so zu verkaufen, erzählt Matteo Wacker, geschäftsführender Gesellschafter der Wacker GmbH, im SWR-Interview.

Danach habe Ritter Sport Kontakt mit dem Mannheimer Unternehmen aufgenommen: „Wir wollten eine Lösung finden, um die Verpackung ein bisschen anzupassen, sodass es für [Ritter Sport] auch in Ordnung ist“, sagt Wacker. Ritter Sport habe zunächst positiv reagiert, sich dann aber fünf Monate nicht gemeldet. „Dann war die Klage hier auf dem Tisch.“ Das sorgte bei dem Mannheimer Unternehmen für Unverständnis.

Wir waren total baff, dass da jetzt einfach eine Klage kommt.

Ritter Sport sieht das anders: Wie der Schokoladenhersteller mitteilte, wollte sich das Mannheimer Unternehmen Änderungsvorschläge für die Verpackung überlegen und sich dann zurückmelden. „Umso überraschter waren wir, als wir als nächste Reaktion einen Anwaltsschriftsatz erhielten, in welchem betont wurde, dass Wacker am Quadrat festhalten werde“, heißt es in der Stellungnahme von Ritter Sport weiter. Einige Woche später habe man eine Skizze mit Änderungsideen erhalten. Diese seien aber nicht weit genug gegangen, „um eine Markenkollision beziehungsweise Markenrechtsverletzung auszuschließen“.

Gründer Matteo Wacker sitzt an seinem Schreibtisch. Im Hintergrund an der Wand steht "bleib wacker" geschrieben.

Gründer Matteo Wacker kann nicht nachvollziehen, dass sein Unternehmen von Ritter Sport verklagt wurde.

Mannheimer Firma verbreitet Klage in den Sozialen Netzwerken

„Wir sind ein kleines Unternehmen, wir haben keine prall gefüllten Anwaltskriegskassen“, sagt Matteo Wacker. Sie hätten deshalb keine andere Wahl gehabt, als die Klage über die Sozialen Netzwerke an die Öffentlichkeit zu bringen. In den vergangenen Tagen habe man darüber viel Zuspruch erfahren. „Da ist uns auch erst klar geworden, wie viele quadratische Produkte es eigentlich gibt – teilweise auch mit Schokolade“, so der Mannheimer Unternehmer.

Warum wurden wir jetzt verklagt? Wurden die alle verklagt? Oder hatten wir einfach Pech?

In diesem Zusammenhang verweist Ritter Sport auf die „Markenkollision“: „Zwischen Schokolade und Müsliriegeln besteht – juristisch gesprochen – Warenähnlichkeit, was für eine Markenkollision völlig ausreicht.“ Andere ähnliche Produkte würden sich ausreichend in Warenart und/oder Verpackungsform unterscheiden, um eine sogenannte Markenkollision zu vermeiden, so der Schokoladenhersteller.

Für die Frage einer Markenkollision ist nicht relevant, welcher Bezugspunkt oder welche Idee hinter der Verwendung der Marke steht.

Mannheimer Firma habe keinen Streit mit Ritter Sport beabsichtigt

Mit den quadratischen Riegeln wollte Wacker nach eigenen Angaben ein Produkt für ihre Heimatstadt machen. „Es ist eine Herzensangelegenheit von uns und gar kein Hauptprodukt von unserem Sortiment“, so Matteo Wacker. Man habe „überhaupt nicht beabsichtigt, irgendwie mit Ritter Sport in Verbindung gebracht zu werden“.

Die Klage sei bereits Ende Juli beim Landgericht Stuttgart eingegangen. Ein erster Termin zur mündlichen Verhandlung findet nach Angaben des Gerichts am 18. November am Stuttgarter Landgericht statt.