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Eine alte Bibliotheksgeschichte verbreitet sich. Ein Buch aus dem Jahr 1943 kehrt zurück und hätte nahezu ein Vermögen gekostet.
Immer wieder kommt es vor, dass Bücher verspätet in einer Bibliothek zurückgegeben werden, beispielsweise wurde in Kalifornien vor rund zwei Jahren ein Buch nach 100 Jahren zurückgegeben. Ein unscheinbares Paket aus Oregon erreichte im Juni 2025 die Central Library in San Antonio. Der Inhalt verblüffte das Team: Ein Sachbuch von Frances Bruce Strain, einer Familientherapeutin, war am 30. Juli 1943 ausgeliehen worden. Es hätte 28 Tage später zurückgegeben werden sollen, doch stattdessen verbrachte es fast 82 Jahre in Familienkisten, auf Dachböden und bei Umzügen. Nun tauchte es in erstaunlich gutem Zustand wieder auf.
Buch verspätet abgegeben: Mehrere Tausend Dollar StrafeDie Public Library von San Antonio erhält 82 Jahre verspätet ein Buch zurück. Die Mahngebühr hätte beinahe ein Vermögen gekostet (Symbolbild). © Funke Foto Services/Imago
Auf der Innenseite des Buches steht noch der Stempel, der eine Strafe von drei Cent pro Tag bei verspäteter Rückgabe ankündigt. Was damals nach einem kleinen Betrag klang, hätte sich zu einer beträchtlichen Summe entwickelt. Ohne Berücksichtigung der Inflation wären das fast 900 Dollar gewesen. Bei Umrechnung der Kaufkraft – drei Cent von 1943 entsprechen heute 56 Cent – hätte die Familie über 16.000 Dollar Strafe zahlen müssen.
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Ein handgeschriebener Brief, unterzeichnet mit den Initialen P.A.A.G., lag bei. Darin wird erklärt, dass die Bücherkiste erst nach dem Tod des Vaters entdeckt wurde und beim Durchblättern der Stempel der San Antonio Public Library auffiel. Die Absenderin vermutet, dass ihre Großmutter das Buch ausgeliehen hatte, als ihr Vater elf Jahre alt war, kurz bevor sie an die US-Botschaft in Mexiko-Stadt versetzt wurde, und es einfach mitgenommen hatte. Augenzwinkernd fügte sie hinzu, dass sie hoffe, es gebe keine Verspätungsgebühr, da die Großmutter diese nicht mehr bezahlen könne.
Hohe Gebühren hinfällig
Die Sorge ist unbegründet, denn die San Antonio Public Library schaffte 2021 alle Versäumnisgebühren ab, um finanzielle Hürden beim Zugang zu Bibliotheksdiensten zu beseitigen. Die potenzielle Rechnung von 16.000 Dollar – nach Berücksichtigung von Kaufkraft und Inflation – ist somit hinfällig – ein Glücksfall für die Erben, die unwissentlich ein kleines Vermögen hätten zahlen müssen.
Das Buch wird vorerst bis Ende August in der Lobby der Central Library ausgestellt und darf dort hinter Glas glänzen, wie die Bibliothek auf ihrer Website berichtet. Danach wandert es in den Second-Hand-Laden „Book Cellar“, dessen Erlöse neue Medienanschaffungen finanzieren.
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Diese Geschichte erinnert charmant daran, dass Bibliotheken nicht nur Wissen bewahren, sondern auch kuriose Geschichten beherbergen. Und manchmal ist Gnade teurer als Gerechtigkeit – in diesem Fall 16.000 Dollar teurer. Trotzdem sollte man immer ein Auge auf die Leihfrist haben, denn die aktuellen Gebühren sind vielerorts nicht ohne. Auch wenn sich die Mahngebühren von Bibliothek zu Bibliothek unterscheiden, kann es sehr schnell teuer werden. So kostet das Überziehen der Ausleihfrist an der Universitätsbibliothek Berlin zwei Euro pro Medium ab dem fünften Tag.
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